Die Verarbeitung von herkömmlichem Trockenmörtel geht immer mit einer Belastung der Anwender durch Staub einher. Damit besteht ein erhebliches Gefährdungspotenzial, das von Haut- und Augenirritationen bis hin zu Lungenkrebs reichen kann. Dem Entwicklungsteam der Fels-Werke GmbH um Dr. Ulf Boenkendorf, Leiter der Forschung und Entwicklung, gelang es, dieses Problem zu lösen: Durch die Kompaktierung von mineralischen Werktrockenmörteln zu staubarmen Pellets. Dafür wurde das Unternehmen mit dem Deutschen Arbeitsschutzpreis in der Kategorie „Technische Lösung“ ausgezeichnet.
Beim Arbeiten mit Mörtel werden gesundheitsgefährdende Stäube freigesetzt. Das Mischen von Werktrockenmörtel ist besonders in geschlossenen Räumen problematisch. Der beim Füllen des Kübels freigesetzte Staub, kann sich hier besonders lange in der Luft halten und ausbreiten. Das Risiko, gefährlichen und aveolengängigen Staub einzuatmen, ist hoch. Dieser Staub kann bei hohen Konzentrationen zu Reizungen und Erkrankungen der Atemwege und der Haut sowie zu schweren Augenschädigungen führen. Die Belastung durch Stäube muss bei der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. Danach sind Schutzmaßnahmen zur Verbesserung nach der TOP-Rangfolge (technisch, organisatorisch und persönlich) umzusetzen.
Staubgrenzwerte werden deutlich unterschritten
Die Lösung für das Staubproblem entwickelte die Fels-Werke GmbH in Goslar mit den so genannten Compact Mörtel Pellets. Mit einem Wert von 0,79 Milligramm A‑Stäuben pro Kubikmeter liegt die minimierte Staubbelastung deutlich unter dem Grenzwert von 1,25 Milli-gramm. Diese potenziell gesundheitsgefährdenden Stäube sind alveolengängig – sie könnten also die Lungenbläschen und Bronchien erreichen.
Ende Oktober wurde das Unternehmen für seine patentierte Innovation mit dem Deutschen Arbeitsschutzpreis ausgezeichnet. Im Beisein von Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, prämierte eine unabhängige Experten-Jury aus über 200 Einreichungen vier der elf nominierten Ideen für mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Der mit 40.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, dem Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung vergeben. Joachim Freund, Geschäftsfeldleiter Baustoffe bei den Fels-Werken, zur Auszeichnung: „Dass diese Innovation mit dem Deutschen Arbeitsschutzpreis 2015 ausgezeichnet wurde, zeigt, welche herausragende Bedeutung die Staubminimierung für den Schutz der Anwender einnimmt.“
Ergiebig und zeitsparend
Neben Vorteilen im Bereich Gesundheitsschutz sind die Pellets zudem rund 25 Prozent ergiebiger als herkömmlicher Trockenmörtel. Die geringere Materialmenge, eine Reduzierung der Lagerflächen und Transportkosten sowie die saubere und zeitsparende Verarbeitung machen den Einsatz der Mörtel Pellets wirtschaftlich attraktiv. Das mühevolle und aufwändige Anmischen von Dünnbett-Mörtel mit schweren Rührgeräten entfällt fast komplett: Nach ca. 90 Sekunden können die zersetzten Pellets durchgeschlagen werden und der Mörtel ist verarbeitungsfertig. Zudem sind sie gut portionierbar.
Gebündeltes Wissen aus verschiedenen Disziplinen
Bei der Umsetzung der Idee galt es, dass Wissen aus verschiedenen Disziplinen zu bündeln: Es erforderte ein hohes Maß an technischem Know-how, Produktionserfahrung und das Wissen um die tägliche Verarbeitung des Mörtels auf der Baustelle. Darüber hinaus war sicherzustellen, dass die bewährten Produkteigenschaften mineralischer Mörtel beibehalten werden. Dies gelang ohne den Zusatz staubbindender Öle.
Das Ergebnis vereint verschiedene Arbeitsschutzvorteile:
- Staubgrenzwerte (TRGS 900) für A‑und E‑Stäube werden deutlich unterschritten,
- Zuordnung zur Expositionskategorie 1 (TRGS 559),
- dadurch keine besonderen persönlichen Schutzmaßnahmen erforderlich,
- rückenschonend durch geringeres Gewicht
- Zeitersparnis durch schnelles Homogenisieren und geringere Rüstzeiten (keine Bereitstellung und Reinigung von elektrischen Rührgeräten, Stromversorgung, etc.)
Lesen Sie auch das Interview „Zerfällt wie Aspirin“ mit Dr. Ulf Boenkendorf, Leiter Forschung und Entwicklung bei Fels am Standort des Kalkwerks „Kaltes Tal“.
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