Die folgende Auswahl von Beispielen Guter Praxis stammen aus der Beratungs- und Aufsichtstätigkeit der Unfallkassen und Berufsgenossenschaften. Sie soll Anregungen geben, wie Sibe ihre Tätigkeit selbst verbessern können, wie Führungskräfte im Betrieb die Arbeit ihrer Sibe wirksam unterstützen und welche betrieblichen Voraussetzungen und Maßnahmen hierfür erforderlich sind.
Kommunikation als Erfolgsmittel
Da Sibe keine eigene Umsetzungsverantwortung haben, bleiben als wesentliche Mittel die „Motivation zum sicherheitsgerechten Verhalten“ und die Kommunikation mit Führungskräften und Personal. Gespräche sind somit ein sehr wichtiger Bestandteil bei der Arbeit der Sibe und gleichzeitig ein Schlüssel zum Erfolg. Um also möglichst wirksam agieren zu können, sollten Sibe besonders in Gesprächsführung geschult werden – zum Beispiel im Rahmen der Sibe-Grundqualifizierung oder spätestens in ergänzenden Fortbildungsmodulen.
Vernetzung als Erfolgsmittel
Es ist wichtig, Sibe strukturell in den Arbeitsschutz einzubinden und die verschiedenen Akteure systematisch zu vernetzen. Einfache Beispiele hierfür sind:
- Die Sibe bekommen bei den Dienstberatungen/Teamsitzungen immer einen kurzen Zeitblock, um Themen ansprechen zu können. Der Sibe wird somit „sichtbar“ gemacht und die Bedeutung seiner Aufgaben hervorgehoben.
- Es finden regelmäßige Gespräche zwischen den Führungskräften und den Sibe zu Themen des Arbeitsschutzes statt.
- In größeren Unternehmen werden ein- bis zweimal jährlich Sibe-Sitzungen mit Führungskräften, Sifa und Betriebsarzt organisiert.
- Für den Arbeitsschutzausschuss (ASA) werden zwei Sibe-Sprecher ausgewählt, die immer in der Sitzung dabei sind.
- Die ASA-Protokolle werden für alle Sibe freigegeben.
- In Betriebsbegehungen werden immer zusätzlich die jeweiligen Sibe vor Ort eingebunden.
Betriebs- und Personalrat
Betriebs- beziehungsweise Personalräte (BR/PR) können einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung der Sibe haben. Der BR/PR sollte darauf hinwirken, dass
- der Betrieb den BR/PR bei der Auswahl der Sibe beteiligt,
- der Betrieb eine ausreichende Anzahl Sibe bestellt (Kriterien für die Anzahl der Sibe),
- alle Sibe eine Ausbildung erhalten und regelmäßig fortgebildet werden,
- dass die Sibe im ASA gut beteiligt werden,
- die Zusammenarbeit mit Sifa und Betriebsarzt funktioniert und
- eine regelmäßige Kommunikation zwischen BR/PR und Sibe erfolgt.
Feedbackgespräche
Es ist gute Praxis, wenn mit jedem Sibe regelmäßig über seine Aufgabe/sein Ehrenamt gesprochen wird. Bewährt haben sich jährliche Gespräche, die von der Fachkraft für Arbeitssicherheit organisiert und durchgeführt werden. Eine Führungskraft sollte ebenfalls beteiligt sein.
Bestellung überprüfen
Durch Fluktuation und veränderte Betriebsstrukturen ergeben sich häufig Änderungen hinsichtlich der bestellten Sibe. Dann kann es vorkommen, dass zum Beispiel in bestimmten Bereichen keine Sibe mehr vertreten sind oder kein Sibe mehr eine fachliche Nähe zu einer Beschäftigtengruppe hat. Eine regelmäßige Überprüfung sorgt dafür, dass die Anzahl sowie die räumliche, zeitliche und fachliche Nähe der Sibe zu den Beschäftigten auch weiterhin gewährleistet werden kann.
Ansprechpartner für Betriebsneulinge
Neue eigene oder auch Leihbeschäftigte haben anfangs viele Fragen. Daher ist es wichtig, in ihrem Arbeitsumfeld eine Person zu benennen, an die sich die Neuen jederzeit und ohne Scheu wenden kann. Die Rolle dieser Ansprechpartner können die Sibe übernehmen. Bei den Betriebsneulingen hinterlässt die hohe Priorität von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit einen nachhaltigen Eindruck.
Sibe mit besonderen Qualifikationen
Sibe mit besonderen Qualifikationen können erfolgreich für spezielle Themen eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind:
- Sibe, die im Einkauf arbeiten, werden zum Beispiel bei der Beschaffung von ergonomischer Büroausstattung eingebunden.
- Sibe aus dem IT-Bereich sind oft besonders gut geeignet, um Verhaltensprävention im Büro zu thematisieren, zum Beispiel in puncto „Gesund arbeiten am PC“.
- Sibe, die bei der freiwilligen Feuerwehr tätig sind, können bei Brandschutzprojekten erfolgreich eingesetzt werden.
- Sibe aus der Haustechnik sind bei Fragestellungen rund um das Thema „Raumklima“ meist sehr gute Ansprechpartner.
Gesundheitliche Probleme erkennen
Sibe können als „Frühwarnsystem“ bei Gesundheitsfragen fungieren. Als Frühwarnsystem deshalb, weil sie oft zuerst erkennen, wenn vermehrt gesundheitliche Probleme auftreten, oder weil sie als Vertrauensperson von den Beschäftigten direkt um Hilfe gebeten werden. Sibe können die Beschäftigten zum Beispiel an die Betriebsärztin oder den Betriebsarzt verweisen oder auf besondere Regelungen in Betriebsvereinbarungen hinweisen.
Wirksamkeitsfaktoren beachten
Sicherheitsbeauftragte sind Brückenbauer im betrieblichen Arbeitsschutz. Sie tragen in ihrer Rolle und mit ihrer Tätigkeit wesentlich zum sogenannten Arbeitsschutztransfer bei. Dass es sich hierbei nicht bloß um eine schön klingende Formel handelt, konnte die Umfrage des Sachgebiets „Sicherheitsbeauftragte“ der DGUV eindrucksvoll zeigen: Sicherheitsbeauftragte sind in ihrer Funktion auch wirksam.
Das Ausmaß ihrer Wirksamkeit im jeweiligen Unternehmen hängt jedoch von einer Reihe von Faktoren ab, die das Projekt ebenfalls offengelegt hat. Für die Unternehmen ergeben sich daraus praktische Hinweise, wie sie diese Faktoren gezielt als „Stellschrauben“ nutzen können, um die Wirksamkeit ihrer Sibe zu verbessern.
Referent Betriebliche Organisation von Sicherheit und Gesundheit
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung
Berufsgenossenschaft Holz und Metall
Leiter des Sachgebiets „Sicherheitsbeauftragte“ im DGUV-Fachbereich „Organisation des Arbeitsschutzes“