Im Zuge der Pandemie wurde viel über evidenzbasierte Forschung diskutiert. Häufig wurde auch über Vorabveröffentlichungen (Preprints) kontrovers diskutiert. Ein Preprint ist eine wissenschaftliche Veröffentlichung, die zwar schon der (Fach-)Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird, aber dessen Begutachtungsprozess im Peer-Review-Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.
Qualitätssicherung nach den wissenschaftlichen Gütekriterien
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind stets bemüht, ihre wissenschaftlichen Leistungen durch eine Qualitätssicherung nach den wissenschaftlichen Gütekriterien zu bestätigen und zu untermauern. Diese kann zum Beispiel im Rahmen von Studien und Projekten die Beauftragung sachverwandter wissenschaftlicher Teams mit Reliabilitäts- beziehungsweise Validitätsstudien sein, um die Glaubwürdigkeit der wissenschaftlichen Aussagen zu hinterfragen und im Ergebnis zu erhöhen.
Bei wissenschaftlichen Publikationen werden diese qualitätssichernden Prinzipien und Vorgehensweisen mittels einer Begutachtung durch andere Fachexpertinnen und Fachexperten der gleichen oder angrenzender Wissenschaftsdisziplinen kritisch hinterfragt. Diese sogenannte Peer-Review-Verfahren sind in der Wissenschaft das gängigste Verfahren, um auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau zu veröffentlichen.
Kritische inhaltliche Betrachtung
Im Peer-Review-Verfahren werden unter anderem die wissenschaftlichen Aussagen kritisch inhaltlich betrachtet, das gewählte wissenschaftliche Vorgehen in Bezug auf die Einhaltung der Gütekriterien sowie die Beantwortung der Forschungsfragen hinterfragt und Verbesserungsvorschläge bei der Dokumentation vorgelegt.
In der Welt der Wissenschaft und im Ranking der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Veröffentlichungen im Peer-Review-Verfahren von besonderer Bedeutung für ihre persönliche Reputation sowie die Reputation der Forschungseinrichtung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben daher ein besonderes Interesse, ihren Erkenntnisgewinn auf diesem Niveau publizieren zu können.
Vorstellung ausgewählter wissenschaftlicher Themen
Den Leserinnen und Lesern bieten Peer-Review-Veröffentlichungen in „Sicherheitsingenieur“ den Vorteil, dass, neben den zahlreichen praxisorientierten Themen, nun auch ausgewählte wissenschaftliche Themen vorgestellt werden, die unter anderem aufzeigen, wohin sich der Arbeits- und Gesundheitsschutz entwickeln wird. Zudem werden im Begutachtungsverfahren unverständliche oder nicht plausible Darlegungen an die Autorin oder den Autor zurückverwiesen und überarbeitet. Insofern profitieren auch die Leserinnen und Leser von diesem Verfahren.
Leider gibt es im deutschsprachigen Raum für das Wissenschaftsfeld des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und angrenzenden Themenfeldern nur wenige Möglichkeiten, mittels Peer-Review-Verfahren zu veröffentlichen.
Dies hat den „Sicherheitsingenieur“ dazu bewogen, in zunächst jeweils einer Ausgabe in 2022 (November) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit einzuräumen, mittels Peer-Review-Verfahren zu veröffentlichen und plant dafür ein entsprechendes Begutachtungsverfahren einzuführen.
Damit können zukünftig auch betriebliche Praktikerinnen und Praktiker im Arbeits- und Gesundheitsschutz einen Einblick in ausgewählte wissenschaftliche Erkenntnisse erlangen und thematisch profitieren. Zudem hat die Wissenschaftswelt dann ein bewährtes Instrumentarium an der Hand, um ihre Erkenntnisse und wissenschaftlichen Ergebnisse im Sicherheitsingenieur der Praxis vorzustellen.
Das System
Das System und der genaue Ablauf des Peer-Review-Verfahrens in „Sicherheitsingenieur“ ist derzeit im Aufbau und wird wissenschaftlich begleitet. Wir werden Ihnen dieses in einer der kommenden Ausgaben vorstellen. Beiträge, die mittels Peer-Review-Verfahren begutachtet werden sollen, können bereits jetzt per E‑Mail eingereicht werden an Weigand Naumann.