Im 18. Jahrhundert wurden Waren in Manufakturen serienweise im Wesentlichen in Handarbeit hergestellt. Die Überwachungen der Maschinen erfolgten durch mechanische Sensoren. Ende des 18. Jahrhunderts fand die erste industrielle Revolution statt, Wasser- und Dampfkraft unterstützen mechanische Produktionsanlagen.
Durch die nutzbare Verwendung des Stroms konnte mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts die arbeitsteilige Massenproduktion beginnen. Die zweite industrielle Revolution fand statt.
In den 70er Jahren kam es dann durch den Einsatz von Elektronik und IT zur dritten industriellen Revolution. Speicherprogrammierbare Steuerungen ermöglichten eine prozesstechnische Automatisierung von Maschinen und Anlagen.
Heute spricht man von der vierten industriellen Revolution. Cyber-physische Systeme ermöglichen eine Verknüpfung von realen Objekten und virtuellen Prozessen. Dabei spielt das Internet eine zentrale Rolle. Durch das digitale Erfassen von Prozessinformationen können Sensoren, die in Maschinen oder Anlagen verbaut sind, untereinander kommunizieren. Zu den Schlüsseltechnologien zählen RFID (radio-frequency identification) als auch NFC (near-field-communication).
Flexible Prozesse brauchen flexible Fachkräfte
Durch die fortschreitende Digitalisierung müssen Veränderungen im Produktionsprozess oft kurzfristig erfolgen. Im Zeitalter der Industrie 4.0 werden Schnittstellen von Maschinen, Anlagen und Prozessen vernetzt, wodurch die Komplexität zunimmt. So werden von Fach- und Führungskräften verstärkt unterschiedliche Kompetenzen verlangt. Es ist eine ständige Wissensanpassung erforderlich, lebenslanges Lernen gehört heute zum Standard.
Insbesondere gilt dies für Fach- und Führungskräfte für explosionsgeschützte Anlagen, bei denen Fehlentscheidungen extreme Auswirkungen auf die Zerstörung von Menschenleben und Anlagen nach sich ziehen können. So besitzen auf dem Gebiet des Explosionsschutzes
- Planer und Projektanten,
- Hersteller und Errichter,
- Betreiber und Instandhalter,
- Ingenieurbüros und Berater,
- Prüforganisationen und Behörden
eine ausgesprochen hohe Verantwortung.
Betreiber explosionsgeschützter Anlagen müssen up to date sein
Der deutsche Gesetzgeber verlangt beispielsweise in der Gefahrstoffverordnung, dass der Betreiber von explosionsgeschützten Anlagen eine Fachkunde auf seinem jeweiligen Gebiet aufweisen und die Fachkenntnisse durch entsprechende Fortbildungsmaßnahmen auf dem aktuellen Stand halten muss. So muss der Unternehmer beispielsweise für die Instandsetzung von Geräten, Schutzsystemen oder Sicherheits‑, Kontroll- oder Regelvorrichtungen im Sinne des Explosionsschutzes (Richtlinie 2014/34/EU) sicherstellen, dass geeignete Personen eingesetzt werden. Dies bedeutet demnach, dass die eingesetzten Personen aufgrund ihrer fachlichen Ausbildung, ihrer Spezialkenntnisse und entsprechenden Fähigkeiten sowie Erfahrungen die übertragenen Arbeiten beurteilen, durchführen und dabei die mögliche Relevanz für den Explosionsschutz im Rahmen ihrer Tätigkeiten erkennen können.
Hinzu kommen Anforderungen an eine geeignete Ausstattung und Organisation sowie das Heranziehen notwendiger Unterlagen. Bei der Instandsetzung von Geräten, Schutzsystemen oder Sicherheits‑, Kontroll- oder Regelvorrichtungen müssen die Anforderungen unabhängig davon, ob eine Prüfung erforderlich ist, immer erfüllt werden. Bei der Organisation sind insbesondere folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Festlegung der Verantwortlichkeiten,
- Sicherstellung der erforderlichen Schulung, Weiterbildung und Teilnahme an einem Erfahrungsaustausch,
- Zugriffsmöglichkeiten auf einschlägige Vorschriften und Regelwerke, gegebenenfalls Kontakt zum Hersteller und zu Prüfstellen,
- Vorliegen gerätespezifischer Unterlagen, zum Beispiel Herstellerunterlagen wie Betriebsanleitungen, Schaltpläne, Montageanleitungen, Einzelteillisten oder spezifische Informationen über das Einsatzgebiet.
Maßgeschneiderte Qualifizierungsangebote sind gefragt
So wächst der Druck auf Bildungsanbieter, die Aus- und Weiterbildungen auf dem Gebiet des Explosionsschutzes anbieten. Es werden Bildungs- und Qualifizierungsangebote gewünscht, die sich von den herkömmlichen Angeboten unterscheiden. Gesucht werden verstärkt Qualifizierungsangebote, die direkt auf die Probleme des Kunden zugeschnitten sind. Durch heterogene Gruppen in der Arbeitswelt nehmen individuelle Lernangebote einen besonderen Stellenwert ein. Ob Büro oder mobiles Arbeiten – individuelle Lernangebote unterstützt durch digitale Medien sind von Zeit und Raum unabhängig. So können außerdem Reisezeit und ‑kosten zu einem Präsenzseminar eingespart werden. Individuelle digitale Lernangebote mit telefonischer Beratung werden im Explosionsschutz nur selten Angeboten. Auch im Hinblick auf den demografischen Wandel müssen Qualifizierungsangebote an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden. Dies bedeutet eine große Herausforderung für Bildungseinrichtungen, die im Zuge der Digitalisierung am Markt bestehen oder führend bleiben wollen. Nicht zuletzt müssen gegebenenfalls die Kompetenzen der Lernbegleiter völlig neu gedacht und geschult werden.
Für Fach- und Führungskräfte ist es nicht immer einfach die richtigen Qualifizierungsangebote zum Thema Explosionsschutz herauszusuchen. In einer Tabelle, die auf www.sifa-sibe.de heruntergeladen werden kann (siehe unten), sind Qualifizierungsanbieter mit Schulungen zum Schwerpunktthema Explosionsschutz aufgeführt.
Die in der Tabelle aufgeführten Qualifizierungen verfolgen vornehmlich den Explosionsschutz als Gegenstand der Weiterbildungsmaßnahme. Die Aufführung der Angebote erfolgte in alphabetischer Reinfolge. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Thema Qualifizierung im Explosionsschutz wird in Zukunft durch den Autor auch an dieser Stelle fortgeführt. Hinweise und Ergänzungen werden gerne unter
patrick.dyrba@dyrba-explosionsschutz.de
entgegengenommen.
Autor: Patrick Dyrba
Fachberater Explosionsschutz,
Geschäftsführer Dyrba & Kollegen Explosionsschutz GmbH
E‑Mail: patrick.dyrba@dyrba-explosionsschutz.de
www.dyrba-explosionsschutz.de
Eine Tabelle mit Qualifizierungsanbieter, die Schulungen speziell zu Explosionsschutz anbieten, finden Sie unter