Auf der Suche nach Schutzausrüstung mit Störlichtbogenschutz war auch Northern Powergrid, ein Betreiber des britischen Stromverteilungsnetzes. Ganz oben auf der Mitarbeiter-Wunschliste für neue Schutzbekleidung stand nicht nur der Schutz vor Störlichtbögen, sondern auch vor Unwettern – und das bei möglichst hohem Tragekomfort. Nach verschiedenen Test- und Entwicklungsrunden kam im Winter 2022 die PSAgS bei einem der schwersten Stürme in Großbritannien seit Jahrzehnten zum Einsatz – und bestand ihre Feuertaufe.
Northern Powergrid verwaltet und unterhält ein Stromverteilungsnetz, das den Alltag von mehr als 8 Mio. Briten in 3,9 Mio. Haushalten und Unternehmen im Nordosten, in Yorkshire und im nördlichen Lincolnshire versorgt. Die Mitarbeiter arbeiten auf Masten oder Plattformen und müssen zudem oft durch schwieriges Gelände zu den Reparaturstellen fahren. Bewegungsfreiheit und Robustheit sind daher wichtige Anforderungen an ihre persönliche Schutzkleidung mit Störlichtbogenschutz (PSAgS). Darüber hinaus muss die Kleidung sie bei jedem Wetter schützen, wie ein Mitarbeiter, der seit 47 Jahren bei Northern Powergrid arbeitet, zusammenfasst: „Egal wie das Wetter ist, wir müssen einfach draußen sein und arbeiten. Das Wetter kann ein absoluter Feind der Versorgungsarbeiter sein.“
Start der Zusammenarbeit 2009
2009 stellte Northern Powergrid ein Projektteam zusammen, das eine Studie zu Schutzeigenschaften von Schutzbekleidung gegen Störlichtbögen für die am Stromnetz arbeitenden Mitarbeiter durchführte. So wurde ermittelt, welches Schutzniveau für die verschiedenen Aufgaben und Risiken erforderlich ist. Es wurde ein Hersteller gefunden, der eine Produktlösung mit dem erforderlichen Schutz, Komfort und der richtigen Farbgebung umsetzen konnte. 2013 kam die neue Schutzbekleidung erstmalig zum Einsatz, die eine frühere Generation von Hitze- und Flammschutzkleidung für nasses Wetter mit der Störlichtbogen Klasse 2 enthielt – und bewährte sich. Als 2020 die neue Technologie mit Störlichtbogenschutz Klasse 2 testbereit war, war es daher ein logischer Schritt für den britischen Stromversorger, auf das innovative Technologiekonzept zu setzen.
Leichtere und flexiblere PSAgS
Ganz oben auf Northern Powergrid‘s Wunschliste für die neue Schutzbekleidung: der Schutz vor Unwettern und Störlichtbögen. Des Weiteren sollte diese atmungsaktiv, komfortabel, langlebig und hoch sichtbar sein und schnell trocknen. Benötigt wurden Jacken, Kapuzen, Latzhosen und Overalls. Nachdem ein Probeträgerteam aus Elektroingenieuren zusammengestellt wurde, produzierte MSA Bell Apparel in ihrem britischen Werk eine kleine Stückzahl an Design-Prototypen mit der Gore-Tex Pyrad-Technologie. Diese wurden daraufhin eingehend in den Labortestanlagen von Gore geprüft, wobei die Vorteile dieser Technologie deutlich wurden: Das Laminat ist leichter und flexibler als bisherige Materialien und bietet dennoch vollständigen Schutz der Klasse 2. Die Innovation: Die flammhemmende Schicht verkohlt bei Kontakt mit einem Störlichtbogen und verhindert so eine Verletzung des Trägers und eine Ausbreitung der Flammen. Das Design der Prototypen wurde anschließend vom Probeträgerteam auf die Bedürfnisse der Arbeiter angepasst. So wurden beispielsweise Jackentaschen eingesetzt, die groß genug für ein Schaltbuch sind. Erst als das ganze Team mit dem Prototyp zufrieden war, begann die Produktion. Im Juli 2021 traf schließlich die neue Ausführung der orangefarbenen Schutzbekleidung mit Störlichtbogenschutz Klasse 2 ein.
Technologie auf dem Prüfstand
Im Winter 2021/2022 zog eine Reihe schwerer Stürme durch das Einsatzgebiet von Northern Powergrid. Zu dieser Zeit wurde die neue Schutzbekleidung mit der Pyrad-Membran damit dem ultimativen Test unterzogen. Die Mitarbeiter teilten ihre Erfahrungen später in Umfragen – mit vielversprechenden Ergebnissen: Laut allen Teilnehmern hielten die Kleidungsstücke trocken, der großen Mehrheit zufolge sogar besser als die alte Schutzbekleidung. „Besonders anstrengend ist das Klettern auf die Strommasten bei schlechtem Wetter. Die neue Ausrüstung schützt mich dabei umfassend. Vor Kurzem habe ich 16 Stunden im Regen gearbeitet und war trotzdem knochentrocken. Was mich besonders überrascht hat: Als ich die Ausrüstung am nächsten Tag wieder benutzen wollte, war sie wieder trocken“, so einer der Mitarbeiter. Damit war er nicht allein – über die Hälfte der Arbeiter stellte fest, dass die Kleidung selbst nach einem ganzen Arbeitstag im Regen nach weniger als sechs Stunden trocken ist. Auch das spürbar niedrigere Gewicht der neuen Ausrüstung fiel den Teilnehmern auf: „Die neue Schutzbekleidung ist echt gut: Sie ist wasserdicht und lässt keinen Regen durch. Auch ist sie leichter als die alte Ausrüstung – ich spüre den Gewichtsunterschied“, erzählte ein anderer Mitarbeiter. Auch der Wärmekomfort durch die PSAgS und die ergonomische Passform durch das weiche, flexible Material schätzten die Teilnehmer der Umfrage.
Das positive Feedback der Mitarbeiter zeigt, dass sich die lange Reise gemeinsam mit Beschaffungs- und Probeteams bis zum fertigen Design wirklich gelohnt hat – und dass bei der Beschaffung neuer PSAgS eine ausgewogene Kombination von Schutz, Komfort und Langlebigkeit im Fokus sein sollte.
Schutz vor Störlichtbogen
EN-Normen und Standards
- Schutzkleidung gegen die thermischen Gefahren eines elektrischen Lichtbogens: IEC 61482–1‑2, Klasse 2 (7kA) und IEC 61482–1‑1, arc rating ELIM 42 cal/cm² (ATPV 53 cal/cm²) getestet mit 120 g/m² aramid/viscose FR (50:50) Innenfutter
- Kleidung zum Schutz gegen Hitze und Flammen, EN ISO 11612 A1, A2, B2, C1, D2, E1, F1
- Schutzkleidung für Schweißen und verwandte Verfahren, EN ISO 11611, Kl. 2, A1 + A2
- Hochsichtbare Warnkleidung, EN ISO 20471, HI-VIS gelb, HI-VIS orange, HI-VIS rot
- Schutz gegen Regen, EN 343, Klasse 3/3
- Schutzkleidung – elektrostatische Eigenschaften, EN 1149–3/-5
- Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien, EN 13034, Ausrüstung Typ 6
- Regensturmtest, EN 14360
Autor:
Miguel Calixto
Produktspezialist bei Gore-Tex Professional