Besonders für Berufspendler und Pendlerinnen in Großstädten oder solche, die auf langen Strecken durch mehrere Tarifzonen unterwegs sind, ist die Fahrt durch das Deutschlandticket günstiger geworden. Der Preis von 49 Euro ist möglich, weil das Ticket mit jährlich drei Milliarden Euro vom Bund und von den Bundesländern bezuschusst wird. Das Deutschlandticket soll …
- vor allem Pendler angesichts der stark gestiegenen Energiepreise finanziell entlasten.
- die Attraktivität des ÖPNV erhöhen.
- einen Anreiz setzen, damit noch mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen.
- ein Beitrag zum Erreichen der Klimaziele sein.
Das Deutschlandticket kann bei allen Verkehrsunternehmen und ‑verbünden per App oder auf einer Chipkarte im Abo – das monatlich kündbar ist – erworben werden. Das Ticket ist nicht auf andere Personen übertragbar. Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos mit. Eine unentgeltliche Mitnahme von Personen über sechs Jahren ist nicht möglich. Regional können zudem Sonderregelungen gelten: In einigen Bundesländern gibt es Ermäßigungen für Schüler und Studierende sowie ein Sozialticket.
- In Baden-Württemberg ist auf vielen Strecken montags bis freitags vor 6 Uhr und nach 9 Uhr sowie an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen die Fahrrad-Mitnahme kostenfrei.
- In Berlin und Aachen fahren kleine Hunde kostenfrei mit.
- In Köln gibt es Freiminuten fürs KVB-Leih- oder Lastenrad sowie Vergünstigungen beim Carsharing-Anbieter cambio.
Als Jobticket
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber können ihren Beschäftigten das Deutschlandticket als Jobticket anbieten. Wenn sie dabei einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf den Ausgabepreis des Tickets leisten, wird ihnen bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent Rabatt gewährt.
Messbare Wirkung
Seit der Einführung konnten fast eine Million Neukunden für den ÖPNV gewonnen werden. Im Raum Berlin-Brandenburg wurde in den ersten beiden Monaten ein Plus von 22,1 Prozent mehr Zugfahrten an Arbeitstagen registriert. Bereits nach anderthalb Monaten sprach Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP) davon, dass „mit dem Ticket ein neues Zeitalter im ÖPNV eingeläutet“ worden sei und etliche Autofahrer nun öfter mal das Auto stehen ließen. In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Reisenden in den Nahverkehrszügen an Werktagen um bis zu 30 Prozent gestiegen, auf einigen Linien sogar noch höher.
Knapp drei Monate nach Einführung des 49-Euro-Tickets vermeldete die Bahn, dass im Juni 25 Prozent mehr Menschen mit den Zügen gefahren seien als im April. Auch eine Auswertung von Mobilitätsdaten des Mobilfunkanbieters O2 Telefónica belegen Verschiebungen vom Straßen- auf den Zugverkehr und einen deutlichen Anstieg bei Zugreisen von mehr als 30 Kilometern. Aber auch der Ausflugsverkehr an den Wochenenden entspricht in manchen Regionen dem des 9‑Euro-Sommers 2022.
Bahn, Politik und Fahrgastverbände sind sich einig: Das Deutschlandticket ist ein Erfolg. Doch mehr Fahrgäste bedeuten auch vollere Busse und Bahnen. Diese Zunahme verstärkt die Probleme der Bahn: Die bestehende Infrastruktur lässt kaum weiteres Wachstum zu. Es können nicht mehr Züge und auch keine längeren Züge mit mehr Kapazität in das ausgelastete und zum Teil überalterte Schienennetz geschickt werden.
Und wie geht es weiter?
Das Deutschlandticket ist ein Anfang. Allerdings ist die Zahl der Umsteiger noch ausbaufähig. Langfristig können sich Bus und Bahn aber nur durchsetzen, wenn …
- es überall regelmäßige und häufigere Verbindungen gibt, die gut aufeinander abgestimmt sind,
- der Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln für die Fahrgäste einfach ist,
- Fahrpläne verlässlich sind und
- mehr Züge eingesetzt werden.
Um Autofahrer dauerhaft in die Züge zu locken, muss das Ticket vor allem günstig bleiben. Doch schon jetzt ist vereinbart, dass das Deutschlandticket ab 2024 teurer wird, mindestens in Höhe der Inflationsrate.