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Wenn aus Spiel Ernst wird: stoffungebundene Verhaltenssüchte im Betrieb

Wenn aus Spiel Ernst wird
Umgang mit stoffungebundenen Verhaltenssüchten am Arbeitsplatz

Umgang mit stoffungebundenen Verhaltenssüchten am Arbeitsplatz
Foto: © Studio Romantic – stock.adobe.com
Stof­funge­bun­dene Ver­hal­tenssüchte haben ver­schiedene Aus­prä­gun­gen wie Spiel‑, Kauf‑, Arbeits- und Medi­en­sucht. Ins­beson­dere im Bere­ich des Online-Gam­ing haben sich Kon­sum­muster in den let­zten Jahren entwick­elt, die sich auch am Arbeit­splatz zeigen und schw­er­wiegende Auswirkun­gen haben kön­nen. Wie kann man diese Süchte erken­nen und wie kann man präven­tiv handeln?

Gewohn­heit­en, die in Bezug auf bes­timmte Per­so­n­en, Dinge und Sit­u­a­tio­nen auftreten, machen zu einem erhe­blichen Teil die men­schliche Exis­tenz über­haupt erst möglich. Wird sich jedoch über ein nor­males Maß hin­aus mit Essen, Einkaufen, Spie­len, Arbeit­en oder mit Medi­en beschäftigt, so kann sich eine Suchterkrankung entwickeln.

Die nicht-stoff­be­zo­gene Sucht entste­ht fol­glich nicht durch den Kon­sum von psy­chotropen Sub­stanzen, son­dern durch das Prak­tizieren bes­timmter Ver­hal­tensweisen, die den Kör­p­er, die Psy­che und das soziale Leben neg­a­tiv bee­in­flussen. Sucht­prob­leme am Arbeit­splatz haben viele Fol­gen: sink­ende Arbeit­sleis­tung, Fehler, häu­fige Fehlzeit­en und schlimm­sten­falls sog­ar Unfälle. Auch die Stim­mung im Team leidet.

Entstehung von stoffungebundenen Verhaltenssüchten

Stof­funge­bun­dene Ver­hal­tenssüchte wer­den mitunter zur Gruppe der soge­nan­nten Impul­skon­troll­störun­gen gezählt, bei denen psy­chis­che Anspan­nun­gen mit impul­siv­en Hand­lun­gen (wie Einkaufen oder Glücksspie­len) gelöst wer­den sollen. Ver­fes­tigt sich dieses Ver­hal­tens­muster und wird es extremer und zunehmend unkon­trol­liert­er, kann es zu erhe­blichen Selb­st- oder Fremd­schädi­gun­gen kommen.

Das gezeigte Ver­hal­ten eines Süchti­gen über­schre­it­et ein nor­males Maß, beispiel­sweise dadurch, dass ein über­triebenes Kaufver­hal­ten oder die Nutzung dig­i­taler Medi­en ständig aus­geübt wird. Im Fol­gen­den wird näher auf Spiel- und Kauf­sucht als Spielarten stof­funge­bun­den­er Süchte eingegangen.

Kaufsucht und und andere stoffungebundene Verhaltenssüchte sind auch für Unternehmen ein Risiko
Kauf­sucht und und andere stof­funge­bun­dene Süchte sind auch für Unternehmen ein Risiko.
Foto: © Elnur – stock.adobe.com

Spielsucht

Spie­len gehört zu den grundle­gen­den Bedürfnis­sen des Men­schen und ist wichtig für die men­schliche Entwick­lung. Bei Glücksspie­len oder Spie­len um Geld ste­ht der Gewinn im Mit­telpunkt. Gewin­nt der Spiel­er, ver­spürt er durch den Erfolg einen „belohnen­den“ Effekt, welch­er im Rah­men ein­er pathol­o­gis­chen Entwick­lung exzes­sive Aus­maße annehmen kann.

Der Zweck des Spiels liegt bei Spiel­süchti­gen immer weniger im Gewinn selb­st als auf der erre­gen­den oder beruhi­gen­den Wirkung, die mit dem Spie­len ein­herge­ht. Die Deutsche Haupt­stelle für Sucht­fra­gen schätzt, dass es in Deutsch­land zwis­chen 80.000 und 150.000 beratungs- und behand­lungs­bedürftige pathol­o­gis­che Spiel­er gibt.

Glücksspiel­sucht ist aus­führlich beschrieben und sehr gut charak­ter­isiert. Pathol­o­gis­ches Glücksspie­len gilt als eine Störung der Impul­skon­trolle, die sich durch ein andauern­des und wiederkehren­des sowie fehlangepasstes Spielver­hal­ten zeigt. Dies gilt, wenn min­destens fünf der fol­gen­den Merk­male erfüllt sind:

Die betrof­fe­nen Personen

  1. sind stark ein­genom­men vom Glücksspiel,
  2. steigern ihre Ein­sätze immer weit­er, um die gewün­schte Erre­gung zu erzielen,
  3. haben bere­its wieder­holt erfol­glose Ver­suche unter­nom­men, das Spie­len zu kon­trol­lieren, einzuschränken oder aufzugeben,
  4. sind unruhig und gereizt beim Ver­such, das Spie­len einzuschränken oder aufzugeben,
  5. spie­len, um Prob­le­men zu entkommen,
  6. begeben sich nach einem Geld­ver­lust, der durch das Glücksspiel ent­standen ist, wieder in ein neues Spiel,
  7. belü­gen Fam­i­lien­mit­glieder, Arbeit­skol­le­gen, Ther­a­peuten oder andere, um die Prob­lematik zu vertuschen,
  8. haben ille­gale Hand­lun­gen wie Fälschung, Dieb­stahl oder Unter­schla­gung began­gen, um das Spie­len zu finanzieren,
  9. haben wichtige Beziehun­gen, ihren Arbeit­splatz, Auf­stiegs- oder andere Zukun­ftschan­cen wegen des Spie­lens gefährdet oder verloren,
  10. hof­fen darauf, dass andere Men­schen ihnen Geld bere­it­stellen, um die durch das Spie­len verur­sachte hoff­nungslose finanzielle Sit­u­a­tion zu überwinden.

Kaufsucht

Wann wird Kaufen zur Sucht? Grund­sät­zlich stellt der Erwerb von Pro­duk­ten und Dien­stleis­tun­gen einen Teil des alltäglichen Lebens dar. Aus­druck der Kauf­sucht ist es jedoch, wenn die gekauften Gegen­stände nicht benötigt wer­den, das mas­sive Kaufver­hal­ten wieder­holt auftritt und sich in impul­siv­er sowie exzes­siv­er Form zeigt.

Süchtiges Kaufver­hal­ten lässt sich an fol­gen­den auf­fäl­li­gen Merk­malen festmachen:

  • Zweck­ent­fremdetes Kaufver­hal­ten: Es ste­ht nicht mehr der Erwerb im Mit­telpunkt, son­dern ein Zus­tand der Befriedi­gung und des Wohlbefind­ens, der durch das Kaufen angestrebt wird (und nicht durch den Besitz der Güter).
  • Inner­er Druck: Der Betrof­fene empfind­et einen immer größer wer­den­den inneren Druck. Dem Kau­fim­puls zu wider­ste­hen scheint unmöglich, da der Druck nur durch den Kauf ein­er Ware gelin­dert wer­den kann, dies aber auch nur kurzfristig.
  • Soziale Prob­leme: Mit dem vie­len Kaufen ist häu­fig eine hohe finanzielle Belas­tung ver­bun­den, viele Kauf­süchtige ver­schulden sich mas­siv. Zu per­sön­lichen und sozialen Stress­si­t­u­a­tio­nen kön­nen auch Prob­leme am Arbeit­splatz führen. Diese entste­hen beispiel­sweise durch Unkonzen­tri­ertheit, das Überziehen von Arbeitspausen oder auch durch Straftat­en am Arbeit­splatz wie Unter­schla­gung und Diebstahl.

Spiel­sucht und Kauf­sucht sind im Zusam­men­hang mit Arbeitss­chutzfra­gen deswe­gen bedeut­sam, weil sie die Aufmerk­samkeit und Konzen­tra­tion des Betrof­fe­nen nach­haltig binden. Darüber hin­aus haben sie aber auch deswe­gen häu­fig eine neg­a­tive Auswirkung für Unternehmen, weil die Betrof­fe­nen zur Finanzierung ihrer Sucht mehr und mehr bere­it sind, auch krim­inelle Hand­lun­gen wie Unter­schla­gun­gen, Dieb­stäh­le oder Betrügereien vorzunehmen. Hier­von sind nicht sel­ten die Arbeit­ge­ber der Kauf- oder Spiel­süchti­gen betroffen.

Negative Auswirkungen auf den Betrieb

Sucht- und Abhängigkeit­sprob­leme existieren weit ver­bre­it­et in unser­er Gesellschaft, damit auch in Betrieben und Ver­wal­tun­gen. Süchtige und abhängige Mitar­beit­er sind prob­lema­tis­che, im schlimm­sten Fall kranke Mitar­beit­er, die Kosten verur­sachen und die Arbeit­spro­duk­tiv­ität auf vielfältige Weise mindern.

Doch nicht nur betrieb­swirtschaftliche Gründe sprechen dafür, süchtige und abhängige Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er im Arbeit­sum­feld zu erken­nen, ihnen zu helfen und sie gegebe­nen­falls auch vom Arbeit­splatz zeitweise oder dauer­haft zu entfernen.

Sucht und Abhängigkeit haben einen neg­a­tiv­en Ein­fluss auf

  • die Arbeit­szufrieden­heit und ‑moti­va­tion: Den betrof­fe­nen Arbeit­nehmern fehlt der „Antrieb“, Sucht und Abhängigkeit unter­graben die Moti­va­tion zum pro­duk­tiv­en Tätig­sein. Im fort­geschrit­te­nen Sta­di­um machen sie ziel­gerichtetes, effek­tives und pro­duk­tives Han­deln unmöglich.
  • die Auf­gaben­er­fül­lung: Betrof­fene Mitar­beit­er kön­nen sich nicht konzen­tri­eren, sind abge­lenkt, sprung- oder wech­sel­haft. Ihre Leis­tungs­fähigkeit, ihr Reak­tions- und Wahrnehmungsver­mö­gen sind reduziert.
  • das Inter­ak­tionsver­hal­ten und Arbeit­skli­ma: Betrof­fene Mitar­beit­er wer­den zunehmend kom­mu­nika­tion­sun­fähig und ziehen sich zurück. Auf­grund von Missstim­mungen kön­nen Kon­flik­te mit Kol­le­gen, Vorge­set­zten oder Kun­den entstehen.
  • die indi­vidu­elle Leis­tungs­fähigkeit: Der prob­lema­tis­che Ver­hal­tensstil führt mit fortschre­i­t­en­der Zeit zu physis­chen und psy­chis­chen Auf­fäl­ligkeit­en. Die Fehlerzahl erhöht sich, die krankheits­be­d­ingte Abwe­sen­heit nimmt zu, län­gere Arbeit­sun­fähigkeit und/oder Frühin­va­lid­ität dro­hen. Eine ver­frühte Beren­tung oder ein vorzeit­iger Ruh­e­s­tand kön­nen die Folge sein.
  • die Arbeitssicher­heit: Betrof­fene Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er verur­sachen öfter Per­so­n­en- oder Sach­schä­den sowie Arbeit­sun­fälle und sind häu­figer an diesen beteiligt.

Ursache Belastungen am Arbeitsplatz

In den let­zten Jahren haben sich durch Arbeitsverdich­tun­gen, höhere Flex­i­bil­ität­san­forderun­gen sowie ver­schärften Wet­tbe­werb die Belas­tun­gen, die in Verbindung mit Arbeit entste­hen, stetig erhöht. Vor allem psy­chis­che Belas­tun­gen treten häu­figer auf, aus­gelöst durch Zeit­druck, Mobil­ität­san­forderun­gen, Ver­ant­wor­tungsüber­nahme und Infor­ma­tion­süber­fluss. Zwar wird der arbei­t­ende Men­sch durch eine zunehmende Automa­tisierung und Flex­i­bil­isierung in der Arbeitswelt zum Teil ent­lastet, jedoch wer­den ander­er­seits immer mehr beziehungsweise größere Anforderun­gen an ihn gestellt.

Die Zunahme von Beanspruchun­gen und Anforderun­gen am Arbeit­splatz kann sowohl kör­per­liche wie auch men­tale und emo­tionale Auswirkun­gen haben, und das in pos­i­tiv­er wie auch neg­a­tiv­er Hin­sicht. Beanspruchun­gen und Anforderun­gen kön­nen sehr starke moti­va­tionale Kon­se­quen­zen haben und dem Men­schen ein Gefühl von Stärke, Kom­pe­tenz und Erfolg ver­lei­hen. Voraus­ge­set­zt, sie stellen bewältig­bare Her­aus­forderun­gen dar.

Neg­a­tive Fol­gen haben die Beanspruchun­gen dann, wenn dem Men­schen die notwendi­gen Ressourcen zur Bewäl­ti­gung ein­er Anforderungs- oder Beanspruchungssi­t­u­a­tion fehlen. So wer­den Beanspruchun­gen zu Belas­tun­gen, es entste­ht Stress als eine belas­tende Wirkung der Arbeit. Als langfristige Fol­gen bei einem Missver­hält­nis von Anforderun­gen und Ressourcen zeigen sich Beein­träch­ti­gun­gen des Wohlbefind­ens und der Gesundheit.

Ern­sthafte Erkrankun­gen des Herz-Kreis­lauf-Sys­tems, des Magen-Darm-Trak­ts, neu­rol­o­gis­che Auf­fäl­ligkeit­en, Haut- und Muskel­erkrankun­gen und mehr kön­nen die Folge sein. Weit­er­hin beste­ht die Gefahr ein­er erhöht­en Cor­ti­sol-auss­chüt­tung, was bei dauer­hafter Stress­be­las­tung zu Schä­den führt. Schließlich bewirken Über­forderungssi­t­u­a­tio­nen häu­fig auch psy­cho­so­ma­tis­che Beschw­er­den, wie zum Beispiel Kopf- und Magen­schmerzen und depres­sive Verstimmungen.

Prävention und Intervention von Sucht

Süchtige und abhängige Ver­hal­tens­muster kön­nen zu erhe­blichen kör­per­lichen, seel­is­chen und sozialen Prob­le­men führen, die sowohl die unmit­tel­bar Betrof­fe­nen als auch deren soziales Umfeld nach­haltig beein­trächti­gen und schädi­gen. Durch gezielte Präven­tion­s­maß­nah­men sollen Gesund­heitss­chä­den ver­hin­dert oder früh erkan­nt wer­den. Um durch Präven­tion­s­maß­nah­men für gesunde Mitar­beit­er in gesun­den Unternehmen zu sor­gen, kann sowohl auf indi­vidu­eller als auch auf organ­isatorisch­er Ebene ange­set­zt wer­den. Dies gilt auch und ger­ade für die Suchtprävention.

Individuelle Maßnahmen

Jed­er erwach­sene Men­sch ist für sein Wohlbefind­en und seine Gesund­heit selb­st ver­ant­wortlich. Hierzu zählt auch eine Lebensweise, die süchtiges Ver­hal­ten möglichst auss­chließt. Ein­er der wichtig­sten pro­tek­tiv­en Fak­toren gegen abhängiges Ver­hal­ten ist ein funk­tion­ieren­des soziales Net­zw­erk und Unter­stützung. Fre­unde, Fam­i­lie und Lebenspart­ner, zu denen eine intak­te Beziehung beste­ht, sind wichtig. Durch die soziale Unter­stützung kann Rück­halt und Gebor­gen­heit geboten wer­den, was vor allem bei auftre­tenden Kon­flik­ten oder Prob­le­men von großer Bedeu­tung ist. Exzes­sive (Sucht-) Ver­hal­tensweisen haben eine kom­pen­sierende Funk­tion, da diese von Sit­u­a­tio­nen ablenken sollen, die als unan­genehm erlebt wer­den. Daher ist es von hoher Bedeu­tung, für ein gutes psy­chis­ches und soziales Gle­ichgewicht zu sorgen.

Organisationale Maßnahmen

Die Förderung und die Erhal­tung der Gesund­heit inner­halb ein­er Organ­i­sa­tion ist auch die Auf­gabe des gesamten Unternehmens. Da süchtiges und abhängiges Ver­hal­ten langfristig immer auch im Arbeits- und Beruf­sleben sicht­bar wird, sind im Hin­blick auf Präven­tion und Inter­ven­tion ins­beson­dere an Vorge­set­zte und Führungskräfte, aber auch an Kol­le­gen und Mitar­beit­er sowie Per­son­alver­ant­wortliche und Betrieb­smedi­zin­er beson­dere Anforderun­gen zu stellen.

Organ­i­sa­tio­nen soll­ten grund­sät­zlich über Struk­turen und Prozesse ver­fü­gen, also entsprechende präven­tive und gesund­heits­fördernde Umweltbe­din­gun­gen schaf­fen, die süchtiges und abhängiges Ver­hal­ten best­möglich ver­hin­dern. Während das betriebliche Gesund­heits­man­age­ment (BGM) den Rah­men für eine sucht­freie Organ­i­sa­tion darstellt, erfol­gt die Umset­zung von Maß­nah­men und Verän­derung­sprozessen durch die soge­nan­nte betriebliche Gesund­heits­förderung (BGF). Diese hat zum Ziel, die Gesund­heit und das Wohlbefind­en am Arbeit­splatz zu erhal­ten und zu verbessern. Krankheit­en am Arbeit­splatz (durch Arbeit­sun­fälle oder Stress) soll vorge­beugt und Gesund­heitspoten­ziale sollen gestärkt wer­den, wom­it auch eine sucht­be­fre­ite Belegschaft angestrebt wird.

Denkbare Ansätze zur Prävention von Sucht und Abhängigkeit:

  • Zunächst soll­ten Unternehmen ihre Per­son­alauswahlver­fahren und ihre Anforderung­spro­file bei Stel­lenbe­set­zun­gen über­denken, um zu ver­mei­den, dass eine Organ­i­sa­tion­sumge­bung entste­ht, die süchtiges Ver­hal­ten fördert. Dies bedeutet ins­beson­dere, dass sowohl über- als auch unter­fordernde Arbeits­be­din­gun­gen ver­mieden wer­den sollen. Ermöglicht wird das über eine möglichst hohe Pas­sung von Arbeit­splatzan­forderun­gen ein­er­seits und Leis­tungspoten­zialen des Stel­len­in­hab­ers andererseits.
  • Zusät­zlich soll­ten – speziell zur Präven­tion arbeitssüchti­gen Ver­hal­tens – die Anreizsys­teme, aber auch Arbeitszeit‑, Pausen- und Urlaub­sregelun­gen im Hin­blick auf sucht­fördernde Aspek­te unter­sucht wer­den. Die zuge­sagten Urlaub­stage soll­ten tat­säch­lich genom­men wer­den. Ein angemessenes Ver­hält­nis von Arbeit und Freizeit schafft Möglichkeit­en zur Regen­er­a­tion und damit auch zur Erhol­ung von Arbeits­beanspruchun­gen und ‑belas­tun­gen.
  • Ein gesund­heits­förder­lich­es Ernährungsange­bot, etwa in der Betrieb­skan­tine, ist eben­falls hilfreich.
  • Die Arbeit­sauf­gabe und ‑bedin­gun­gen soll­ten so gestal­tet sein, dass sie (im Sinne ein­er Ver­hält­nis­präven­tion) eine Sucht gar nicht erst entste­hen lassen. Mitar­bei­t­ende soll­ten Möglichkeit­en zur Ein­flussnahme haben und soziale Unter­stützung erhalten.
  • Eben­so sind Maß­nah­men, die unmit­tel­bar am Mitar­beit­er anset­zen, denkbar und kön­nen durch das Unternehmen in Form von ver­hal­tensori­en­tierten Maß­nah­men (Train­ings, Sem­i­nare, Work­shops etc.) ange­boten wer­den, in denen Ressourcen, Kom­pe­ten­zen und Poten­ziale gestärkt wer­den; hier­bei wird von Ver­hal­tenspräven­tion gesprochen. Im Rah­men solch­er Ange­bote sollen die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er sich aktiv beteili­gen, indem sie ler­nen, mit Stress umzuge­hen oder ihre Arbeit­szeit effek­tiv zu managen.
  • Außer­dem soll­ten Unternehmen sich unbe­d­ingt bemühen, abhängige und süchtige Belegschaftsmit­glieder in ihrer Organ­i­sa­tion zu iden­ti­fizieren, die Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er ins­ge­samt für die Prob­lematik zu sen­si­bil­isieren und geeignete Maß­nah­men zur Präven­tion und Reha­bil­i­ta­tion bei Sucht und Abhängigkeit zu real­isieren. Durch Maß­nah­men wie Team­train­ings, Kon­flik­t­man­age­ment, Rol­len­analy­sen und Ange­bote zur sozialen Unter­stützung kön­nen zudem die Arbeit­splatzbeziehun­gen verbessert werden.
  • Schließlich kön­nen Mitar­beit­er indi­vidu­ell darin unter­stützt wer­den, zu ein­er angemesseneren Koor­di­na­tion von Arbeit­san­forderun­gen und per­sön­lichen Bedürfnis­sen zu gelan­gen. Entspan­nungstrain­ings, kör­per­liche Übun­gen und Coach­ings sind beispiel­sweise zielführend.

Fazit

Sucht und Abhängigkeit stellen schw­er­wiegende Risiken und Gefahren für Unternehmen dar. Nicht nur die Arbeitssicher­heit, das gesamte unternehmerische Gefüge wird durch süchtige Mitar­beit­er erhe­blich belastet und gefährdet. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen sowohl stof­funge­bun­dene Süchte als auch stof­fge­bun­dene Abhängigkeit­en gle­icher­maßen ernst nehmen und durch geeignete Maßnahmen

  • die Erken­nung solch­er Prob­leme fördern,
  • sin­nvolle und zielführende Inter­ven­tion­s­möglichkeit­en entwick­eln und anbi­eten, wobei sowohl Betrof­fene selb­st als auch Per­son­alver­ant­wortliche und Kol­legin­nen und Kol­le­gen einzubeziehen sind,
  • präven­tiv tätig sind, indem zum Beispiel sucht- und abhängigkeits­fördernde Rah­menbe­din­gun­gen im Unternehmen reduziert wer­den, umfassende und wieder­holte Aufk­lärung und Schu­lung über die Prob­lematik erfol­gt oder auch eine entsprechende Betrieb­svere­in­barung erstellt wird.

Ausblick

In ein­er mehr und mehr fordern­den Arbeit­sumge­bung ist zu erwarten, dass die Zahl der sich der Über­forderung entziehen­den Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er zunehmen wird. Neben psy­chis­chen Erkrankun­gen dürften Süchte kün­ftig weit­er zunehmen, da sie Betrof­fe­nen einen schein­baren Ausweg aus der Belas­tungssi­t­u­a­tion zu bieten scheinen. Dem muss frühzeit­ig und ganzheitlich ent­ge­gengewirkt wer­den – im Sinne der Betrof­fe­nen, aber auch im Sinne der Unternehmen, der Belegschaft und der Gesamtgesellschaft.


Autor: Dr. Ste­fan Poppelreuter
Leit­er Analy­sen & Befragungen
HR Consulting,
Geschäfts­feld Weit­er­bil­dung & Personalentwicklung
TÜV Rhein­land Akademie GmbH
 
Foto: © privat/Die Schnappschützen
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