- Herr Muro, Gefahrstoffe dürfen nicht einfach verwahrt, sondern müssen vorschriftsgemäß gelagert werden. Stellt dies eine Herausforderung für Unternehmen dar?
Für Unternehmen kann die korrekte Lagerung von Gefahrstoffen eine Herausforderung darstellen, da sie geeignete Lagerräume benötigen, die den Anforderungen an die Lagerung der verschiedenen Gefahrstoffe entsprechen. Auch müssen sie sicherstellen, dass die Mitarbeitenden über die Gefahren der Stoffe informiert sind und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.
Denn nicht selten ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gar nicht bewusst, dass es sich bei einem bestimmten Produkt um einen Gefahrstoff handelt. Sie wissen auch nicht, welche speziellen Risiken damit verbunden sind. Das kann zu Nachlässigkeit und Unachtsamkeit bei der Handhabung führen, was wiederum Unfälle und Schäden nach sich ziehen kann. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden regelmäßig schulen und über die Risiken von Gefahrstoffen aufklären, um diese Gefahren zu minimieren.
Ein weiterer Irrglaube in Unternehmen besteht darin, dass die Kleinmengenregelung greift und dadurch weniger strenge Anforderungen an die Lagerung von Gefahrstoffen gelten. Die Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 510 regelt die Lagerung von Gefahrstoffen in ortsbeweglichen Behältern. Sie enthält detaillierte Anforderungen an die Lagerräume, die Ausstattung und die Überwachung der Lagerung. Auch bei geringen Mengen müssen diese Vorgaben eingehalten werden, um Unfälle zu vermeiden.
- Wer ist für die Lagerung verantwortlich?
Die Verantwortung für die korrekte Lagerung von Gefahrstoffen liegt bei der Geschäftsführung und den Führungskräften vor Ort. Sie müssen sicherstellen, dass geeignete Lagerräume bereitgestellt werden und die Beschäftigten über die Gefahren der Stoffe aufgeklärt sind. Es ist jedoch nicht ausreichend, einfach nur Paragrafen aus der Gefahrstoffordnung zu zitieren. Vielmehr müssen die Mitarbeitenden über die Risiken und Schutzmaßnahmen informiert und entsprechend geschult werden.
Damit sie die richtigen Schutzmaßnahmen ergreifen, ist es wichtig, dass sie die Bedeutung der verschiedenen Gefahrensymbole verstehen, so etwa die Gefahrstoffkennzeichnung mit dem Symbol GHS08 „Gesundheitsgefahr“. Liegt kein Bewusstsein dafür vor, kann es zu schweren Unfällen und Schäden kommen – gerade beim häufig sorglosen Einsatz von Gefahrstoffen mit der GHS08-Kennzeichnung, deren Bedeutung oft unterschätzt wird oder unbekannt ist.
- Es gibt diverse Anbieter und Angebote für die Gefahrstofflagerung. Wie können Unternehmen die passenden Methoden und Produkte finden?
Sie müssen sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Es ist wichtig, dass Unternehmen eine gute Übersicht über die verfügbaren Optionen haben und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden abwägen. Zudem ist entscheidend, dass Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, um die Risiken der Lagerung von Gefahrstoffen zu bewerten. Eine solche Beurteilung erfordert eine Fachkunde nach Gefahrstoffverordnung, was bedeutet, dass das Unternehmen über ausreichend Fachwissen in Bezug auf die Lagerung von Gefahrstoffen verfügen muss.
Die Gefährdungsbeurteilung ist eine wichtige Grundlage für die Auswahl der geeigneten Methoden und Anbieter für die Gefahrstofflagerung. Unternehmen sollten sich daher gründlich damit auseinandersetzen und sicherstellen, dass sie über das notwendige Fachwissen verfügen, um eine korrekte Beurteilung durchführen zu können.
- Wie lässt sich feststellen, ob die gewählte Lagermethode die effektivste ist?
Um festzustellen, ob die gefundene Lagermethode die effektivste ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine HAZOP-Analyse (Hazard and Operability Study) ist eine Methode zur systematischen Untersuchung von potenziellen Gefahren und Schwachstellen in einem Prozess. Die HAZOP-Analyse kann auf die Lagerung von Gefahrstoffen angewendet werden, um mögliche Gefahrenquellen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Eine praktische Übung dazu, wie man bei einer Havarie handelt, kann auch hilfreich sein, um festzustellen, ob die gewählte Lagermethode effektiv ist. Dabei können verschiedene Szenarien simuliert werden, um die Reaktionen der Beschäftigten zu testen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Grundsätzlich ist es wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um Unfälle zu vermeiden. Eine gründliche Gefährdungsbeurteilung und regelmäßige Schulungen der Mitarbeitenden sind dabei unerlässlich.
Das Gespräch führte Lena Markmann.
Veranstaltungstipp „Innovationstag Gefahrstoffe“
Mehr über die richtige Lagerung von Gefahrstoffen erfahren die Teilnehmenden beim „Innovationstag Gefahrstoffe“ am Dienstag, 13. Juni. Die Veranstaltung wird online (per Zoom) durchgeführt. Dr. Klaus Kersting von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) steigt mit einem Expertenvortrag in die Thematik ein, Donato Muro berichtet anschließend aus der Praxis. Weitere Informationen zum Programm der hochkarätig besetzten Veranstaltung gibt es im Internet.
Veranstaltungstipp
Mehr über die richtige Lagerung von Gefahrstoffen erfahren die Teilnehmenden beim „Innovationstag Gefahrstoffe“ am Dienstag, 13. Juni. Die Veranstaltung wird Online (per Zoom) durchgeführt. Dr. Klaus Kersting von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft steigt mit einem Expertenvortrag in die Thematik ein, Donato Muro berichtet anschließend aus der Praxis. Weitere Informationen zur hochkarätig besetzten Veranstaltung der Si-Akademie gibt es unter www.sifa-sibe.de/si-akademie/innovationstag-gefahrstoffe