Unmittelbar nach seinem Schulabschluss trat Jochen Kolaczek-Gajda seine Lehre als Gas-Wasser-Installateur an. Mit 17 Jahren merkte er noch nicht, wie körperlich anstrengend dieser Beruf ist. Doch es belastete ihn zunehmend zu sehen, wie sehr sein Ausbildungsleiter im Alter von 45 Jahren bereits mit körperlichen Problemen durch die harte Arbeit zu kämpfen hatte. So reifte sein Entschluss, umzusatteln und eine Tätigkeit als Lagerlogistiker bei P&C in Düsseldorf anzutreten.
Vom Gas-Wasserinstallateur zum Facility Management
Bei P&C kümmerte sich Kolaczek-Gajda um die Lagerlogistik der Warenträger. Er sortierte und kategorisierte alles, was bereits im Lager vorhanden war. „Ich habe ein neues Warenerfassungssystem etabliert. Darüber konnten die damals hundert Geschäfte bedient werden. Auf diese Weise konnte viel mehr gelagert werden, ohne dass es Probleme mit dem Auffinden gab“, erinnert er sich.
Doch als der Mittvierziger durch einen Kollegen auf den technischen Dienst bei P&C aufmerksam wurde, beschloss er, dorthin zu wechseln. Es folgten zwölf Jahre im Gebäudeschutz und der Gebäudewerterhaltung. „Mit sechs Kollegen haben wir uns um acht Häuser gekümmert und sie gemanagt. Zum Schluss hatte ich die Verantwortung für drei Häuser. Natürlich hat sich die Arbeit gewandelt. Immer weniger Leute mussten immer mehr Aufgaben übernehmen. Was aber zum Prinzip bei P&C gehörte, waren Fortbildungen.“ So hat Kolaczek-Gajda seine ersten Erfahrungen im Bereich der Arbeitssicherheit gesammelt: Bei P&C schloss er eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft (Sifa) ab und hat sich darüber hinaus zum Brandschutzbeauftragten weitergebildet. Drei Jahre war er nach der Sifa-Ausbildung in dieser Position bei P&C fest angestellt.
Die Arbeitssicherheit stets im Blick
Heute arbeitet der 45-Jährige bei Bierbaum-Proenen (BP) in Köln im Gebäudemanagement. BP zählt zu den führenden Spezialisten für Berufsbekleidung und Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Auch bei seiner jetzigen Tätigkeit spielt die Arbeitssicherheit eine zentrale Rolle. Im ausgeschriebenen Stellenprofil war die Übernahme der Funktion des Sicherheitsbeauftragten (Sibe) bereits enthalten. Offiziell wurde die Ernennung nach seiner Einstellung im Februar 2019, als er mit einem Schreiben zum Sibe bestellt wurde. „Das Schreiben liegt in meiner Personalakte, so ist es verbindlicher“, findet Kolaczek-Gajda.
Erinnnern, Schulen und Handeln
Auch wenn es am BP-Standort in Köln mit 600 Quadratmetern noch eine kleine Musternäherei gibt, ist der weitaus größere Teil mit Büros belegt oder anderweitig vermietet. „Im Alltag fallen häufig dieselben Dinge an“, erzählt der Sibe, der zu Hause vom Keller bis zum Dach alles selbst macht, natürlich immer entsprechend ausgestattet. „Die Leute verkabeln ihre Laptops gefahrenträchtig oder sitzen krumm und schief am Schreibtisch. Ich erinnere die 120 Beschäftigten, für die ich zuständig bin, regelmäßig daran, umsichtig zu sein und gerade zu sitzen. Und nicht zuletzt, ihren Monitor richtig einzustellen.“
Neben den Begehungen und Erinnerungen des Sibe gibt es betriebsinterne Maßnahmen. Bei regelmäßigen Unterweisungen werden die Beschäftigten zum Beispiel in die Evakuierungsmaßnahmen eingeführt. Zudem ist allgemein bekannt: Wenn Verbandmittel aus dem Verbandkasten entnommen werden, muss dies im Verbandbuch dokumentiert werden. Diese Informationen sind für die zuständige Berufsgenossenschaft (BG) notwendig. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen fortlaufend daran, die Unfallgefahren so gering wie möglich zu halten. „Bei den Arbeitsschutzausschussitzungen geht es immer wieder darum, wie beispielsweise Wegeunfälle vermieden werden können. In meiner Zeit hier bei BP hat es allerdings nur einen Unfall gegeben. Ein Kollege ist zu Fuß gestürzt“, berichtet Kolaczek-Gajda.
Unterweisen und kontrollieren
Mit neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trifft sich der Sibe, um ihnen alles ausgiebig zu erklären. Damit allein ist es aber noch nicht getan. Das zeigt seine Erfahrung: „Die Betriebsneulinge hören gut zu, sie nicken und unterschreiben. Aber damit sie auch alles richtig verstehen und die Inhalte hängen bleiben, sind weitere Unterweisungen notwendig.“
Die Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses (ASA) werden vierteljährlich für die Abteilung Human Resources, für den Betriebsrat, die Sibe, die Sifa und den Betriebsarzt einberufen. Im ersten Quartal finden Schulungen für die Beschäftigten statt. Auch der Umgang mit Gefahrstoffen wird jährlich aufgefrischt. „Und einmal im Jahr gibt es die Leiterprüfung“, ergänzt Kolaczek-Gajda . Die Schulung zum Leiterbeauftragten dauert drei Tage. „Dort wird vermittelt, was beachtet werden muss und wie Leitern mit dem Smartphone kontrolliert werden können. Ob Tritt, Stufen oder Leitern – alles wird genau inspiziert.“
Im dreistöckigen BP-Gebäude sind zwei Etagen an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW Nord vermietet. Auch hier ist Kolaczek-Gajda für den Arbeits- und Brandschutz zuständig. Mit der Sifa des BLB tauscht er sich regelmäßig aus, auch wenn es Probleme mit der Umsetzung von Maßnahmen gibt. „Hier bei BP sind wir ein gemischter, netter Haufen“, findet er, „die beschlossenen Maßnahmen werden gut angenommen.“ Um die Einhaltung der Pausen kümmert sich die Personalabteilung. „Die sind da sehr hinterher.“ Alle wollen, dass die Beschäftigten sicher ankommen, motiviert arbeiten und gesund wieder nach Hause gehen.
Gesprächsbedarf variiert nach Tätigkeit
Gesprächsbedarf gibt es immer. So auch, wenn in der Musternäherei-Werkstatt etwas umgestellt wird. „Meist brauchen die Näherinnen etwas länger, um Neuerungen zu akzeptieren. Im Büro geht das schneller“, weiß der Sibe. Während Kolaczek-Gajda bei anderen auf Ordnung am Arbeitsplatz besteht – alle Arbeitsplätze sind mobile Arbeitsplätze – sieht sein eigener Schreibtisch nicht ganz so „clean“ aus. Muss er auch nicht, denn er teilt ihn nicht, weil sich auf seinem Rechner auch Gebäudeleittechnik befindet.
Erfahrungen aus dem Schießsport einbringen
Kolaczek-Gajda – intern bekannt als Jochen – bezeichnet sich selbst als „einfach gestrickt“ und pragmatisch. „Als Sibe muss man Inhalte gut vermitteln können“, sagt er. „Ich schildere sehr klar, was durch Nachlässigkeiten alles passieren kann.“ Seine langjährigen Erfahrungen im Sport-Schützenverband Rhein-Leverkusen und als Schießstandbetreiber beziehungsweise Waffenverantwortlicher im Schützenverein helfen ihm dabei. Früher war er selbst aktiv und hat erfolgreich in der zweiten Bundesliga mitgemischt. „Ein guter Schütze muss in der Lage sein, auch über einen längeren Zeitraum seine Körperspannung zu halten. Nur so kann er die perfekte Zehn schießen“, erklärt er. Körperliche Fitness ist deshalb auch im Umgang mit Luftdruckgewehren unabdingbar. Sicherheit ist auf den Schießanlagen oberstes Gebot und Alkohol wie bei der Arbeit verboten.
Zielstrebig, ruhig und fokussiert
Anders als viele vielleicht denken mögen, gibt es im Schießsport immer mehr Schützinnen. Im Schützenverein hat Jochen Kolaczek-Gajda auch seine Frau kennengelernt, die beim polizeilichen Erkennungsdienst arbeitet. Der Frauenanteil in diesem Sport sei zwar immer noch vergleichsweise gering, der Erfolg der Vereinskameradinnen hingegen nicht. „Es gibt wirklich sehr gute Schützinnen. Frauen erlebe ich beim Sport oft zielstrebiger, ruhiger und fokussierter“, erklärt er.
Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG
Seit 1788 ist die Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG ein inhabergeführtes Unternehmen, das mit seiner Marke BP zu den führenden Spezialisten für Berufsbekleidung und Persönliche Schutzausrüstung zählt.
- Firmensitz: Köln
- Mitarbeiter: 127 Beschäftigte in Köln (inklusive Außendienst),
280 Beschäftigte im Produktionsbetrieb Vetra in Tunesien - Weitere Produktionspartner in Nordafrika, Osteuropa sowie Asien
- www.bp-online.com
Steckbrief
- Jochen Kolaczek-Gajda
- 45 Jahre
- Aktuelle Position: Mitarbeiter Gebäudemanagement
- Sicherheitsbeauftragter seit Februar 2019
- Branche: Hersteller von Berufsbekleidung und PSA