Donato Muro, Inhaber von Sicherheitsingenieur.NRW, ist Naturwissenschaftler, Ingenieur, Jurist und angehender Arbeitspsychologe. Arbeitsschutz ist seine Berufung. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Gesundheit von Arbeitnehmenden zu fördern und Arbeitsunfälle zu vermeiden. Dabei möchte er den Arbeitsschutz so einfach und verständlich wie möglich vermitteln, um rechtssicheres Handeln auf Seiten der Arbeitnehmenden und Arbeitgeber zu fördern. In seiner Funktion unterstützt er Kunden vor Ort bei der sicheren Gestaltung von Tätigkeiten mit Gefahrstoffen und berät sie unter anderem hinsichtlich der regelkonformen und sicheren Lagerung. Im Interview verrät er, welcher Herausforderung bei der Lagerung von Gefahrstoffen Unternehmen gegenüberstehen und wie sie ihre Gefahrstoffe sicher und effektiv lagern. Weitere Informationen zu dem Thema vermittelt er beim “Innovationstag Gefahrstoffe”, der am 13. Juni online stattfindet.
Gefahrstoffe können nicht einfach irgendwie aufbewahrt werden, sondern es ist vorgegeben, wie sie gelagert werden müssen. Welcher Herausforderung bei der Lagerung von Gefahrstoffen stehen Unternehmen gegenüber?
Für Unternehmen kann die korrekte Lagerung von Gefahrstoffen eine Herausforderung darstellen, da geeignete Lagerräume bereitgestellt werden müssen, die den Anforderungen an die Lagerung der verschiedenen Gefahrstoffe entsprechen. Auch müssen sie sicherstellen, dass die Mitarbeitenden über die Gefahren der Stoffe informiert sind und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.
Ein weiteres Problem ist, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich oft nicht bewusst sind, dass ein bestimmtes Produkt ein Gefahrstoff ist. Sie wissen auch nicht, welche Risiken damit verbunden sind. Das kann zu Nachlässigkeit und Unachtsamkeit bei der Handhabung führen, was wiederum Unfällen und Schäden verursachen kann. Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden regelmäßig schulen und über die Risiken von Gefahrstoffen aufklären, um diese Gefahren zu minimieren.
Ein weiterer Irrglaube besteht darin, dass Mitarbeitende denken, dass die Kleinmengenregelung greift und sie dadurch weniger strenge Anforderungen an die Lagerung von Gefahrstoffen erfüllen müssen. Die Technische Regel für Gefahrstoffe, TRGS 510, regelt die Lagerung von Gefahrstoffen in ortsbeweglichen Behältern und gibt detaillierte Anforderungen an die Lagerräume, die Ausstattung und die Überwachung der Lagerung vor. Auch bei geringen Mengen müssen die Vorgaben für die Lagerung von Gefahrstoffen eingehalten werden, um Unfälle zu vermeiden.
Wer ist für die Lagerung verantwortlich?
Die Verantwortung für die korrekte Lagerung von Gefahrstoffen liegt bei der Geschäftsführung und den Führungskräften vor Ort. Es ist wichtig, dass sie sicherstellen, dass geeignete Lagerräume bereitgestellt werden und dass die Beschäftigten über die Gefahren der Stoffe aufgeklärt sind.
Es ist jedoch nicht ausreichend, einfach nur Paragrafen wie §22 der Gefahrstoffverordnung zu zitieren. Vielmehr müssen die Mitarbeitenden über die Risiken und Schutzmaßnahmen informiert und geschult werden. Es ist wichtig, dass sie die Bedeutung der verschiedenen Gefahrensymbole, wie die Gefahrstoffkennzeichnung GHS08, verstehen und die entsprechenden Schutzmaßnahmen umsetzen.
Wenn die Vorgaben nicht bekannt oder nicht eingehalten werden, kann es zu schweren Unfällen und Schäden kommen. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Schädigung durch den sorglosen Einsatz von Gefahrstoffen kommen, insbesondere solchen mit der GHS08-Kennzeichnung, deren Bedeutung oft unterschätzt oder unbekannt ist.
Es gibt diverse Anbieter für die Gefahrstofflagerung. Wie können Unternehmen die passenden Methoden finden?
Sie müssen sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Es ist wichtig, dass Unternehmen eine gute Übersicht über die verfügbaren Optionen haben und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden abwägen.
Zusätzlich ist es entscheidend, dass Unternehmen eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, um die Risiken der Lagerung von Gefahrstoffen zu bewerten. Eine solche Beurteilung erfordert eine Fachkunde nach Gefahrstoffverordnung, was bedeutet, dass das Unternehmen über ausreichend Fachwissen in Bezug auf die Lagerung von Gefahrstoffen verfügen muss.
Die Gefährdungsbeurteilung ist eine wichtige Grundlage für die Auswahl der geeigneten Methoden und Anbieter für die Gefahrstofflagerung. Unternehmen sollten sich daher gründlich damit auseinandersetzen und sicherstellen, dass sie über das notwendige Fachwissen verfügen, um eine korrekte Beurteilung durchführen zu können.
Wie lässt sich feststellen, ob die gefundene Lagermethode die effektivste ist?
Um festzustellen, ob die gefundene Lagermethode die effektivste ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine HAZOP-Analyse (Hazard and Operability Study) ist eine Methode zur systematischen Untersuchung von potenziellen Gefahren und Schwachstellen in einem Prozess. Die HAZOP-Analyse kann auf die Lagerung von Gefahrstoffen angewendet werden, um mögliche Gefahrenquellen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Eine praktische Übung dazu, wie man bei einer Havarie umgeht, kann auch hilfreich sein, um festzustellen, ob die gewählte Lagermethode effektiv ist. Dabei können verschiedene Szenarien simuliert werden, um die Reaktionen der Beschäftigten zu testen und mögliche Verbesserungen zu identifizieren.
Es ist wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um Unfälle zu vermeiden. Eine gründliche Gefährdungsbeurteilung und regelmäßige Schulungen der Mitarbeitenden sind dabei unerlässlich.
Programm und Anmeldung zum “Innovationstag Gefahrstoffe”