Rettungskräfte sind in ihrem Alltag starken physischen und psychischen Belastungen ausgeliefert. Dazu zählen z.B. die Verantwortung für das Leben anderer, der verschobene Tag-Nacht-Rhythmus durch die Schichtarbeit und Personalengpässe. Zu den täglichen Anforderungen können außerdem Traumatisierungen durch Extremereignisse wie beispielsweise Kindernotfälle hinzukommen. In der Folge haben Beschäftigte ein erhöhtes Risiko für Belastungsstörungen und Depressionen.
International gesehen sind ca. 11 Prozent der Rettungskräfte von einer Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen – im Vergleich zu bis zu 3 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Laut einer Befragung des RKI berichten 13,7 Prozent des medizinischen Rettungsdienstpersonals in Deutschland, in den vergangenen zwölf Monaten von einer depressiven Erkrankung betroffen gewesen zu sein. Das sind in etwa doppelt so viele Betroffene wie in der Allgemeinbevölkerung.
Prävention und Aufklärung kann Rettungskräfte frühzeitig entlasten
68 Prozent der Beschäftigten im Rettungsdienst sind männlich. Studien geben Hinweise darauf, dass Männer im Allgemeinen, besonders jedoch Männer im Medizinischen Dienst, erhöhte Stigmatisierungsängste und ein ungünstiges Hilfesuchverhalten in Bezug auf psychische Schwierigkeiten zeigen. Die Angst vor Karrierenachteilen oder die Befürchtung, als „schwach und unmännlich“ angesehen zu werden, hält viele Rettungskräfte davon ab, sich professionelle Hilfe zu holen. Eine umfassende Aufklärungs- und Präventionsarbeit sowie eine frühzeitige Hilfestellung macht die zeitnahe Behandlung einer psychischen Erkrankung möglich. Das ist essentiell, um Rettungskräfte frühzeitig zu entlasten und die Chance auf einen milden Verlauf zu erhöhen. So der Ansatz der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit RUPERT (=„foRUm für Psychische gEsundheit im deutschen RetTungsdienst“). RUPERT ist ein Projekt des Diskussionsforums Depression e.V. in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zur zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Rettungskräften. Dabei fokussiert RUPERT speziell auf Männergesundheit.
Das RUPERT-Angebot umfasst eine Informationsplattform, d.h. eine Website mit wertvollen Informationen und Erfahrungsberichten von anderen Rettern sowie ein Diskussionsforum. Dort können Rettungskräfte 24/7, anonym und kostenfrei ein Online-Selbsthilfeforum besuchen.
Was ist das ZIEL der aktuellen Studie?
In einer vorangegangenen Studie wurde das Online Informations- und Austauschprogramm als präventive Maßnahme gegen Depression hinsichtlich dessen Wirkmechanismen untersucht. Das Programm steht mittlerweile allen Mitarbeitenden im Rettungsdienst zur Verfügung.
Die aktuelle Studie hat nun zum Ziel, die deutschlandweite Einführung des Programmes zu begleiten und bestimmte Aspekte von RUPERT noch besser zu erforschen. Der Fokus liegt dabei auf der Nutzung des RUPERT Diskussionsforums: Im Rahmen der Teilnahme an dieser Studie werden Rettungskräfte eingeladen, sich aktiv im RUPERT Diskussionsforum zu beteiligen und sich mit anderen Rettungskräften zu Themen der mentalen Gesundheit auszutauschen.
Was bietet RUPERT den Teilnehmenden?
- KNOWledge — Was ist Stress? Bin ich depressiv? Wo gibt es Hilfe? Wie geht es anderen Rettern?
- DOs — Selbsthilfe & Powertools zur Prävention und bei zunehmender Belastung
- INTERACTion — Erfahrungsaustausch und Unterstützung im Diskussionsforum — von Rettern für Retter
Hier zu den Teilnahmeinformationen.