Um das Unfallrisiko sowohl für den Fahrer als auch für Unbeteiligte so gering wie möglich zu halten, gelten für das Steuern von Staplern besondere Regeln, die erlernt und eingeübt werden müssen. Eine qualifizierte Ausbildung ist daher notwendig, um die Staplertätigkeit aufnehmen zu dürfen.
Qualifizierung
Die Unfallverhütungsvorschrift DGUV Vorschrift 68 „Flurförderzeuge“ stellt bestimmte Anforderungen an den Fahrer: Vollendung des 18. Lebensjahrs, körperliche und geistige Eignung sowie eine entsprechende Ausbildung. Grundlage der Ausbildung ist der DGUV Grundsatz 308–001, der die Ausbildungsstufen 1 bis 3 vorschreibt: Die allgemeine Ausbildung (Stufe 1) gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil, in denen Sicherheitsbestimmungen besprochen und Transportabläufe trainiert werden. Üblicherweise erfolgt die Stufe 1 auf 2 Tonnen-Gabelstaplern. Sofern Fahrer im Betrieb spezielle Staplertypen oder besondere Anbaugeräte steuern sollen, ist eine Zusatzausbildung (Stufe 2) unerlässlich. In Stufe 3 werden die Gegebenheiten im Betrieb und die Besonderheiten des Arbeitsbereiches vor Ort unterwiesen. Wer die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, kann durch die Unternehmensleitung mit dem Führen eines Gabelstaplers schriftlich beauftragt werden.
Richtig auf- und absteigen
Staplerfahrer arbeiten häufig unter Zeitdruck. Um vermeintlich Zeit zu sparen, springen manche Fahrer aus der Fahrerkabine, anstatt über die Tritte abzusteigen. Diese Unsitte ist jedoch mit einem hohen Unfallrisiko verbunden. Gerade beim Auf- und Absteigen vom Gabelstapler ereignen sich viele Sturzunfälle. So geht es richtig: Rückwärts aussteigen, nie springen. Die vorgesehenen Tritte und Haltegriffe benutzen und nicht mit Gegenständen in den Händen auf- oder absteigen.
Achtung: Beim Sprung aus der Fahrerkabine werden die Gelenke mit dem zwei- bis vierfachen des Körpergewichts belastet!
Fahrersitz einstellen
Im Gegensatz zum Pkw werden beim Stapler Stöße, wie sie beim Überqueren von Torschwellen oder Gleisen entstehen, direkt auf den Fahrersitz übertragen. Beschwerden im Nacken oder im Rücken können die Folge sein. Überprüfen Sie daher vor Fahrtbeginn, ob der Sitz die richtigen Einstellungen besitzt. Kontrollieren Sie auch die Stellung der Lenksäule und schwenken Sie das Lenkrad, falls erforderlich, in die gewünschte Position. Nur ein Sitz, der korrekt eingestellt ist, kann die körperlichen Belastungen während des zum Teil stundenlangen Sitzens mindern. Die Betriebsanleitung des Staplerherstellers enthält wichtige Hinweise zur individuellen Einstellung des Arbeitsplatzes.
Immer im Gleichgewicht
Für den sicheren Betrieb eines Gabelstaplers ist die Standsicherheit, die durch die Lage des Schwerpunktes beeinflusst wird, von wesentlicher Bedeutung. Bei einem 3‑Rad-Stapler und einem Stapler mit Pendelachse bilden die Kippkanten ein sogenanntes Standdreieck (Bild oben rechts, Abb. 1 und 2). Bei diesen Staplertypen liegt der Fahrzeugschwerpunkt (ohne Last) nahe der Spitze des Dreiecks (Abb. 1). Nimmt der Stapler nun eine Last auf, verschiebt sich der Gesamtschwerpunkt in Richtung der Vorderachse (Abb. 2). Ist die aufgenommene Last zu schwer – der Stapler also überladen – wandert der Gesamtschwerpunkt über die vordere Kippkante (Vorderachse) hinaus und der Stapler kippt nach vorne auf die Gabelzinken (Abb. 3). Um Kippunfälle zu vermeiden, muss der Gesamtschwerpunkt innerhalb des Standdreiecks liegen. Bei 4‑Rad-Staplern bilden die Kippkanten ein Viereck, woraus sich Vorteile hinsichtlich der Standsicherheit ergeben (Abb. 4).
Kippunfälle mit Staplern ereignen sich meist bei Kurvenfahrt. Ausschlaggebend ist die Fliehkraft, die am Gesamtschwerpunkt wirkt und das Risiko des Umkippens immens erhöht. Deren Größe errechnet sich aus der Gesamtmasse des Staplers, dem gefahrenen Kurvenradius und der Kurvengeschwindigkeit. Dabei bedeutet doppelte Kurvengeschwindigkeit vierfache Fliehkraft. Ist die Fliehkraft zu groß, verliert der Stapler die Bodenhaftung und kippt zur Seite. Die Wirkung von Fliehkräften ist besonders bei angehobener Last eine häufige Unfallursache. Daher die Last immer bodennah transportieren und mit abgesenkter Last bis an das Regal oder die Lkw-Ladefläche heranfahren. Erst jetzt wird die Last angehoben.
Die Wirkung von Fliehkräften bekam Staplerfahrer Klaus F. zu spüren. Kurz vor Schichtende erwartete er noch einen Lkw zum Entladen. Um nach dem Lkw zu schauen, fuhr er mit dem Stapler rasch aus der Halle auf den Betriebshof. Auf dem Hofgelände wollte er bei voller Fahrt wenden und zurück in die Halle fahren. Beim Wenden passierte es dann: Der Stapler kippte um. Zum Glück war Klaus F. angeschnallt, der Gurt hielt ihn auf dem Fahrersitz. Er trug nur Prellungen und Schürfwunden davon.
Eigene Sicherheit geht vor
Kommt der Stapler ins Kippen, besteht die Gefahr, dass der Fahrer aus dem Fahrzeug geschleudert und durch das Fahrerschutzdach schwer verletzt oder sogar getötet wird. Deshalb muss gewährleistet sein, dass der Fahrer zu jeder Zeit durch ein Rückhaltesystem auf dem Fahrersitz gehalten wird. Hierfür stellen der Fahrersitzgurt oder die Bügeltüren einen wirksamen Schutz dar – aber nur, wenn sie konsequent benutzt werden. Fahrerkabinen mit festen Türen erfüllen ebenfalls die Sicherheitsanforderungen für Fahrerrückhaltesysteme. Der Gurt kann dann zusätzlich benutzt werden. Er muss aber angelegt sein, wenn etwa im Sommer mit offenen Türen gefahren wird. Die Fachleute sind sich einig: Rückhaltesysteme können tödliche Kippunfälle verhindern.
Angepasste Geschwindigkeit
Flurförderzeuge dürfen nur mit an die Fahrbahnverhältnisse angepasster Geschwindigkeit gesteuert werden. Die Fahrbahnverhältnisse können etwa durch Nässe, Schmutz oder geringe Breite der Fahrbahn ungünstig ausfallen. Auch vor kritischen Stellen wie einer Tordurchfahrt, unübersichtlichen Kreuzungen oder in der Nähe von Fußgängern ist die Geschwindigkeit zu reduzieren, damit eine Notbremsung vermieden wird. Eine vorausschauende und umsichtige Fahrweise bedeutet weniger Unfälle und weniger Sachschäden. Grundsätzlich gilt beim Fahren mit Last: Last bis zum Gabelrücken aufnehmen, Gabel absenken, Hubmast zurückneigen und Fahrgeschwindigkeit so anpassen, dass beim Auftauchen eines Hindernisses rechtzeitig angehalten werden kann – ohne dass die Last von den Gabeln rutscht.
Traglastdiagramm beachten
Die Arbeit eines Gabelstaplerfahrers beginnt mit dem prüfenden Blick auf die aufzunehmende Last. Um welche Art von Ladung handelt es sich? Wie hoch ist das Gewicht und wo liegt der Lastschwerpunkt? Anhand des Traglastdiagramms, das als Schild am Stapler angebracht ist, lässt sich feststellen, ob die Last sicher auf die gewünschte Höhe bewegt werden kann.
Die Angaben in diesem Schaubild gelten jedoch nur für normale Arbeitsbedingungen, also für ebene Böden und Ladungen mit bekannter Schwerpunktlage. Hingegen können Ladungen mit unbekanntem außermittigen Lastschwerpunkt die Tragfähigkeit und die Standsicherheit des Staplers nachteilig beeinflussen. Es ist daher entscheidend, dass das Traglastdiagramm gelesen und korrekt angewendet wird. Achtung: Den Gabelstapler niemals überlasten und auch nie versuchen, die Tragfähigkeit durch zusätzliche Gegengewichte zu erhöhen.
Befahren von Steigungen und Gefällstrecken
Das Befahren von schrägen Fahrwegen birgt ein hohes Risiko, mit dem Stapler umzukippen. Folgende Sicherheitsregeln sind daher einzuhalten:
- Auf Steigungen und Gefällstrecken ist die Last immer bergan zu führen.
- Nur ohne Last vorwärts hinauf- und auch vorwärts hinunterfahren.
- Wenden auf Gefällstrecken ist verboten.
- Ein- und Auslagern im Gefälle und auf Steigungen ist untersagt.
- Den Stapler nicht auf Steigungen abstellen – im Notfall durch Keile sichern.
Freie Sicht
Kollisionen mit Fußgängern oder anderen Transportgeräten sind ein weiterer Unfallschwerpunkt mit Gabelstaplern. Eine wesentliche Ursache ist die eingeschränkte Sicht des Staplerfahrers. Daher fordert die DGUV Vorschrift 68 in § 12, dass Flurförderzeuge nur verfahren werden dürfen, wenn der Fahrer ausreichende Sicht auf die Fahrbahn hat. Denn je nach Größe des Ladeguts kann die Sicht auf die Fahrbahn über mehrere Meter verdeckt sein. Darüber hinaus wird die Sicht durch Elemente der Fahrerkabine, des Hubgerüstes oder durch Bauelemente, wie Schalldämpfer eingeschränkt. Ist die freie Sicht nach vorne versperrt, muss rückwärtsgefahren werden. Auch beim Rückwärtsfahren gilt: Immer direkt in die Fahrtrichtung schauen. Der Rückspiegel dient nur zur Beobachtung des rückwärtigen Verkehrsraumes und nicht zum Rückwärtsfahren.
Abstellen und Schlüssel abziehen
Stapler dürfen weder auf Verkehrs- und Rettungswegen noch vor Notausgängen abgestellt werden. Tabu sind auch Sicherheitseinrichtungen wie Feuerlöscher und Wandhydranten, die jederzeit zugänglich sein müssen. Richtig abstellen heißt: Feststellbremse betätigen, Gabelzinken in die tiefste Stellung absenken und die Gabel mit den Spitzen nach unten neigen. Antriebsmotor abstellen und Stapler gegen unbefugte Benutzung sichern. Die meisten Stapler sind mit einem Schlüsselschloss ausgerüstet, daher Zündschlüssel abziehen. Dies gilt nicht, wenn der Fahrer kurzzeitig den Stapler verlässt und sich in unmittelbarer Nähe des Arbeitsgerätes aufhält.
Checkliste: Lasten sicher transportieren
Der Umgang mit Lasten birgt nicht nur für den Fahrer, sondern auch für Unbeteiligte die meisten Gefahren. Daher sind vom Staplerfahrer die folgenden Grundsätze zu berücksichtigen:
1. Aufnehmen der Last
- Stapler nicht überlasten.
- Die Last bis zum Gabelrücken aufnehmen.
- Die Gabel erst unmittelbar vor dem Aufnehmen der Last anheben.
- Die Last absenken und Hubmast zurückneigen, erst dann losfahren.
2. Fahren mit der Last
- Die Last immer bodennah transportieren.
- Mit angepasster Geschwindigkeit fahren – besonders in Kurven.
- Rückwärtsfahren, wenn die Sicht durch die Ladung eingeschränkt ist.
- Beim Befahren von Gefälle und Steigungen die Last bergan führen.
- Vorausschauend fahren – abruptes Lenken und Bremsen vermeiden.
3. Absetzen der Last
- Die Last erst unmittelbar vor dem Einstapeln aus der Fahrstellung anheben.
- Der Stapler muss stehen und gebremst sein, erst dann die Last absetzen.
- Die Last nur auf den dafür vorgesehenen Flächen abstellen.