Mit der Schlagzeile „Auffällig viele Arbeitsunfälle und Umwelthavarien in Tesla-Fabrik” gelang es dem Stern-Magazin und den darauf aufbauenden weiteren Medienberichten einmal mehr, einige Fachkräfte für Arbeitssicherheit für Spekulationen zu gewinnen. Schnell konnten Beiträge und Kommentierungen gelesen werden, die Elon Musk nahezu als Teufel in Person darstellten.
„Profit ist denen halt wichtiger als die Gesundheit der Mitarbeiter”, „Und die Politik schaut weg …” oder „Darum kaufe ich mir keinen Tesla” sind nur drei von vielen Kommentierungen auf der Social-Media-Plattform LinkedIn, die wohlgemerkt von Arbeitsschützern stammen.
Wo kommen die konkreten Unfallzahlen eigentlich her?
Jeder der vermeintlichen 190 meldepflichtigen Arbeitsunfälle ist natürlich einer zu viel. Es steht auch außer Frage, dass solche Anschuldigungen erst einmal durch die Behörden ordentlich und vor allem sachlich geprüft werden müssen. Es muss sich als Außenstehender doch zunächst gefragt werden, wo die konkreten Unfallzahlen eigentlich herkommen? Es muss hinterfragt werden, wie viele der Unfälle auf der Baustelle und wie viele in der Produktion passiert sind? Wie oft waren Fremdfirmen betroffen und wie oft eigene Mitarbeiter von Tesla? Das sind nur drei von vielen Fragen, die es sich zu stellen lohnt.
Die Lebensrealität zeigt momentan, dass die Spekulationen und deutlichen Aussagen zu Tesla kein Einzelfall sind. Es ist spürbar, dass immer mehr Medienberichte von Arbeitsunfällen, die im Wesentlichen gar keine Hinweise zum Unfallhergang besitzen, ebenfalls als Spekulation in den sozialen Medien aufgegriffen werden.
Mittlerweile hat das brandenburgische Gesundheitsministerium im Übrigen mitgeteilt, dass seitens der Behörden keine auffällige Unfallhäufigkeit festgestellt werden kann. Dazu kommen engmaschige angekündigte und unangekündigte Kontrollen, bei denen solche gravierenden Verhältnisse sicherlich auffallen würden.
Sachlich bleiben. Emotionen zu Hause lassen
Selbst wenn die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt, sollten gerade Fachkräfte für Arbeitssicherheit eine Lehre daraus ziehen: Spekulationen schaden dem Ansinnen des Arbeitsschutzes und dem Berufsbild der Fachkraft für Arbeitssicherheit mehr, als sie nutzen. Deshalb: Sachlich bleiben. Emotionen zu Hause lassen. Auf die eigenen Herausforderungen im Unternehmen schauen – denn wenn jeder ehrlich ist, gibt es da in den meisten Fällen auch noch die eine oder andere Baustelle, bei der diese Energie besser aufgehoben ist.
Autor: Stefan Ganzke, WandelWerker GmbH
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