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Was hält die Bevölkerung davon?

Zustimmung abhängig von Partei und Alter
Arbeitszeitverkürzung

Arbeitszeitverkürzung
© Olivier Le Moal – stock.adobe.com

Das The­ma der Arbeit­szeitverkürzung ist in Deutsch­land in den ver­gan­genen Jahren ins Zen­trum der öffentlichen Debat­te gerückt. Ins­beson­dere Gew­erkschafts­forderun­gen lösen Refor­m­druck aus. Ganz aktuell streiken etwa Lokführer*innen und Zugbegleiter*innen der Deutschen Bahn neben höheren Löh­nen auch für eine Reduk­tion ihrer regelmäßi­gen Wochenar­beit­szeit. Doch wie ste­ht die deutsche Bevölkerung zu der­lei Forderun­gen? Auf­schluss darüber kann ein Impulspa­pi­er dreier Bam­berg­er Sozi­ologin­nen geben, das jet­zt beim Deutschen Insti­tut für Inter­diszi­plinäre Sozialpoli­tik­forschung (DIFIS) erschienen ist. Sie unter­sucht­en die Ein­stel­lung der Bevölkerung zu Gew­erkschafts­forderun­gen nach ein­er Arbeit­szeitverkürzung anhand ein­er Tar­if­forderung der IG Met­all. Diese sorgte bere­its 2018 in Baden-Würt­tem­berg für große medi­ale Aufmerk­samkeit. Sie bein­hal­tete unter anderem einen indi­vidu­ellen tar­i­flichen Anspruch auf eine befris­tete Arbeit­szeitverkürzung sowie einen teil­weisen Lohnaus­gle­ich durch die Arbeitgebenden.

Junge Menschen unterstützen Gewerkschaftsforderung mehr als ältere

Die aktuellen Analy­sen basieren auf Dat­en des Ger­man Inter­net Pan­els (GIP) vom Juli 2018, die repräsen­ta­tiv für die deutschsprachige Bevölkerung in Pri­vathaushal­ten sind. 2.426 Per­so­n­en wur­den befragt. Das zen­trale Ergeb­nis der Date­n­analyse: Ins­ge­samt beste­ht in der Bevölkerung eine hohe Zus­tim­mung zu der Gew­erkschafts­forderung nach Arbeit­szeitverkürzung mit par­tiellem Lohnaus­gle­ich. 61 Prozent der Befragten drück­en ihre Unter­stützung aus. „Beson­ders junge Men­schen befür­worten die Forderung der IG Met­all“ erläutert Prof. Dr. Kat­ja Möhring, Inhab­erin des Lehrstuhls für Sozi­olo­gie, ins­beson­dere Fam­i­lie und Arbeit, an der Uni­ver­sität Bam­berg. „Je höher das Alter der Befragten, desto mehr sinkt die Zus­tim­mung. Das deutet auf eine zunehmende Bedeu­tung von indi­vidu­ellen Entschei­dungsmöglichkeit­en bei der Arbeit­szeit hin.“ Per­so­n­en, die die Forderung unter­stützen, zeigen sich zudem durch­schnit­tlich unzufrieden­er mit der Vere­in­barkeit von Beruf und Pri­vatleben. Es beste­hen laut den Wis­senschaft­lerin­nen jedoch keine wesentlichen Unter­schiede zwis­chen Män­nern und Frauen sowie zwis­chen Per­so­n­en mit und ohne Kinder.

Je höher das Einkommen, desto weniger Zustimmung

Drüber hin­aus weisen die Ergeb­nisse darauf hin, dass tra­di­tionelle Kon­flik­tlin­ien beste­hen: „Je höher die beru­fliche Stel­lung und je höher das Einkom­men, desto geringer fällt die Unter­stützung für die Forderung nach Arbeit­szeitverkürzung aus“, erk­lärt Max­i­m­il­iane Reifen­scheid, wis­senschaftliche Mitar­bei­t­erin am Lehrstuhl für Sozi­olo­gie, ins­beson­dere Fam­i­lie und Arbeit. Bei Per­so­n­en ohne Führungsver­ant­wor­tung liegt die Unter­stützung höher als bei jenen in Man­age­ment­po­si­tio­nen und unter Gew­erkschaftsmit­gliedern find­en sich mehr Unterstützer*innen als unter Selbstständigen.

Partei-Neigung spielt eine Rolle

Die Unter­stützung der Forderung nach einem Recht auf Arbeit­szeitverkürzung mit par­tiellem Lohnaus­gle­ich unter­schei­det sich auch nach Partei-Nei­gung. So find­et die Forderung von 2018 bei Anhänger*innen der Grü­nen die größte Zus­tim­mung und erzielt auch bei den Anhänger­schaften der SPD und der Linken höhere Unter­stützungswerte. Die ger­ing­ste Unter­stützung drück­en Anhänger*innen der FDP sowie jene der CDU aus.

Analyse im Kontext der aktuellen Tarifauseinandersetzungen bei der Deutschen Bahn

In Bezug auf die aktuellen Auseinan­der­set­zun­gen bei der Deutschen Bahn sind vor allem drei Ergeb­nisse her­vorzuheben: Die Unter­stützung für die gew­erkschaftliche Forderung der IG Met­all war 2018 beson­ders hoch bei Jün­geren, bei Gew­erkschaftsmit­gliedern sowie bei Per­so­n­en, die mit den Vere­in­barkeitsmöglichkeit­en von Beruf und Pri­vatleben unzufrieden sind. „Unsere Ergeb­nisse deuten darauf hin, dass die Gew­erkschaft durch die Forderung nach Arbeit­szeitverkürzung auch im aktuellen Fall ein­er­seits die Bindung zu beste­hen­den Mit­gliedern stärken, ander­er­seits aber auch für neue Mit­glieder unter jün­geren Beschäftigten attrak­tiv­er wer­den kann“, schlussfol­gert Kat­ja Möhring.

Der DIFIS-Impuls ist kosten­frei zu find­en unter: https://difis.org/institut/publikationen/publikation/68

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