Um eine gemeinsam abgestimmte Arbeitsschutzstrategie zu realisieren, hat die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) drei Kernelemente definiert:
- Entwicklung gemeinsamer Arbeitsschutzziele, daraus Ableitung von vorrangigen Handlungsfeldern und Eckpunkten für Arbeitsprogramme sowie deren Evaluierung
- Festlegung eines abgestimmten Vorgehens der für den Arbeitsschutz zuständigen Landesbehörden und der Unfallversicherungsträger bei Beratung und Überwachung der Betriebe
- Herstellung eines verständlichen, überschaubaren und abgestimmten Vorschriften- und Regelwerks.
Darüber hinaus ist die Evaluierung der Zielerreichung integraler Bestandteil der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie.
Für die zweite GDA-Periode (2013 bis 2018) wurden drei Arbeitsschutzziele festgelegt:
- Verbesserung der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes (Arbeitsprogramm Organisation)
- Verringerung von arbeitsbedingten Gesundheitsgefährdungen und Erkrankungen im Muskel-Skelett-Bereich (Arbeitsprogramm MSE)
- Schutz und Stärkung der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer Belastung (Arbeitsprogramm Psyche).
Schwerpunkt in allen drei Arbeitsprogrammen bildeten die Betriebsbesichtigungen, ergänzt um viele weitere Aktivitäten.
Organisation des Arbeitsschutzes verbessern
Die Gefährdungsbeurteilung als zentrales Instrument des Arbeitsschutzes stand im Mittelpunkt des Arbeitsprogramms Organisation. Ein Ziel war es, die Anzahl der Betriebe, die die Gefährdungsbeurteilung in ihrem gesamten Prozess bis hin zur Wirksamkeitsmessung und Dokumentation umsetzen, zu erhöhen. Weiterhin sollten Sicherheit und Gesundheitsschutz stärker in betriebliche Prozesse und Entscheidungsbereiche integriert werden.
Im Rahmen des Arbeitsprogramms wurde der GDA-ORGAcheck (siehe Kasten Linktipps), ein Online-Instrument für Arbeitgeber zur Selbstbewertung der betrieblichen Arbeitsschutzorganisation und der Gefährdungsbeurteilung inklusive Benchmark, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), entwickelt. Die Ergebnisse im Benchmark zeigen, dass das Vorhandensein einer sicherheitstechnischen oder betriebsärztlichen Betreuung einen großen Einfluss auf die Qualität der Arbeitsschutzorganisation und die der Gefährdungsbeurteilung hat. Ein zentrales Element für eine gute betriebliche Arbeitsschutzorganisation und Gefährdungsbeurteilung ist zudem, dass die Verantwortlichen im Betrieb dies als eine Führungsaufgabe (an-)erkennen.
Prävention macht stark – auch Deinen Rücken
Das Arbeitsprogramm MSE wollte das Ziel durch Weiterentwicklung der Präventionskultur in den Betrieben und Förderung der Gesundheitskompetenz der Beschäftigten erreichen. Die Ergebnisse zeigen, dass in nur etwas mehr als der Hälfte der Betriebe die Gefährdungsbeurteilung physischer Belastungen angemessen war, während die Resultate zur ergonomischen Gestaltung von Arbeitsplätzen und ‑abläufen besser ausfielen. Freiwillige Maßnahmen zur MSE-Prävention boten mehr als die Hälfte der besichtigten Betriebe an. Eine Kontinuität ist jedoch nur bei wenigen Betrieben vorhanden.
Zahlreiche Veranstaltungen, Seminare, Schulungen sowie die Erstellung eines Seminarmoduls und eines Kurzfilms ergänzten die Maßnahmen im Arbeitsprogramm.
Stress reduzieren – Potenziale entwickeln
Im Arbeitsprogramm Psyche sollten Maßnahmen zur menschengerechten Gestaltung der Arbeit und Ressourcenstärkung umgesetzt werden. Neben Qualifizierungen für das Aufsichtspersonal und Fachkräfte für Arbeitssicherheit wurden Standards für Informations- und Qualifizierungsmaßnahmen für Betriebsärzte, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Interessenvertretungen, Unternehmer und Führungskräfte erarbeitet. Die Broschüre „Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“ (siehe Kasten Linktipps) stößt auf reges Interesse und ist durch einen Erklärfilm ergänzt worden.
Die Ergebnisse zeigen, dass 32,4 Prozent der besichtigten Betreibe eine gute beziehungsweise sehr gute Gefährdungsbeurteilung haben. Dieser Anteil stieg auf 46,5 Prozent bei den Zweitbesichtigungen. Die Effekte des Aufsichtshandelns wurden insbesondere bei Betrieben mit ungenügender Gefährdungsbeurteilung sichtbar.
Ausblick auf die dritte GDA-Periode
Laut Betriebs- und Beschäftigtenbefragung der GDA von 2015 führt lediglich jeder achte Betrieb den Prozess der Gefährdungsbeurteilung, der nach dem Arbeitsschutzgesetz vorgeschrieben ist, vollständig durch. Um die Bedeutung der Gefährdungsbeurteilung hervorzuheben, aber auch die Durchführung der Gefährdungsbeurteilungen als Prozess in den Betrieben zu verbessern und die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen, wurde
die Gefährdungsbeurteilung als strategisches Ziel für die dritte GDA-Periode benannt. Das strategische Ziel dieser Periode lautet:
- „Arbeit sicher und gesund gestalten: Prävention mit Hilfe der Gefährdungsbeurteilung.“
Erkrankungen im Bereich des Muskel-Skelett-Systems und psychische Störungen gehören zu den Diagnosen mit den höchsten Arbeitsunfähigkeitstagen und bleiben ein wichtiges Arbeitsschutzthema. Als weiteres Ziel wurden krebserzeugende Gefahrstoffe identifiziert, denn diese haben eine hohe praktische Relevanz in den Betrieben. Zudem besteht hoher Unterstützungsbedarf, vor allem
in Klein- und mittleren Unternehmen (KMU).
Unter das strategische Ziel für die dritten GDA-Periode wurden drei Arbeitsschutzziele gesetzt.
Miteinander und systematisch für
- gute Arbeitsgestaltung bei Muskel-Skelett-Belastungen,
- gute Arbeitsgestaltung bei psychischen Belastungen,
- einen sicheren Umgang mit krebserzeugenden Gefahrstoffen.
Derzeit werden zu dem strategischen Ziel und zu den drei gemeinsamen Arbeitsschutzzielen Inhalte und Elemente für deren Umsetzung entwickelt.
Autorin: Dr. Jana May-Schmidt
Leiterin der Geschäftsstelle der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz
may-schmidt.jana@baua.bund.de
Linktipps
- Ausführlichere Informationen finden Sie auf dem GDA-Portal: www.gda-portal.de
- Online-Instrument insbesondere für KMU zur Selbstbewertung der betrieblichen Arbeitsschutzorganisation und der Gefährdungsbeurteilung: www.gda-orgacheck.de
- Broschüre „Empfehlungen zur Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen“: http://hier.pro/Kgz5m