1 Monat GRATIS testen, danach für nur 3,90€/Monat!
Startseite » Sicherheitsbeauftragter »

Epoxidharze - Gefährliche Alleskönner

Epoxidharze
Gefährliche Alleskönner

Gefährliche Alleskönner
© Deutsche Bauchemie
Petra Hannen
Epox­id­harze sind vari­abel ein­set­zbar und leis­tungsstark und wer­den daher in vie­len Bere­ichen ver­wen­det. Die Kom­po­nen­ten der Kun­st­stoffe kön­nen jedoch Haut und Augen verätzen, die Atemwege reizen und Allergien aus­lösen. Chemikalienbeständi­ge Hand­schuhe, Schutzbrillen, Masken und passende Klei­dung beu­gen dem vor.

Als Werk­stoff sind Epox­id­harze ein Tausend­sas­sa: Die Kun­st­stoffe sind im aus­ge­härteten Zus­tand wasser‑, chemikalien- und tem­per­aturbeständig und haben ein geringes Gewicht; außer­dem sind sie mech­a­nisch hoch belast­bar, elek­trisch isolierend und je nach Bedarf fest oder elastisch. Ver­wen­det wer­den sie unter anderem in Lack­en und Kle­bern, Bodenbeschich­tun­gen und Abdich­tun­gen, Flugzeu­gen und Sport­booten, Wind­kraftan­la­gen und elek­tro­n­is­chen Bauteilen.

Bere­its in den 1930er Jahren wur­den die ersten Epox­id­harze entwick­elt. Die Pro­duk­te beste­hen immer aus zwei Kom­po­nen­ten: aus dem eigentlichen Harz und aus einem Härter. Für die Anwen­dung wer­den die bei­den Kom­po­nen­ten zu einem Reak­tion­sharz ver­mis­cht, das inner­halb einiger Stun­den bis Tage zu einem duro­plas­tis­chen Kun­st­stoff aushärtet. Bei Bedarf wer­den weit­ere Zuschlagstoffe wie Quarzsand oder Farbpig­mente zugesetzt.

Auch bei Bastlern beliebt

Die Hand­habung der flüs­si­gen bis zäh­flüs­si­gen Gemis­che gilt als unkom­pliziert, weshalb Epox­id­harze nicht nur in Handw­erk und Indus­trie zum Ein­satz kom­men, son­dern auch im Hob­by- und Bastel­bere­ich. Die ver­wen­de­ten Kom­po­nen­ten jedoch sind prob­lema­tisch: Im nicht aus­ge­härteten Zus­tand kön­nen sie akute Reizun­gen und Verätzun­gen von Haut und Augen verur­sachen, die Dämpfe zudem diverse Krankheitssymp­tome wie Schleimhautreizun­gen, Atem­beschw­er­den und Delirien her­vor­rufen. Mit­tel­fristig sind durch Kon­tak­te bei der Ver­wen­dung Allergien möglich, und auch die bei der Bear­beitung von aus­ge­härtetem Epox­id­harz entste­hen­den Schleif- oder Frässtäube kön­nen zu Hauterkrankun­gen und Atemwegs­beschw­er­den führen.

Dunkelziffer bei Meldungen

Die DGUV weist in ihrer Beruf­skrankheit­en-Doku­men­ta­tion (BK-DoK) gle­ich drei Erkrankun­gen aus, die neben anderen Sub­stanzen von Epox­id­harzen aus­gelöst wer­den kön­nen: in erster Lin­ie Hautkrankheit­en, aber auch chemisch-irri­ta­tiv oder tox­isch verur­sachte obstruk­tive Atemwegserkrankun­gen sowie aller­gisch verur­sachte obstruk­tive Atemwegserkrankun­gen. Die Gesamtzahl der bestätigten epox­id­harzbe­d­ingten Beruf­skrankheit­en ist in den ver­gan­genen Jahren zwar leicht gesunken (siehe Grafik). Der Infor­ma­tionsver­bund Der­ma­tol­o­gis­ch­er Kliniken zur Erfas­sung und wis­senschaftlichen Auswer­tung der Kon­tak­tal­lergien (IVDK) geht jedoch von ein­er erhe­blich größeren Dunkelz­if­fer aus, weil manche Betrof­fene aus Angst um ihren Arbeit­splatz keinen Antrag auf Anerken­nung ein­er Beruf­skrankheit stellen und weil für etliche Inhaltsstoffe Test­sub­stanzen für Epiku­tan­tests fehlen. Als Folge wer­den wahrschein­lich etliche Fälle schlicht nicht diagnostiziert.

Baugewerbe besonders betroffen

Dem IVDK zufolge nehmen speziell im Baugewerbe Epox­id­harzsen­si­bil­isierun­gen seit Jahren zu – zum einen, weil Epox­id­harzsys­teme im Hochbau immer häu­figer einge­set­zt wer­den, zum anderen, weil die Aller­gene schon nach kurz­er Zeit zu Sen­si­bil­isierun­gen führen kön­nen. Und weil Epox­id­harze so uni­versell einge­set­zt wer­den, sind für Betrof­fene ein­er Epox­id­harza­l­lergie sehr viele Berufe ver­schlossen, nicht nur in der Bauwirtschaft, son­dern beispiel­sweise auch in der Met­all- oder der Elek­troin­dus­trie. Denn eine ein­mal erwor­bene Sen­si­bil­isierung wirkt lebenslang und ist nicht heilbar.

Wichtig: Geeignete Schutzhandschuhe

Vor diesem Hin­ter­grund arbeit­et der „Arbeit­skreis Epox­id­harze“ bere­its seit 2007 als branchenüber­greifende, europäis­che Ini­tia­tive daran, das Erkrankungsrisiko zu ver­ringern. Die sich­er­ste Präven­tion ist dem­nach die geeignete Schutzaus­rüs­tung. Beson­ders wichtig sind Chemikalien­schutzhand­schuhe. Diese müssen nicht nur gegenüber den ver­wen­de­ten Inhaltsstof­fen beständig sein, son­dern auch die mech­a­nis­chen Belas­tun­gen der jew­eili­gen Tätigkeit aushal­ten. Dünne Ein­weghand­schuhe aus Latex, Vinyl oder einem anderen Mate­r­i­al sind häu­fig nicht geeignet, da die sich im Epox­id­harz befind­lichen aller­ge­nen Stoffe eher min­der­w­er­tige Mod­elle meist inner­halb von Minuten durch­drin­gen kön­nen. Um die Beständigkeit geeigneter Hand­schuhe nicht zu gefährden, dür­fen die Hände vor dem Tra­gen nicht eingecremt wer­den; außer­dem müssen die Tragezeit­be­gren­zun­gen beachtet wer­den. Baum­wol­lun­terziehhand­schuhe kön­nen das Arbeit­en angenehmer machen.

Schutzausrüstung und Arbeitshilfen

Beste­ht die Gefahr von Spritzern, müssen Schutzk­lei­dung und ‑brillen getra­gen wer­den. Wenn die Epox­id­harzkom­po­nen­ten verdün­nt und abge­füllt wer­den, sind zusät­zlich Kun­st­stoff­schürzen ange­bracht. Bei knien­den Tätigkeit­en sind Boden­legerho­sen mit wasserdicht­en Ein­sätzen zu empfehlen, beim Auf­tra­gen von Fuß­bo­denbeschich­tun­gen kön­nen Ein­weg-Schutzho­sen aus­re­ichend sein. Sin­nvoll sind zudem Arbeit­shil­fen und Werkzeuge, die ein Arbeit­en mit möglichst großem Abstand vom Epox­id­harz ermöglichen, zum Beispiel langstielige Rollen und Rakel oder Gum­mi­wis­ch­er mit Spritzschutzschild. Gegen die Dämpfe sowie gegen die Stäube, die beim Bear­beit­en bere­its aus­ge­härteter Epox­id­harze entste­hen, schützt neben gutem Lüften das Tra­gen von Atemschutzmasken.

Erste Hilfe bei Hautkontakt

Wenn trotz Schutz­maß­nah­men flüs­siges Epox­id­harz mit der Haut in Berührung kommt, ist schnelles Han­deln geboten: Das Kun­stharz sollte sofort mit viel Wass­er und etwas Seife abge­waschen wer­den. Auch ver­schmutzte Griffe und Stiele von Arbeit­shil­fen und Werkzeu­gen soll­ten zügig mit einem nur dafür vorge­se­henen Put­zlap­pen gere­inigt wer­den. Denn nur voll­ständig aus­ge­härtete Epox­id­harze sind nicht mehr sensibilisierend.


Weitere Informationen

Die BG BAU bietet online mehrere Pub­lika­tio­nen zum sicheren Umgang mit Epox­id­harzpro­duk­ten sowie eine Über­sicht zu geeigneten Schutzhand­schuhen an.

Unsere Webi­nar-Empfehlung
Newsletter

Jet­zt unseren Newslet­ter abonnieren

Webinar-Aufzeichnungen

Webcast

Jobs
Sicherheitsbeauftragter
Titelbild Sicherheitsbeauftragter 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Sicherheitsingenieur
Titelbild Sicherheitsingenieur 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Special
Titelbild  Spezial zur A+A 2023
Spezial zur A+A 2023
Download

Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de