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Psyche und Muskel-Skelett-Erkrankungen

Wenn der Rücken schmerzt
Psyche und Muskel-Skelett-Erkrankungen

Psyche und Muskel-Skelett-Erkrankungen
Foto: © Andrey Popov - stock.adobe.com
Schmerzen kön­nen einen fast ver­rückt machen. Dass aber psy­chis­che Belas­tun­gen dafür ver­ant­wortlich sein kön­nen, ist immer noch wenig bekan­nt und akzep­tiert. Wie die Psy­che auf den Muskel-Skelett-Appa­rat ein­wirken kann und umgekehrt, hat auch mit der men­schlichen Frühgeschichte zu tun.

Nie­mand wird von einem Schoko­riegel oder ein­er Tüte Chips dick und nie­mand erlei­det einen Band­scheiben­vor­fall, weil ein Kunde unver­schämt wird. Doch zu viel unge­sun­des Essen treibt das Gewicht nach oben, belastet den Stof­fwech­sel und kann beispiel­sweise zu Dia­betes führen. Genau­so ist es mit schlechter Stim­mung bei der Arbeit, dauern­dem Zeit­druck oder man­gel­nder Wertschätzung. Das ver­mi­est einem nicht nur die Laune, son­dern vor Wut, Ärg­er oder zu viel Arbeit verspan­nen der Nack­en, die Schul­tern, der Rücken.

Ein Teufelskreis beginnt

Psy­chis­che Belas­tun­gen kön­nen sich neg­a­tiv auf die kör­per­liche Gesund­heit auswirken. Doch umgekehrt ist das genau­so: Wer eine Ver­let­zung oder ein kör­per­lich­es Lei­den hat, dem drückt das meist auch auf die Psy­che. Das kann sog­ar zu einem Teufel­skreis wer­den. Kom­men zu ein­er Schädi­gung des Muskel-Skelett-Appa­rats psy­chis­che Prob­leme hinzu, begün­stigt das die Chronifizierung von Schmerzen.

Zeitdruck und Bewegungsmangel

Die Per­so­n­en und Hand­lun­gen der bei­den fol­gen­den Beispiele sind frei erfun­den, bewe­gen sich aber nah an der Lebenswirk­lichkeit viel­er Men­schen: Peter K., Ende 40, arbeit­et als gel­ern­ter Trock­en­bauer. Es ist immer viel zu tun und die Zeit knapp. Ständig fall­en Über­stun­den an. Ins Fit­ness-Stu­dio, wo er früher regelmäßig trainieren war, geht er schon seit vier Jahren nicht mehr. Dafür ist er abends viel zu erschöpft. Und dann nörgelt auch noch seine Frau, weil er zu nichts mehr Lust hat. 

Da er ständig Rück­en­schmerzen hat, geht er zum Arzt. Dieser fragt ihn, ob er Stress habe. „Nicht mehr als son­st“, ist die Antwort. Der Arzt ver­schreibt ihm ein Schmerzmit­tel, damit er wenig­stens schlafen kann. Doch an einem Sam­stagabend – die Nach­barn sind zum Grillen gekom­men – bückt sich Peter K. im Sitzen, um nach ein­er herun­terge­fal­l­enen Gabel zu greifen. Anschließend kann er sich nicht mehr aufricht­en. Unter Schmerzen und gestützt von sein­er Frau schleppt er sich ins Haus.

Stress verursacht Verspannungen

Car­olin P. ist Sach­bear­bei­t­erin bei ein­er Ver­sicherung. Ihren Arbeit­stag ver­bringt sie über­wiegend am Com­put­er. Seit etwa einem Jahr hat sie eine neue Kol­le­gin, mit der sie nicht gut auskommt. Diese ist sehr ehrgeizig und Car­olin befürchtet, dass sie selb­st von ihrer Stelle ver­drängt wer­den soll. Das stresst. Inzwis­chen passieren ihr immer wieder Fehler. Ihr Vorge­set­zter hat­te sie deshalb bei der let­zten Teambe­sprechung vor allen zurecht­gewiesen und im gle­ichen Zug die Leis­tung ihrer Kol­le­gin über Gebühr hervorgehoben. 

Um ihr Arbeit­spen­sum zu erre­ichen, macht Car­olin nun keine Pausen mehr. Schon zwei Stun­den vor Feier­abend sind der Nack­en und ihre Schul­tern verspan­nt. Immer öfter hat sie Kopf­schmerzen, wenn sie das Büro ver­lässt. Eine Fre­undin macht sie darauf aufmerk­sam, dass sie dauernd über ihre Verspan­nun­gen jam­mere, aber nichts dage­gen unternehmen würde.

Aus der Balance

Dass der Kör­p­er auf Stress mit ein­er Erhöhung der Atem- und Herz­schlagfre­quenz, mit ein­er Auss­chüt­tung von Adren­a­lin und Nora­dren­a­lin sowie mit dem Anspan­nen der Muskeln reagiert, ist men­schlich. Die Stress­reak­tion hat dem frühzeitlichen Men­schen geholfen, vor Raubtieren davonzu­laufen, beziehungsweise ihn zum Angriff befähigt. Die kör­per­lichen Reak­tio­nen sind geblieben, nur ren­nen Men­schen heute in der Regel nicht mehr weg oder kämpfen.

Die Folge: Die Muskeln bleiben anges­pan­nt, das Adren­a­lin sowie die anderen Stof­fwech­sel­pro­duk­te wer­den nur langsam abge­baut oder lagern sich ab. Die notwendi­ge Entspan­nung set­zt nicht ein. Der Kör­p­er gerät aus der gesun­den Bal­ance zwis­chen Anspan­nung und Entspannung.

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Psychosomatische Rückenschmerzen

Rück­en­schmerzen gehören zu den häu­fig­sten Grün­den für einen Arztbe­such. In rund 90 Prozent der Fälle han­delt es sich um soge­nan­nte unspez­i­fis­che Rück­en­schmerzen. Das bedeutet, dass keine Erkrankung wie zum Beispiel ein Band­scheiben­vor­fall vor­liegt, mit der die Schmerzen zu erk­lären sind.

Bis jedoch psy­cho­so­ma­tis­che Schmerzen – also kör­per­liche Schmerzen, deren Ursache in psy­chis­chen Belas­tun­gen liegen – diag­nos­tiziert und vom Patien­ten akzep­tiert wer­den, verge­hen laut der Öster­re­ichis­chen Schmerzge­sellschaft (ÖSG) durch­schnit­tlich zweiein­halb Jahre. Für viele Betrof­fene ist es schw­er zu akzep­tieren, dass ihre Beschw­er­den psy­chis­che und keine kör­per­lichen Ursachen haben. Rund 30 Prozent der Schmerz­pa­tien­ten suchen deshalb in der Zwis­chen­zeit fünf ver­schiedene Ärzte auf.

Mehrere Risikofaktoren

Muskel-Skelett-Erkrankun­gen (MSE) entste­hen häu­fig durch das Zusam­men­wirken von physis­chen Belas­tun­gen wie zum Beispiel Heben und Tra­gen von schw­eren Gegen­stän­den sowie psy­chis­chen Belas­tun­gen wie etwa Stress und indi­vidu­ellen Risiken. Dazu zählen zum Beispiel Krankheitsvorgeschicht­en, Kör­pergewicht oder Bewe­gungs­man­gel. Wer schon länger unter schmerzen­den Muskeln, Bän­dern, Sehnen und Gelenken lei­det, sollte deshalb an mehreren „Stellschrauben“ aktiv werden.

  • Die betrof­fene Region sollte behan­delt wer­den: Manuelle Ther­a­pie, Mas­sagen, Phys­io­ther­a­pie, Akupunk­tur. Es gibt unter­schiedliche Meth­o­d­en, die sofort und langfristig helfen können.
  • Der gesamte Muskel- und Skelet­tap­pa­rat muss regelmäßig und dauer­haft bewegt und trainiert wer­den, sodass er wieder in die Mitte kommt und in der Bal­ance bleibt. Und zwar hin­ten wie vorne sowie links und rechts. Denn ein stark­er Rück­en braucht auch einen starken Bauch. Und da die meis­ten Men­schen ein­seit­ig, also Rechts- oder Linkshän­der sind, wird eine Kör­per­seite häu­fig mehr beansprucht. Das führt dazu, dass der Kör­p­er in Schieflage gerät. Dage­gen hil­ft ein Train­ing, das bei­de Seit­en gle­ich fordert, zum Beispiel Rud­ern, Schwim­men, Kraft­train­ing an Geräten oder Yoga.
  • Neben der Bewe­gung spielt die Entspan­nung eine wichtige Rolle. Hier­für bieten sich ver­schiedene Entspan­nungsmeth­o­d­en oder Acht­samkeit­strain­ing an.

Autorin: Bet­ti­na Brucker
freie Autorin und Journalistin
 
Foto: © privat

Praxis-Tipps zur Prävention

  • Machen Sie Psy­che und MSE zum Präventionsthema.
  • Klären Sie über den möglichen Zusam­men­hang zwis­chen Stress und Rück­en­schmerzen auf.
  • Organ­isieren Sie Bewe­gungs- und Entspan­nungsange­bote im Betrieb oder nach Feierabend.
  • Über­prüfen Sie die psy­chis­chen Arbeits­be­din­gun­gen in Ihrem Unternehmen.
  • Bieten Sie Schu­lun­gen zu Ursache und Wirkung von Verspan­nun­gen an, zum Beispiel mit exter­nen Experten wie Physiotherapeuten.
  • Nutzen Sie anschaulich­es und ansprechen­des Aufk­lärungs­ma­te­r­i­al wie Videos.

Weitere Informationen

  • DGUV Infor­ma­tion 206–019 „Run­dum gestärkt, Wie psy­chosoziale Fak­toren bei der Präven­tion von Muskel-Skelett-Erkrankun­gen am Arbeit­splatz berück­sichtigt wer­den kön­nen“, erhältlich unter https://publikationen.dguv.de (Web­code p206019)
  • Videos „Behand­lung von Rück­en­schmerzen – damals und heute“ und „Psy­cho­so­ma­tis­che Erkrankun­gen“ aus der Senderei­he „Plan­et Wis­sen“ im WDR, abruf­bar unter www.planet-wissen.de
  • Video „Rück­en­schmerzen: Welche Rolle spielt die Psy­che?“ aus der Senderei­he Vis­ite (NDR), abruf­bar über den Youtube-Kanal „ARD GESUND mit Julia Fis­ch­er“ unter www.youtube.com
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