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Sicherheit an vollautomatisierten Übergabepunkten

Verzicht auf Gitter oder Zäune
Sicherheit an vollautomatisierten Übergabepunkten

Sicherheit an vollautomatisierten Übergabepunkten
Foto: © Nay – stock.adobe.com
Für die Sicher­heit an vol­lau­toma­tisierten Über­gabepunk­ten dür­fen Per­so­n­en nicht unbe­merkt in den Gefährdungs­bere­ich zwis­chen der Robot­erzelle und dem fahrerlosen Trans­port­sys­tem gelan­gen. Das kann mith­il­fe ein­er dynamis­chen Schutzfel­dan­pas­sung erfol­gre­ich ver­mieden wer­den und zusät­zliche Schutz­maß­nah­men wie Git­ter oder Zäune über­flüs­sig machen.

In Smart Fac­to­ries funk­tion­iert der Waren­fluss vol­lau­toma­tisiert. Das heißt: Mate­r­i­al für die Pro­duk­tion wird in vor­bere­it­eten Con­tain­ern auf Bere­it­stel­lungs­flächen zur Ver­fü­gung gestellt, auch „Super­markt“ genan­nt. Mate­ri­albe­darf­s­meldun­gen erfol­gen dig­i­tal direkt aus dem Pro­duk­tions­bere­ich. Für die Ver­sorgung der Robot­erzellen mit den benötigten Teilen und für die Abhol­ung der bear­beit­eten Kom­po­nen­ten kom­men fahrerlose Trans­port­sys­teme (FTS) zum Einsatz.

Die automa­tisierten Abläufe an diesen Über­gabesta­tio­nen, an denen FTS mit Robot­erzellen inter­agieren, müssen gefahr­los und zugle­ich effizient gestal­tet wer­den. Das gelingt nur mit zuver­läs­si­gen Sicher­heit­slö­sun­gen: FTS passieren die Gefahrbere­iche, ohne dass die Robot­erzellen ihre Arbeit unter­brechen, und Per­so­n­en dür­fen zu keinem Zeit­punkt unbe­merkt in diese Areale gelan­gen. Ein neues Sicher­heit­skonzept basiert auf ein­er dynamis­chen Schutzfel­dan­pas­sung rund um das FTS bei der Materialübergabe.

Systeme arbeiten zusammen

Für die automa­tisierte Mate­ri­alüber­gabe zwis­chen FTS und Robot­er braucht es eine ganzheitliche Betra­ch­tung der Sicher­heits­funk­tio­nen an den Über­gabesta­tio­nen. Rel­e­vant sind in diesem Zusam­men­hang die Ein­fahrt des FTS in die Sta­tion, das Erre­ichen der Über­gabepo­si­tion sowie die Aus­fahrt. Die FTS selb­st sind zwar durch ihre inte­gri­erten Sen­soren gesichert – beispiel­sweise über Sicherheits-Laserscanner.

Und die Robot­erzellen wiederum erken­nen per Sen­sorik, ob sich eine Per­son dem gefährlichen Arbeits­bere­ich nähert. Doch für eine automa­tisierte Mate­ri­alüber­gabe zwis­chen FTS und Robot­er gilt: Die unter­schiedlichen Steuerung­sein­heit­en der am Prozess beteiligten Sys­teme (Robot­erzelle, FTS und Mate­ri­alflusss­teuerung) müssen miteinan­der kom­mu­nizieren können.

Dabei sind sie so aufeinan­der abzus­tim­men, dass Sicher­heit und Zuver­läs­sigkeit über den gesamten Zyk­lus hin­weg gewährleis­tet sind. Das gelingt nur über eine enge Abstim­mung mit den beteiligten Fach­abteilun­gen. Außer den (Werks-)Planern, Logis­tikver­ant­wortlichen und Arbeitssicher­heits­beauf­tragten trägt auch die IT-Abteilung in dieser Phase einen wesentlichen Teil zum Erfolg bei.

Anforderungen an Übergaben

Tra­di­tionelle Ansätze arbeit­en vielfach mit Lichtvorhän­gen, um den Zugang zum Über­gabebere­ich zwis­chen FTS und Robot­erzelle abzu­sich­ern. Das ist zwar tech­nisch mach­bar, in den Möglichkeit­en jedoch begren­zt: Die Anwe­sen­heit von Per­so­n­en inner­halb des Über­gabebere­ichs lässt sich nicht automa­tisiert überwachen.

Um Per­so­n­en vom Gefahren­bere­ich zu tren­nen, sind bei diesen klas­sis­chen Konzepten weit­ere Schutzvorkehrun­gen erforder­lich – etwa mech­a­nisch tren­nende Ele­mente wie Zäune oder Git­ter. Effizien­ter ist eine vol­lau­toma­tisierte, sichere Über­gabe zwis­chen FTS und Robot­erzellen ohne physis­che Bar­ri­eren. Zwis­chen Per­so­n­en und FTS muss das Sys­tem jedoch zuver­läs­sig unter­schei­den kön­nen. Ins­ge­samt gel­ten für diesen Ansatz fol­gende Anforderungen:

  • Der Gefahren­bere­ich der FTS-Über­gabesta­tion muss während des gesamten Prozess­es abgesichert sein.
  • Fest­gelegte FTS sollen den Arbeits­bere­ich axi­al (option­al auch radi­al) vol­lau­toma­tisch befahren und ver­lassen können.
  • Per­so­n­en beziehungsweise Abwe­ichun­gen von der fest­gelegten FTS-Kon­tur müssen jed­erzeit erkan­nt wer­den und ein Stopp-Sig­nal auslösen.

FTS von Schutzfeldern umschlossen

Die von Leuze entwick­elte Lösung zur Sicherung von Über­gabesta­tio­nen Roboter/FTS gewährleis­tet zwei Sicherheitsfunktionen:

  1. Stop­pen der gefährlichen Bewe­gung der Roboterzelle
  2. Dynamis­che Anpas­sung von Sicher­heits­feldern rund um das FTS

Um den gesamten Bere­ich der Über­gabesta­tion abzu­sich­ern, wer­den Sicher­heits-Laser­scan­ner einge­set­zt. Diese erken­nen über Schutzfelder den Zugang und die Anwe­sen­heit von Per­so­n­en im Über­gabebere­ich. Ist das der Fall, löst das Sys­tem ein Stoppsig­nal aus.

Par­al­lel wird die Posi­tion des FTS im Überwachungs­bere­ich jed­erzeit erkan­nt. Damit das FTS selb­st kein Stoppsig­nal aus­löst, blendet das Sicher­heit­spro­gramm dessen Umriss aus dem gesicherten Bere­ich aus. Das Schutzfeld passt sich also dynamisch um das sich bewe­gende FTS an.

Dazu schal­ten die Laser­scan­ner ihre vorkon­fig­uri­erten Schutzfelder schrit­tweise um. Das von Schutzfeldern „umschlossene“ FTS kann dadurch automa­tisiert in die Sta­tion ein­fahren, an der Park­po­si­tion das Mate­r­i­al übergeben und anschließend die Sta­tion wieder ver­lassen. Das Sicher­heit­sniveau bleibt während des gesamten Zyk­lus erhalten.

Vorteil: Die restliche Umge­bung wird über das verbleibende Schutzfeld jed­erzeit abgedeckt – das bietet einen Run­dum­schutz. Grund­sät­zlich ist es nur den im Sys­tem vor­ab fest­gelegten FTS-Kon­turen möglich, das Schutzfeld zu passieren. Um Manip­u­la­tio­nen oder Scan­ner-Dejustage zu erken­nen, wer­den die im Gerät inte­gri­erte Wasser­waa­gen-Funk­tion und zusät­zlich externe Ref­eren­zkon­turen genutzt.


Sicherheit an vollautomatisierten Übergabepunkten: Sicherheits-Laserscanner überwachen den Bereich der Übergabestation für Roboterzelle und FTS und erkennen die Anwesenheit von Personen. Der Umriss des FTS wird bei der Durchfahrt dynamisch aus den Schutzfeldern ausgeblendet. Es kann automatisiert in die Station einfahren, an der Parkposition das Material übergeben und anschließend die Station wieder verlassen. Auch radiale Einfahrten sind möglich

Sicherheits-Laserscanner überwachen den Bereich der Übergabestation für Roboterzelle und FTS und erkennen die Anwesenheit von Personen. Der Umriss des FTS wird bei der Durchfahrt dynamisch aus den Schutzfeldern ausgeblendet. Es kann automatisiert in die Station einfahren, an der Parkposition das Material übergeben und anschließend die Station wieder verlassen. Auch radiale Einfahrten sind möglich

Sicherheits-Laserscanner überwachen den Bereich der Übergabestation für Roboterzelle und FTS und erkennen die Anwesenheit von Personen. Der Umriss des FTS wird bei der Durchfahrt dynamisch aus den Schutzfeldern ausgeblendet. Es kann automatisiert in die Station einfahren, an der Parkposition das Material übergeben und anschließend die Station wieder verlassen. Auch radiale Einfahrten sind möglich
Sicher­heits-Laser­scan­ner überwachen den Bere­ich der Über­gabesta­tion für Robot­erzelle und FTS und erken­nen die Anwe­sen­heit von Per­so­n­en. Der Umriss des FTS wird bei der Durch­fahrt dynamisch aus den Schutzfeldern aus­ge­blendet. Es kann automa­tisiert in die Sta­tion ein­fahren, an der Park­po­si­tion das Mate­r­i­al übergeben und anschließend die Sta­tion wieder ver­lassen. Auch radi­ale Ein­fahrten sind möglich.
Grafiken: © Leuze

Axiale oder radiale Einfahrt

Zu den Kom­po­nen­ten für dieses Lösungskonzept gehören zwei Sicher­heits-Laser­scan­ner, ein Sicher­heit­spro­gramm sowie die Sys­tem­s­teuerung. Die opti­male Posi­tion­ierung der Laser­scan­ner in der App­lika­tion hängt von unter­schiedlichen Fak­toren ab. Zu berück­sichti­gen sind:

  • App­lika­tions-Lay­out und eventuell kon­struk­tive Abschattungen
  • FTS-Spez­i­fika­tio­nen (beispiel­sweise Dimensionen)
  • Ein- und Aus­fahrt­po­si­tio­nen der FTS in den Schutzfeldbereich
  • Fahrwege und Geschwindigkeit der FTS im Schutzfeld (axial/radial)

Abhängig davon bietet sich vorzugsweise eine diag­o­nale oder lin­eare Posi­tion­ierung der Laser­scan­ner um das Schutzfeld herum an. In beson­deren Fällen (etwa über Eck-Lay­outs mit Abschat­tun­gen durch die Gebäude- oder Zel­len­struk­tur) lässt sich der Sys­temver­bund auch mit mehr als zwei Laser­scan­nern betreiben.

Einfach umsetzbar

Für diese Art der Absicherung sind nur wenige Vor­gaben zu beacht­en, beispiel­sweise die Min­dest­bre­ite des FTS als auch die max­i­male Fahrgeschwindigkeit im Schutzfeld. Außer­dem sollte die Routen­ge­nauigkeit des FTS bei rund 50 Mil­lime­tern liegen. Zudem muss vor dem Gefährdungs­bere­ich aus­re­ichend Fläche vorhan­den sein, um das FTS darin bewe­gen zu kön­nen und um ein aus­re­ichend großes Scan­ner-Schutzfeld (erforder­lich­er Min­destab­stand zur Gefährdung von allen Zugangs­seit­en) umset­zen zu können.

Um eine Ein- oder Durch­fahrt des FTS einzuleit­en, muss das FTS-Leit­sys­tem der Mate­ri­alflusss­teuerung dessen Route zuvor an der Safe­ty Solu­tion anmelden. Je nach Risikobeurteilung der App­lika­tion kann es erforder­lich sein, ergänzend zum Stopp der Robot­erzelle, auch das FTS bei ein­er Schutzfeld­ver­let­zung zu stop­pen. Dies set­zt eine sichere Kom­mu­nika­tion der Zelle mit dem FTS voraus.

Die Safe­ty Solu­tion arbeit­et nach der Anmel­dung des FTS durch das FTS-Leit­sys­tem autark. Es gibt dabei keine Ein­schränkun­gen beim Teile­trans­port. Das Sicher­heitssys­tem und die Schutzfelder ori­en­tieren sich am Umriss des FTS und nicht am darauf befind­lichen trans­portierten Mate­r­i­al. Selb­st vorn oder seitlich über­ste­hende Teile wer­den zuver­läs­sig trans­portiert. Außer­dem macht die Inte­gra­tion mech­a­nis­che Absicherun­gen wie Zäune oder Git­ter über­flüs­sig. Das spart wertvollen Platz in der Produktion.

Von Risikobeurteilung bis Ergebnis

Wer für seine automa­tisierte Anlage dieses Konzept umset­zen will, benötigt im ersten Schritt eine Risikobeurteilung: Die Gefährdun­gen (etwa im Bere­ich des Robot­ers) müssen klar definiert sein. Eben­so muss bekan­nt sein, wie schnell die Robot­erzelle stoppt. Auf dieser Basis lassen sich die Größe des Schutzfeldes sowie die zeitlichen Abläufe fes­tle­gen. Inno­v­a­tive Mate­r­i­al-Logis­tik-Sys­teme sind daraufhin ohne Kom­pro­misse umsetzbar.


Autor: Matthias Bristle
Pro­duk­t­man­ag­er Safe­ty Solutions
Leuze Elec­tron­ic GmbH + Co. KG
 
Foto: © Leuze
 

 
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