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Interviewserie mit Sifas

Interviewserie
Wer ist am wichtigsten? Sie, liebe Leserinnen und Leser!

Wer ist am wichtigsten? Sie, liebe Leserinnen und Leser!
Foto: ©fizkes - stock.adobe.com
Was wäre eine Zeitschrift ohne ihre Leserin­nen und Leser? Aber: Wer ver­birgt sich eigentlich hin­ter unser­er Leser­schaft? Wer sind Sie? Was bewegt Sie? Welche Erfahrun­gen und Kom­pe­ten­zen haben Sie? Und vor allem: Was motiviert Sie?

Von Weigand Naumann

Irgend­wie ging mir schon länger im Kopf herum, dass ich Sie gerne mal in den Mit­telpunkt unser­er Zeitschrift stellen wollte. Üblicher­weise lesen Sie in Sicher­heitsin­ge­nieur fach­liche Beiträge, Inter­views oder Mel­dun­gen. Und das mit großem Inter­esse: Das Feed­back ist meis­tens gut bis sehr gut und die Abozahlen sta­bil. Das freut uns beson­ders, denn sich vor­wiegend über Abon­nements zu finanzieren, ist heutzu­tage nicht ganz so einfach.

Kurz nach­dem ich den Beitrag von Clara Röder zum The­ma „Sto­ry­telling im Arbeitss­chutz“ erhal­ten habe, kam mir der Gedanke: „Eine Geschichte zu erzählen hat doch jed­er, jede Sifa, jed­er Sicher­heitsin­ge­nieur und jede Sicher­heitsin­ge­nieurin.“ Kurzentschlossen, habe ich auf LinkedIn meine Fol­low­er gefragt, ob ein paar als „ganz nor­male Leserin­nen und Leser“ für ein Kurz- inter­view zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Und die Rück­mel­dung war wirk­lich her­vor­ra­gend! Gesagt und getan: An diejeni­gen, die sich bei mir gemeldet haben, habe ich Inter­viewfra­gen geschickt. Einige der Kurz­in­ter­views kön­nen Sie in dieser Aus­gabe hier lesen. Weit­ere wer­den wir in den kom­menden Aus­gaben veröf­fentlichen. Ich finde die Band­bre­ite der Erfahrun­gen, Ansicht­en und Mei­n­un­gen wirk­lich beein­druck­end – beson­ders die hohe und sehr pos­i­tive Moti­va­tion! Doch lesen Sie selbst.

Feed­back kön­nen Sie mir gerne geben unter:

weigand.naumann@konradin.de


Prävention hat Vorteile für Alle

 

Foto: pri­vat

Lisa Bons, Man­ag­er Arbeitssicher­heit Inter­na­tion­al bei der DAW SE in Ober-Ram­stadt. E‑Mail: lisa.bons@daw.de
www.daw.de

 

Was hat Sie zu einem Beruf im Arbeitss­chutz bewegt und was motiviert sie tagtäglich sich dafür zu engagieren?

Durch meinen Vater, der selb­st Sifa ist, bin ich bere­its während meines Studi­ums zur Inge­nieurin mit dem The­ma Arbeitss­chutz in Berührung gekom­men. Als ich mich auf Anla­gen­sicher­heit spezial­isierte und schließlich auch meine Abschlus­sar­beit im Bere­ich Arbeitss­chutz schrieb, gab es immer wieder reich­lich Fachge­spräche am Fam­i­li­en­tisch über diverse The­men rund um Arbeitssicher­heit. Oft berichtete mein Vater von schwieri­gen Diskus­sio­nen, wenn es um Verbesserung im Arbeitss­chutz ging. So ent­stand bei mir der Ein­druck, dass es im Arbeitss­chutz oft auf­grund von fehlen­der Akzep­tanz vor­rang­ing um Überzeu­gungsar­beit geht. Vielle­icht war es genau das, was mich am Ende gereizt hat, den beru­flichen Weg schlussendlich voll und ganz in Rich­tung Arbeitss­chutz einzuschla­gen. Denn nach­dem ich mich aus­führlich mit Arbeitssicher­heit und den Vorteilen des proak­tiv­en Ein­satzes hier­für auseinan­derge­set­zt hat­te, war für mich klar, dass Arbeitss­chutz viel mehr bewirkt als die Sicher­heit eines Mitar­beit­ers. Für mich per­sön­lich ste­ht der Schutz des Mitar­beit­ers an erster Stelle, und genau damit motiviere ich mich auch. Ich bin froh, wenn ich Feier­abend mache und keine Unfallmel­dung einge­gan­gen ist. Als Arbeitss­chützer sieht man oft­mals keinen sofor­ti­gen mess­baren Erfolg, und von außen bekommt man meist wenig Lob für das Ergeb­nis, dass nichts passiert ist. Wenn es aber einen schw­er­eren Unfall gab, dann wer­den die Stim­men laut.

Worin beste­ht Ihrer Mei­n­ung nach die Her­aus­forderung als Arbeitsschützer?

Eine Her­aus­forderung ist wahrschein­lich, sich immer wieder neu zu motivieren. Mein bish­eriges Beruf­sleben hat mir gezeigt, dass es in der Prax­is oft noch so ist, dass wir erst hinzuge­zo­gen wer­den, wenn das Kind schon in den Brun­nen gefall­en ist. Sofort sollen wir dann mit Rat und Tat zur Seite ste­hen. Wohinge­gen wir, wenn wir Präven­tion­sar­beit leis­ten möcht­en, bildlich gese­hen, auf Abstand gehal­ten wer­den. Hier heißt es, Durch­hal­tev­er­mö­gen zeigen und hart­näck­ig sein. Umso wichtiger ist es, dass wir uns immer wieder bewusst machen, dass wir generell mit unser­er Arbeit die Gesund­heit der Mitar­beit­er schützen und fördern. Weit­er finde ich aber auch schön, und davon bin ich auch überzeugt, dass unsere Arbeit den Erfolg und Prof­it des Unternehmens steigert. Damit meine ich nicht nur, dass die Arbeit als Arbeitss­chützer beispiel­sweise hil­ft, Kosten zu ver­mei­den, die durch Aus­fälle nach einem Arbeit­sun­fall entste­hen, son­dern dass wir auch proak­tiv zu mehr Prof­it beitra­gen. Die Präven­tion­sar­beit, die wir leis­ten und bei der wir die Führungskräfte unter­stützen, kann nach­weis­lich auch die Moti­va­tion der Mitar­beit­er fördern, die Kom­mu­nika­tion von Fehlern verbessern, Verbesserungsvorschläge bewirken sowie Prozesse effek­tiv und effizient gestal­ten. Am Ende wird das Unternehmen so pro­duk­tiv­er. Ich weiß, dass dies nur bed­ingt mess­bar gemacht wer­den kann. Trotz­dem müssen wir uns das immer wieder bewusst machen.

Sie arbeit­en nicht als Sifa in einem Betrieb, son­dern auf glob­aler Ebene im Arbeitss­chutz. Was ist das Schöne daran?

Richtig. Nach­dem ich sowohl lokal wie auch glob­al im Arbeitss­chutz Erfahrung gesam­melt habe, koor­diniere ich seit Sep­tem­ber bei der DAW SE das The­ma inter­na­tion­al. Eine solche zusät­zliche glob­ale Arbeitss­chut­zor­gan­i­sa­tion in einem großen Unternehmen bringt viele Vorteile mit sich. Neben dem Schaf­fen eines ein­heitlichen Berichtwe­sens bezüglich Vor­fällen kann so ein Net­zw­erk gebildet wer­den, um „Best Prac­tice“ auszu­tauschen, voneinan­der zu ler­nen und sich gegen­seit­ig zu unter­stützen. Zudem kann mit unternehmensweit­en Stan­dards der Arbeitss­chutz inter­na­tion­al auf ein ein­heitlich­es hohes Niveau gebracht wer­den, teil­weise noch höher als die lan­desspez­i­fis­chen Anforderun­gen. Das Schöne an mein­er Rolle ist, dass ich durch meine Arbeit den Kol­le­gen an den einzel­nen Stan­dorten helfen kann, sich kon­tinuier­lich im Arbeitss­chutz zu verbessern. Ich bilde eben dieses genan­nte Net­zw­erk, kann mein Wis­sen und Erfahrun­gen weit­ergeben, Werkzeuge entwick­eln und damit Kol­legin­nen und Kol­le­gen den Arbeit­sall­t­ag erleichtern.

Was kann man hin­sichtlich Arbeitssicher­heit in der Indus­trie noch verbessern? Was wün­schen Sie sich?

Welche Vorteile proak­tiv­er Ein­satz für den Arbeitss­chutz mit sich bringt, haben viele Unternehmen bere­its erkan­nt und sich schon entsprechend aus­gerichtet oder sind ger­ade dabei. Dieser Wan­del in der Indus­trie freut mich. Den­noch gilt es, hier weit­er zu machen und diese Entwick­lung durch Kom­mu­nika­tion, Infor­ma­tion und noch mehr Aufk­lärungsar­beit zu fördern. Wenn das richtige Ver­ständ­nis der Bedeu­tung von Arbeitssicher­heit in der Unternehmensleitung geschaf­fen wurde und von dort Unter­stützung kommt, ist der näch­ste Schritt, die Führungskräfte mit ins Boot zu holen. Und hier kom­men wir zu einem Punkt, bei dem wir meines Eracht­ens in der Indus­trie noch Nach­holbe­darf haben. Viele Führungskräfte sind im Bere­ich Arbeitss­chutz zu wenig aus­ge­bildet beziehunsweise sind sich ihrer Ver­ant­wor­tung und Pflicht­en nicht bewusst. Das soll kein Vor­wurf sein. Im Gegen­teil, ich glaube, dass wir hier noch zu wenig Aufk­lärungsar­beit leis­ten. Die Führungskräfte müssen richtig und auch verpflich­t­end geschult wer­den. Sie müssen wis­sen, wie sie ihren Zuständigkeits­bere­ich sich­er organ­isieren, und dafür müssen sie vor­bere­it­et wer­den und entsprechende Werkzeuge an die Hand bekom­men. Gelingt dies, entste­ht eine „Win-win-Sit­u­a­tion“, sodass die Beschäftigten einen sicheren Arbeit­splatz haben und die Führungskräfte rechtssich­er aufgestellt sind. Präven­tion hat Vorteile für Alle.


Deutschland spielt noch in der „HSE-Kreisliga“

 

Masarwa.jpg
Foto: pri­vat

Sicher­heitsin­ge­nieur Foad Masar­wa ist ein Fach­mann für Gesund­heit, Sicher­heit und Umwelt (HSE) mit mehr als 21 Jahren inter­na­tionaler Erfahrung in Europa, Asien, Afri­ka, im Nahen Osten und in den USA. Er besitzt eine pro­gres­sive Ein­stel­lung zu sein­er Arbeit und zur Lösung von Her­aus­forderun­gen, ins­beson­dere in Bezug auf HSE-Fra­gen. Er ist mit ein­er Vielzahl von HSE-Konzepten, Prak­tiken und Ver­fahren ver­traut, die sowohl mit Raf­fine­r­ien, Chemiean­la­gen, petro­chemis­chen Anla­gen, Gasan­la­gen, Kraftwerken, Lebens­mit­te­lan­la­gen, der phar­mazeutis­chen Indus­trie, der O&G‑Industrie als auch mit der Inbe­trieb­nahme und dem Betrieb ver­bun­den sind. Durch den Ein­satz in zahlre­ichen Län­dern ist Foad Masar­wa mit ver­schiede­nen Kul­turen ver­traut und spricht zudem fließend Ara­bisch, Deutsch, Hebräisch und Englisch.

 

Was motiviert Sie, sich als Sicher­heitsin­ge­nieur zu engagieren? Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Ich sehe meinen Job eher als Beru­fung, und da ist es ganz ein­fach, Moti­va­tion zu find­en. Ein Teil dieser wichti­gen glob­alen Bewe­gung in Rich­tung ein­er neuen HSE-Gen­er­a­tion zu sein, das ist wahnsin­nig span­nend für mich. Ich habe außer­dem unglaublich viel Freude daran, mit den unter­schiedlich­sten Men­schen zusam­men­zuar­beit­en, denn sie ermöglichen mir dif­feren­zierte Ein­blicke in die ver­schiede­nen Ebe­nen der Unternehmen. Diese Impres­sio­nen und Ver­hal­tens­muster kann ich als „Medi­a­tor“ sozusagen bün­deln, um die entsprechen­den Gedanken­prozesse dann für andere im Arbeit­sall­t­ag nachvol­lziehbar zu machen.

Wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

Es kann dur­chaus schwierig bis sehr schwierig sein, ver­schiedene fest­sitzende Denkmuster oder Rou­ti­nen in Unternehmen und am Arbeit­splatz aufzulösen und die Men­schen aufzu­fordern, Dinge bewusst zu „ver­ler­nen“, die sie jahre­lang jeden Tag getan haben. Und das auch noch jed­er einzel­nen Per­son im Unternehmen zu ver­mit­teln ist schwierig, aber nicht unmöglich.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen?

Anders als zu erwarten wäre, ist Deutsch­land hin­sichtlich der Arbeitssicher­heit ein Entwick­lungs­land. Es gibt so viele Punk­te, an denen man eigentlich im gesamten deutschsprachi­gen Raum unbe­d­ingt arbeit­en sollte, um zumin­d­est mit den anderen inter­na­tionalen Mit­spiel­ern mithal­ten zu kön­nen. Während Deutsch­land noch in der „HSE-Kreis­li­ga“ spielt, ist zum Beispiel Irland schon in der Cham­pi­ons League der Arbeitssicherheit.

Ein wichtiger Punkt, der viel zu häu­fig überse­hen wird, ist zum Beispiel die aktive Inte­gra­tion der Führungskräfte (leader) in die Gestal­tung von Arbeitssicher­heit­sprozessen. Die Sicher­heits­fachkräfte kön­nen ja nicht allein den Arbeitss­chutz garantieren. Es ist genau­so wichtig, dass Führungskräfte auf allen Ebe­nen bes­timmte „skills“ haben, um eine neue Gen­er­a­tion der nach­halti­gen Arbeitssicher­heit zu schaf­fen. Dazu gehört:

  • tech­nis­ches Hin­ter­grund­wis­sen besitzen
  • emo­tionale Intelligenz
  • Sin­nver­mit­tlungs­fähigkeit
  • gute Fra­gen stellen, anstatt Instruk­tio­nen verteilen
  • aufmerk­sam zuhören und reflektieren
  • Mitar­beit­ern direkt am Arbeit­splatz begegnen

Eine Führungskraft sollte mit dem Mitar­beit­er arbeit­en. Sie sollte keine autoritäre Posi­tion ein­nehmen, son­dern eher eine dien­stleis­tende und helfende. Ein „guter Ein­fluss“ ist nun mal die bessere Autorität. Natür­lich muss dann auch durch den Arbeit­ge­ber eine Plat­tform für solche Änderun­gen geschaf­fen wer­den. Das kostet zwar Zeit und Geld, ist rück­blick­end aber unglaublich wichtig für die Dynamik des gesamten Unternehmens.

Wie sieht so eine Plat­tform aus? Was kön­nen Unternehmen tun, um Ihre Punk­te best­möglich in den Arbeit­sall­t­ag zu integrieren?

Mein­er Mei­n­ung nach sind informelle „Mini-Coach­ings“ direkt am Arbeit­splatz, in der Pause beim Kaf­fee trinken, im Aufzug etc. am effek­tivsten. Ich sehe das als mul­ti­di­men­sion­ale Herange­hensweise an das The­ma Arbeitssicher­heit und finde, es sollte nicht nur auf die Umset­zung der Geset­zge­bung durch die HSE-Stan­dards beschränkt wer­den. Im Ide­al­fall sollte man die Mitar­beit­er so kon­di­tion­ieren, dass sie untere­inan­der auf Fehler hin­weisen und sich so gegen­seit­ig schützen. Dabei ist ein Kli­ma der gegen­seit­i­gen Für­sorge zu schaf­fen, damit solche Fehler­hin­weise nicht als Tadel und Vor­wurf aufge­fasst wer­den. Um das zu ermöglichen, kann das Unternehmen zum Beispiel pos­i­tive Psy­cholo­gie – zu diesem The­ma kann ich Ihnen die Büch­er von Dr. Nico Rose ans Herz leg­en – prak­tizieren: Das Melden von guten und von schlecht­en Ereignis­sen wird gle­icher­maßen begrüßt und sollte regelmäßig ermöglicht wer­den. Man kann dazu zum Beispiel eine App nutzen. Die Auswer­tung der Mel­dun­gen wird deut­lich ein­fach­er, und man kann dem Benutzer auch Feed­back geben. Jed­er weiß, wie wichtig ein pos­i­tives Mind­set und Ver­trauen sind, und dass sie die Arbeit­sat­mo­sphäre unge­mein beeinflussen.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Nein, lei­der nicht. Es musste natür­lich ein adäquater Schutz vor dem Coro­na-Virus gesichert wer­den, um Unternehmen nach­haltig aufrechter­hal­ten zu kön­nen. Diese Auf­gabe wurde in vie­len Unternehmen den Sicher­heits­fach­leuten über­tra­gen. Jedoch man­gelte es durch den ras­an­ten Ver­lauf der Pan­demie ganz klar an Zeit für Aufk­lärung und Trans­parenz, wodurch der Ruf der Arbeitssicher­heit eher gelit­ten hat. In der Prax­is hat sich aber auch gezeigt, dass HSE sehr viele effiziente Tools bere­i­thält, auf die während der Pan­demie zurück­ge­grif­f­en wer­den kon­nte. Vielle­icht kommt die Wertschätzung ja erst, wenn die Pan­demie vor­bei ist.


Spannend, vielfältig und abwechslungsreich

 

Foto: pri­vat

Andreas Bedrun­ka berät mit seinem Inge­nieur­büro Bedrun­ka (München, www.andreasbedrunka.com) Unternehmen im Bere­ich Arbeitssicher­heit, Brand­schutz, Umwelt- und Energiemanagement.

 

Was motiviert Sie, sich als Sicherheitsingenieur/Fachkraft für Arbeitssicher­heit zu engagieren?

Meine Mis­sion ist es, den Vorschrif­tend­schun­gel der Arbeitssicher­heit ins Prak­tis­che zu über­set­zen und prag­ma­tis­che und indi­vidu­ell passende Lösun­gen für Unternehmen und ihre Mitar­beit­er zu find­en. Das ist die Grund­lage dafür, dass die Belegschaft Arbeitss­chutz­maß­nah­men akzep­tiert und nicht nur als „nervig“ empfindet.

Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Beson­ders die Vielfalt der The­men, mit denen ich inhaltlich betraut bin, macht meine Arbeit abwech­slungsre­ich. Außer­dem finde ich es span­nend, immer wieder neue Fir­men und die jew­eili­gen Unternehmen­skul­turen kennenzulernen.

Und wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

Genau diese The­men­vielfalt erfordert ein bre­ites Wis­sen, wobei es gle­ichzeit­ig nötig ist, bei allen Vorschriften auf dem Laufend­en zu bleiben – von psy­chis­chen Belas­tun­gen über Explo­sion­ss­chutz bis hin zu Brand­schutz. Meine Haup­tauf­gabe ist es daher, meine fach­liche Kom­pe­tenz ständig weit­erzuen­twick­eln, denn bei jedem Unternehmen lernt man etwas Neues, das man beim näch­sten Kun­den anwen­den kann.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen? Was wün­schen Sie sich?

Für mich wäre es wün­schenswert, dass Vertreter der Gewer­beauf­sicht und der Beruf­sgenossen­schaft ver­mehrt Kon­trollen durch­führen, bevor sich in den Betrieben ein Unfall ereignet. Aus mein­er Erfahrung hören und sehen meine Kun­den erst etwas von der GWA/BG, wenn ein schw­er­er Arbeit­sun­fall passiert ist und wer­den dann mit lan­gen To-do-Lis­ten mit engen Dead­lines kon­fron­tiert. Dieses Vorge­hen trägt dazu bei, dass Arbeitssicher­heit in vie­len Fir­men vor allem als lästige Vorschrift ange­se­hen wird, bei deren Nichtein­hal­tung Strafen dro­hen, anstatt als sin­nvolle Maß­nah­men zur Ver­hü­tung von Unfällen.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Diese Ten­denz lässt sich auf jeden Fall beobacht­en, es braucht aber auch eine klarere Unter­stützung seit­ens des Geset­zge­bers. Die Poli­tik über­legt sich ger­ade in sehr kleinen Abstän­den neue Regeln und Vorge­hensweisen. Das macht es her­aus­fordernd, jed­erzeit auf Basis des neusten Stands zu berat­en. Ein Beispiel ist die 3G-Regel am Arbeit­splatz: Nach der Ein­führung vergin­gen Tage, bis sich eine erste offizielle Stelle zu den mit der Durch­set­zung ver­bun­de­nen Daten­schutza­u­fla­gen äußerte. Meis­tens sind wir als SiFas die erste Anlauf­stelle für diese Fra­gen aus Unternehmenssicht.


Das Feuer für den Arbeitsschutz weiter entfachen

 

Foto: © Thomas Mackenstein

Thomas Mack­en­stein

T & C MACKENSTEIN GbR, Gesellschafter und Fachkraft für Arbeitssicherheit

 

Was motiviert Sie, sich als Fachkraft für Arbeitssicher­heit zu engagieren?

Zum einen liegt meine Moti­va­tion im Erfolg der­jeni­gen, die ich berate und betreue. Wenn der Kunde durch meine Beratungsleis­tung ein pos­i­tives Erleb­nis hat, bin ich zufrieden und motiviert. Zum anderen motiviert mich das Feuer, welch­es in mir bren­nt. Immer wieder stelle ich fest, dass wir beim Arbeits- und Gesund­heitss­chutz noch so viel Luft nach oben haben. Mod­erne Betriebe sprechen von Arbeitss­chutz 4.0, aber in vie­len Unternehmen sind wir noch bei Arbeitss­chutz 0.5. So lange sich das nicht ändert und in den Köpfen der Men­schen kein Kul­tur­wech­sel stat­tfind­et, werde ich ver­suchen, das Feuer für den Arbeitss­chutz weit­er zu entfachen.

Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Das schön­ste an der Tätigkeit der Fachkraft für Arbeitssicher­heit ist der Umgang mit dem Men­schen. Zu erfahren, welche Beweg­gründe es gibt, warum eine Tätigkeit durchge­führt und eine andere gelassen wird. Durch die Gespräche vor Ort kann man die Hin­ter­gründe beleucht­en und die Ein­stel­lung der Mitarbeiter*innen bess­er verstehen.

Und wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

Im Bere­ich der Kle­inst- und Klein­be­triebe sind die Unternehmer*innen von den geset­zlichen und beruf­sgenossen­schaftlichen Vor­gaben oft über­fordert. Um diese Unternehmen nicht zu ver­lieren, konzen­triere ich mich bei mein­er Arbeit auf das Wesentliche. Im ersten Schritt ist oft­mals Aufk­lärung ange­sagt. Erst wenn die ver­ant­wortliche Per­son ihre Auf­gaben und Pflicht­en ken­nt und sich mit diesen iden­ti­fiziert, kann man zum zweit­en Schritt überge­hen. Dieser erste Schritt wird häu­fig über­gan­gen, dabei ist er so wichtig. Genau so wichtig ist das „aktive Zuhören“ durch mich, als exter­nen Berater. Ich muss die Bedürfnisse und Her­aus­forderun­gen meines Kun­den genau ken­nen, um ihn vol­lum­fänglich berat­en zu kön­nen. Im zweit­en Schritt kom­men wir zur Umset­zung, erst hier fängt meine wirk­liche Beratungsleis­tung an.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen? Was wün­schen Sie sich?

Mehr Unter­stützung der Kle­inst- und Klei­n­un­ternehmer durch die Auf­sichts­be­hör­den und Unfal­lver­sicherungsträger. Das kann aber nur gelin­gen, wenn ihnen die Möglichkeit und mehr Dien­st­posten gegeben wird.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Ob er nach­haltig an Wertschätzung gewon­nen hat, kann man heute noch nicht abse­hen, aber zur Zeit ste­ht er mehr in der Öffentlichkeit als vorher. Wir haben seit Pan­demiebe­ginn große Schritte nach vorn gemacht. Allein im Bere­ich „Home­of­fice“ wären wir ohne die Pan­demie nicht halb so weit. Wir müssen jet­zt dran gehen, diesen Fortschritt zu sich­ern und das „Mor­gen“ in Angriff nehmen.


Menschen kennenlernen

 
Foto: © Lars Wüllner

Oliv­er Goldbach

Inge­nieur­büro O. Gold­bach. Sicher­heitsin­ge­nieur, Brand­schutzbeauf­tragter, Gefahrstoff­beauf­tragter, Hygiene- und Infek­tion­ss­chutzbeauf­tragter für Veranstaltungen

oliver.goldbach@ib-goldbach.de

 

Was motiviert Sie, sich als Sicher­heitsin­ge­nieur zu engagieren?

Die Chance, Men­schen aus unter­schiedlichen gesellschaftlichen Bere­ichen ken­nen­zuler­nen, Men­schen vor per­sön­lichem Schaden zu schützen, Unternehmer bei der Weit­er­en­twick­lung ihres Betriebes zu unterstützen.

Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Die Vielfältigkeit, wenn Fir­men aus unter­schiedlichen Bere­ichen betreut werden.

Und wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

In der Masse der Vorschriften die richtige beziehungsweise die aktuelle anzuwenden.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen? Was wün­schen Sie sich?

Im Moment wird dem Unternehmer sehr viel Ver­ant­wor­tung zugeschrieben. Er wird allerd­ings nur unzure­ichend vor Mitar­beit­ern geschützt, die sich bewusst „dumm“ ver­hal­ten. Ein Beispiel: Warum muss ich Mitar­bei­t­erIn­nen unter­weisen, wie Kaf­fee gekocht wird? Das gehört zum täglichen Leben, da weiß ich auch, dass der Kaf­fee heiß ist. Warum muss ich hier auch noch eine Gefährdungs­beurteilung und Betrieb­san­weisung erstellen? Dies führt dazu, dass der Unternehmer den Aufwand scheut, die klügeren Mitar­bei­t­erIn­nen sich ver­schaukelt fühlen, wenn er es doch macht und die Igno­ran­ten sich freuen, weil sie den Arbeit­ge­ber verk­la­gen kön­nen, wenn sie sich ver­let­zt haben. Mir fehlt hier eine sin­nvolle Unter­schei­dung zwis­chen notwendi­gen und über­triebe­nen (über­flüs­si­gen) Anforderungen.

Die Kon­trolle bei Auf­tragge­bern ist nicht gewährleis­tet. Es wird immer der bil­lig­ste Anbi­eter genom­men. Und wo wird dann das Geld ges­part? Beim Arbeitss­chutz. Da der Auf­tragge­ber froh ist Geld zu sparen, wird bei der Aus­führung beim Arbeitss­chutz weggesehen.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Mein­er Erfahrung nach nicht. Die Unternehmer, die sich vorher schon mit HSE beschäftigt haben, haben die Maß­nah­men in ihren Betrieben einge­bun­den. Wer HSE vorher nicht beachtet hat, hat es auch weit­er­hin nur rudi­man­tär gemacht und wird nach der Pan­demie die Maß­nah­men wieder einstellen.

 


 


Bewusstsein für Sicherheit schaffen

 

Foto:© Pia Paulinec Photography

Ralph Egger

Mit seinem Unternehmen „Egger-Arbeitssicher­heit“ unter­stützt er Unternehmen in Öster­re­ich als Sicher­heits­fachkraft und beim Auf­bau ein­er Sicherheitskultur.

 

Was motiviert Sie, sich als Sicher­heits­fachkraft zu engagieren?

Ich will jeden Tag dazu beitra­gen, dass die Sicher­heit am Arbeit­splatz einen noch höheren Stel­len­wert bekommt. Ich will der „Aus­lös­er“ sein, der andere dazu ver­an­lasst, sich sich­er zu ver­hal­ten und gesund zu bleiben. Ich bin jedes Mal aufs Neue begeis­tert, wenn mir das gelingt.

Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Das Erfol­gser­leb­nis, wenn es mir gemein­sam mit Kun­den gelun­gen ist, ein Bewusst­sein für Sicher­heit bei den Mitar­beit­ern und Führungskräften geschaf­fen zu haben.

Und wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

Aus mein­er Sicht klar bei der Entwick­lung ein­er Sicher­heit­skul­tur in den Unternehmen. Arbeitssicher­heit ist Team­sport. Alle müssen mitziehen. Geschäfts­führung, Team­leit­er, Mitar­beit­er. Poten­zial sehe ich hier bei kleinen und mit­tleren Unternehmen. Es gibt öfters noch „den Ver­ant­wortlichen für Sicher­heit“. Da muss ein Umdenken her. Daran arbeite ich jeden Tag. Und es macht Spaß.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen? Was wün­schen Sie sich?

Arbeitss­chutz hat manch­mal noch das Image vom Kos­ten­treiber, der keinen Nutzen bringt. Dass das nicht stimmt, wis­sen wir. Ich wün­sche mir, dass die Gesund­heit und das Leben an erster Stelle ste­hen. Ich wün­sche mir, dass unsere Auszu­bilden­den in der Beruf­ss­chule mehr über Sicher­heit am Arbeit­splatz ler­nen. Ich wün­sche mir, dass uns Men­schen die eigene Gesund­heit mehr wert ist.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Ich hoffe. Wir sehen momen­tan, dass es keinen Fachkräfte­baum gibt, den wir schnell mal rüt­teln, und schon sitzen die passenden Mitar­beit­er da. Es ist wichtig, Fachkräfte im Betrieb zu hal­ten. Wertschätzend ist, wenn den Unternehmen die Gesund­heit und Sicher­heit der Mitar­beit­er wichtig ist. Das wirkt sich pos­i­tiv auf das Image aus und dadurch wird das Unternehmen inter­es­san­ter am Stellenmarkt.


Mit Menschen auf Augenhöhe kommunizieren

 
Foto: pri­vat

Peter Kleinz

Grün­der und Inhab­er von ABG Beratung Peter Kleinz Sifa, BSB, SiGeKo und FM

 

Was motiviert Sie, sich als Fachkraft für Arbeitssicher­heit zu engagieren?

Durch meine Arbeit Men­schen im Beruf vor ver­mei­d­baren Unfällen zu schützen und zur Gesun­der­hal­tung beizu­tra­gen. Das Unternehmen vor unnöti­gen Kosten und Ver­lus­ten zu bewahren .

Was ist das Schöne an dieser Aufgabe?

Meist tolle Zusam­me­nar­beit mit Men­schen an der Basis des Unternehmens . Mit Men­schen auf Augen­höhe kom­mu­nizieren, Sys­teme analysieren und Gefahren darin erken­nen und Lösun­gen dafür find­en. An rück­läu­fi­gen Unfal­lzahlen beteiligt zu sein.

Und wo liegen die beson­deren Herausforderungen?

Ein vernün­ftiges Sicher­heits­be­wusst­sein auf allen Ebe­nen im Unternehmen zu etablieren . Alte schlechte Gewohn­heit­en aus den Köpfen zu entfernen.

Wie über­all, gibt es nicht nur Licht, son­dern auch Schat­ten. Was kön­nte generell bess­er im Arbeitss­chutz bei uns laufen? Was wün­schen Sie sich?

Akzep­tanz für den Arbeitss­chutz in der Führungsebene auf­bauen. Und das Ver­ständ­nis dafür zu etablieren, dass die Arbeitssicher­heit kein rein­er Kosten­fak­tor ist . Eben­so Akzep­tanz auf der Mitar­beit­erebene dafür schaf­fen, dass Arbeitss­chutz nicht Behin­derung oder Schikane der Mitar­beit­er ist.

Hat der Bere­ich HSE/Arbeitssicherheit im Laufe der Coro­na-Pan­demie nach­haltig an Wertschätzung gewonnen?

Das denke ich eher nicht, zu viele zusät­zliche Maß­nah­men waren umzuset­zen, was meist auf sehr wenig Gegen­liebe stößt.

 


 

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