Seit mittlerweile 17 Jahren befragt der Deutschen Gewerkschaftsbund mit dem DGB-Index Gute Arbeit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu ihren Arbeitsbedingungen. Der Index liefert ein repräsentatives Bild der Arbeitsqualität von abhängig Beschäftigten in Deutschland.
Auffällig im Jahr 2023 ist eine Tendenz zur Polarisierung der Arbeitsbedingungen, die zu einer Stärkung der Ränder führt: sowohl schlechte als auch gute Arbeitsbedingungen sind häufiger geworden. Die Häufigkeit mittelmäßiger Arbeitsbedingungen hat dagegen abgenommen.
Und es gilt: Je höher die Arbeitsbelastungen, desto schlechter werden Gesundheit und zukünftige Arbeitsfähigkeit eingeschätzt. Von den Beschäftigten, die mehreren körperlichen und psychischen Belastungsfaktoren ausgesetzt sind, geben nur 39 Prozent einen guten Gesundheitszustand an.
Einzelne Ergebnisse:
- 43% der Befragten geben an, mit Krankheit länger als eine Woche gearbeitet zu haben (Präsentismus).
- 7% der Befragten geben an, unter den derzeitigen Anforderungen ihre jetzige Tätigkeit bis zum gesetzlichen
Rentenalter nicht ohne Einschränkung ausüben zu können. - 40% halten es für unwahrscheinlich, bis zur Rente arbeitsfähig zu sein.
- 54% erleben eine hohe Arbeitsverdichtung und empfinden, in den letzten 12 Monaten mehr Arbeit in der gleichen Zeit als vorher schaffen zu müssen.
- Nur 28% der Beschäftigten können auf Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zugreifen.
- Jeder Fünfte hat das Gefühl. ständig erreichbar sein zu müssen.
- 64% äußern, wenig bis gar keinen Einfluss auf die Arbeitsmenge zu haben und erleben das als belastend.
- Beschäftigte im Gastgewerbe tendieren mit einer durchschnittlichen Bewertung von nur 42 Indexpunkten
zu einer deutlich negativen Einschätzung ihrer derzeitigen Einkommenssituation, aber auch ihrer Erwartungen an zukünftige Rentenzahlungen. - Der Aspekt “Soziale und emotionale Anforderungen” wird mit 54 Indexpunkten von Beschäftigten im Gesundheitswesen als kritisch bewertet.
Berufe mit den höchsten Anteilen schlechter Arbeit
Insgesamt finden sich unter den Berufen mit dem höchsten Anteil schlechter Arbeit besonders häufig Dienstleistungsberufe mit viel Interaktionsarbeit – wie etwa pflegende und heilende Berufe – sowie Berufe in der Gastronomie, in den Bereichen Tourismus und Hotellerie. Auffällig ist auch, dass medizinische und nichtmedizinische Gesundheitsberufe nicht nur einen
besonders hohen Anteil an schlechter Arbeit aufweisen, sondern zugleich mit acht und sechs Prozent auch einen vergleichsweise geringen Anteil an Bewertungen im Bereich guter Arbeit.
Stärker polarisiert sind die Bewertungen der Arbeitsqualität bei Berufsgruppen, wie der Lebensmittelherstellung und ‑Verarbeitung, der Fahrzeuge- und Transportgeräteführung, der Kunststoff- sowie Holzherstellung und ‑Verarbeitung und vor allem auch bei den (bereits im vorigen Abschnitt erwähnten) darstellenden und unterhaltenden Berufen.
Der Jahresbericht kann hier heruntergeladen werden:
DGB-Index Gute Arbeit — 2023_Jahresbericht.pdf (PDF, 12 MB)