Die gute Nachricht gleich vorweg: Die modernen Aggregate von Schrittmachern und Defibrillatoren werden von elektromagnetischen Feldern im Alltag in der Regel nicht beeinträchtigt, sofern sie nach Herstellerempfehlung programmiert sind. Dennoch sollten Patienten, denen sie implantiert wurden, eine gewisse Vorsicht im Umgang mit einigen elektrischen Alltagsgeräten walten lassen. Die Zahl der elektromagnetischen Felder in unserem beruflichen und privaten Umfeld nimmt durch mehr technische Geräte weiter zu. Interferenzen dieser Felder mit aktiven kardialen Implantaten (hier auch Devices genannt) können unterschiedliche Auswirkungen haben. Beispielsweise kann es in vergleichsweise harmlosen Fällen zu einem Moduswechsel des Herzschrittmachers und in schwerwiegenden Fällen gar zu inadäquaten, schmerzhaften Schockabgaben bei implantierten Defibrillatoren (ICDs) kommen. Bei heute gängigen Implantaten kommen diese Interferenzen jedoch nur noch sehr selten vor. Je nach Studie und Implantat konnten lediglich 0,3 bis 0,7 Fälle pro 100 Patientenjahre nachgewiesen werden.
Dennoch verunsichern die Gefahren möglicher Wechselwirkungen die Patienten häufig. Viele schränken sich aus Furcht vor Interferenzen im Alltagsleben unnötig ein. Daher geben DGK und DGAUM für den Umgang mit vielen Alltagsgeräten genaue Empfehlungen, die auf der aktuellen Datenlage der verfügbaren Studien basieren. Keine Empfehlungen können bisher zu neuen Implantaten wie elektrodenfreien Herzschrittmachern oder rein subkutanen Defibrillatoren gegeben werden, da hierzu noch keine ausreichenden Daten vorliegen.
Herzschrittmacher / implantierte Defibrillatoren und Mobiltelefone
Moderne Mobiltelefone und Smartphones stellen ein nur sehr geringes Interferenzrisiko dar. Ein Sicherheitsabstand von 15 Zentimetern zum Implantat, wie er früher empfohlen wurde, ist nicht mehr erforderlich. In Studien mit Smartphones trat nur ein einziger Fall auf, in dem Störsignale nachgewiesen wurden, nachdem das Handy direkt auf die Hautstelle gelegt wurde, unter der sich das Implantat befindet. Zu induktiven Ladestationen hingegen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger einen Mindestabstand von 10 Zentimetern einhalten.
Unterhaltungselektronik
MP3-Player können ohne Bedenken genutzt werden. Interferenzen konnten in Studien nicht nachgewiesen werden. Da sie allerdings während der Nachsorgeuntersuchung die Telemetrie zwischen Programmiergerät und Implantat stören können, sollten sie während dieses Zeitraums nicht in Betrieb sein. Die in Kopfhörern oder Lautsprechern verarbeiteten Dauermagnete können Störungen an Herzschrittmachern und Defibrillatoren erzeugen. Daher sollten sie niemals direkt auf der Stelle platziert sein, an der das Gerät implantiert ist.
Diebstahlsicherungen in Geschäften
Die elektronischen Warensicherungssysteme in den Eingangsbereichen von Kaufhäusern sollten Device-Träger zügig passieren. Sie sollten sich nicht unnötig lange in deren Magnetfeld aufhalten. Die größte Interferenzgefahr geht dabei von akustomagnetischen Diebstahlsicherungen aus. Zu RFID-Scannern sollten Herzschrittmacherträger 60 und Defibrillatorträger 40 Zentimeter Abstand einhalten.
Metalldetektoren
Sowohl Torbogenmetalldetektoren als auch handbetriebene Detektoren, wie sie an Flughäfen verwendet werden, stellen der Datenlage zufolge kein Risiko für Implantat-Träger dar.
Reisen/Mobilität
Hybrid- und Elektrofahrzeuge können Patienten gefahrlos nutzen. Es konnten bei den Autos keine Wechselwirkungen mit den Devices festgestellt werden. Auch für die Reise mit dem Flugzeug oder der Bahn gelten keine ärztlichen Einschränkungen.
Stromleitungen
Korrekt installierte Stromleitungen im Haus stellen für Schrittmacher- und ICD-Träger kein Gefährdungspotenzial dar. Zur Vermeidung von Interferenzen sollten Schrittmacher- und ICD-Träger in besonderem Maße auf eine korrekte Erdung von elektrischen Geräten achten und defekte Haushaltsgeräte nicht in Betrieb halten. Auch das Unterqueren von Hochspannungsleitungen oder das Überqueren von Erdkabeln kann sicher erfolgen.
Induktionsherde
Insbesondere schrittmacherabhängige Patienten und ICD-Träger sollten einen Sicherheitsabstand von mindestens 25 Zentimetern zwischen Implantat und Induktionsherd einhalten. Einem normalen Gebrauch des Herdes steht somit nichts im Wege.
Körperfettwaagen
Grundsätzlich erscheint das Risiko einer Interferenz zwar gering, aber Schrittmacherpatienten ohne einen ausreichenden eigenen Herzrhythmus sowie ICD-Träger sollten vorerst von der Verwendung absehen. Die geringe Fallzahl der bisher untersuchten Patienten erlaubt keine eindeutige Risikoeinschätzung.
Was in Sachen Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren am Arbeitsplatz zu beachten ist
Da elektrischen Geräten die Stärke der von ihnen verursachten elektromagnetischen Felder nicht angesehen werden kann, sollte bereits vor der Implantation geklärt werden, ob der Patient im privaten oder beruflichen Umfeld starken Störquellen ausgesetzt ist. Gegebenenfalls kann der behandelnde Arzt vor dem Eingriff Kontakt zu der zuständigen Berufsgenossenschaft aufnehmen, um das Risiko schon im Vorfeld durch die individuell richtige Implantatauswahl und die Einstellung der Geräteparameter zu minimieren.
Bei der Rückkehr zur Arbeit muss jeweils im Einzelfall entschieden werden, ob der betroffene Beschäftigte weiterhin an seinem bisherigen Arbeitsplatz eingesetzt werden kann oder ob Einschränkungen erforderlich sind. Dies gilt beispielsweise für die Arbeit mit technischem Gerät oder falls der Patient starken Permanentmagneten ausgesetzt ist. Die Beurteilung des Arbeitsplatzes sollte immer in enger Abstimmung zwischen Arbeitgeber, Betriebsarzt und Fachkraft für Arbeitssicherheit erfolgen.

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Herzrhythmusimplantate und elektrische Geräte
Größerer Abstand – geringeres Risiko
Zuerst einmal eine „Laienfrage“: Welche technischen Geräte erzeugen elektromagnetische Felder, wodurch entstehen diese?
Grundsätzlich entstehen elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder (EMF) an allen Geräte, die elektrisch betrieben werden. Die Erzeugung von EMF ist mit Strom und Spannung gekoppelt. Geräte, die EMF nutzen, sind beispielsweise induktive Erwärmungsanlagen, Magnetabscheider, MRTs oder Antennen. Aber eben auch an Schweißeinrichtungen oder Erodiermaschinen treten große EMF auf, weil sie mit hohen Strömen und Spannungen arbeiten.
Warum können Herzschrittmacher oder Defibrillatoren dadurch gestört werden?
So wie Ströme und Spannungen elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder erzeugen, so erzeugen auch umgekehrt elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder Ströme und Spannungen. Und da Herzschrittmacher und Defibrillatoren selbst elektrische Geräte sind, also Strom und Spannung nutzen, können sie von anderen Strömen und Spannungen beeinflusst werden.
Etwas anschaulicher erklärt bedeutet das: Befindet sich ein Implantat-Träger in einem Feld, also beispielweise in der Nähe eines elektrischen Gerätes, dann entstehen Ströme im Implantat und Körper. Die Ströme im Implantat können die Funktion direkt beeinflussen. Die Ströme im Körper können die Funktion indirekt beeinflussen, in dem sie sich mit den elektrischen Herzsignalen überlagern, die der Herzschrittmacher oder Defibrillator fortwährend aufzeichnet. Sind die Herzsignale verfälscht, interpretiert das Implantat die vorliegenden Herzaktionen gegebenenfalls falsch, wodurch die Funktion beeinflusst werden kann.
Weshalb sind defekte technische Geräte und Geräte, die nicht geerdet sind, eine Gefahr?
Bei elektrischen Geräten, deren Erdung defekt ist, können Rück- oder Fehlerströme nicht mehr zur Erde abfließen. Wird ein solches Gerät von einem Menschen berührt, bahnt sich der Strom den Weg durch den Körper zur Erde.
Der Strom im Körper kann dann zu einer Beeinflussung des Herzrhythmus-implantats führen – in gleicher Weise wie bei EMF. Grund für die Beeinflussung sind, wie gesagt, die Ströme und Spannungen, egal ob sie durch EMF oder durch ein defektes elektrisches Gerät im Implantat oder Körper hervorgerufen werden.
In welchem Rhythmus werden Herzschrittmacher und Defibrillatoren gewechselt? Muss jemand mit einem älteren Gerät eher aufpassen?
Der Wechsel von Herzschrittmachern und Defibrillatoren ist im Wesentlichen von der Batterielaufzeit abhängig. Diese beträgt je nach Implantat-Typ und individuellem Stromverbrauch zwischen fünf und 15 Jahren.
Bezogen auf die Beeinflussung durch EMF ist das Alter jedoch nicht entscheidend. Die Programmierung und die implantierten Herzelektroden haben den größten und wichtigsten Einfluss auf die Störfestigkeit gegenüber elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern. Allein durch eine unsachgemäße Umprogrammierung kann ein moderner Herzschrittmacher so störanfällig sein wie ein Herzrhythmusimplantat von vor 20 Jahren. Wird das Herzrhythmusimplantat jedoch entsprechend den Leitlinien programmiert, dann sind es sehr sichere Geräte und man muss keine generelle Sorge vor Beeinflussungen haben.
In welchen Berufen und Arbeitsbereichen können Beschäftigte elektromagnetischen Feldern ausgesetzt sein? Wo sind diese eventuell besonders stark?
Alle Beschäftigten, die mit elektrischen Geräten zu tun haben, sind EMF ausgesetzt. Relevanz im Hinblick auf eine mögliche Beeinflussung von Herzrhythmusimplantaten hat es aber nur dort, wo starke EMF auftreten. Dies ist grundsätzlich der Fall, wenn etwa Geräte, Anlagen, Maschinen mit großen Strömen oder Spannungen arbeiten und sich der Arbeitsbereich oder die Tätigkeit in unmittelbarer Nähe hierzu befindet.
Das bedeutet, dass insbesondere handgeführte Arbeitsmittel wie Bohrmaschinen oder Schweißgeräte nicht zu nahe am Oberkörper geführt werden sollen. Aber beispielswiese auch Arbeiten an Antennen- und Hochspannungsmasten oder an Trocknungs- und Erwärmungsanlagen sowie an Elektromotoren und in der Galvanik bedürfen einer speziellen Gefährdungsbeurteilung für Beschäftigte mit Implantat.
Eine gute Übersicht über verschiedenste Geräte und Anlagen mit einer Einschätzung, ob Beeinflussungen möglich sind oder nicht, findet sich in Tabelle 4 in der Stellungnahme „Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld“ (Anmerkung der Redaktion: siehe Kasten ‚Link-Tipp‘).
Generell gilt, je größer der Abstand zum Gerät, desto geringer das Risiko. Meist reichen schon 50 Zentimeter zum Oberkörper aus, um sicher zu sein, wenn das Herzrhythmusimplantat sachgemäß programmiert ist.
Hilfe für immer mehr Patienten
Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 77.000 Herzschrittmacher und über 25.000 Defibrillatoren implantiert, immer öfter auch bei jüngeren Patienten. Der Grund: Die bessere Versorgung von Herzinfarktpatienten, die sonst jung an einem plötzlichen Herztod gestorben wären, führt immer wieder zu Indikationen, die ein Herzrhythmus-Implantat, insbesondere einen Defibrillator, notwendig werden lassen. Außerdem erreichen jetzt mehr Patienten mit angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter. Beide Gruppen profitieren von den Implantaten.
Link-Tipp
- Die ausführliche Stellungnahme „Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld“, erschienen in „Der Kardiologe 4, 2019“ steht als PDF zum Download bereit unter https://leitlinien.dgk.org