Im April fand die Hannover Messe 2023 statt, auf der sich die Branchengrößen der Wirtschaft sowie die deutsche Politik zu Themen wie Digitalisierung oder Automatisierung austauschten. Als einer der wichtigsten Schwerpunkte dieses Jahres erweist sich vor allem das Thema Künstliche Intelligenz.
Bei smarten Chatprogrammen reiht sich aktuell eine Entwicklung an die nächste, und viele Unternehmen überprüfen, in welcher Weise sie ChatGPT oder andere Anwendungen in ihre Prozesse integrieren können – vom smarten Kundenservice über das schnellere Schreiben von Texten bis hin zu vorgeschriebenen Posts für soziale Medien.
Bei vielen täglichen Aufgaben und in einer Reihe von Branchen lässt sich KI oft schnell einsetzen. Aktuell finden zu diesem Thema auch im Bereich der Instandhaltung einige entscheidende Entwicklungen statt. Dabei heißt das Stichwort hier vorausschauende Wartungssoftware. Auch in Bezug auf die Sicherheit der Angestellten bietet diese Software einige Möglichkeiten, um den Schutz vor Unfällen besser zu gewährleisten.
Viele Unternehmen beobachten die Entwicklung jedoch noch skeptisch. Inwieweit können Betriebe und Mitarbeitende somit von dieser Zukunftstechnologie profitieren, welche Schwachstellen besitzt das System und lohnt sich der Investitionsaufwand schlussendlich überhaupt für die Angestellten?
Vorsicht besser als Nachsicht
Kein Unternehmen kann sich Stillstand im Betrieb oder in den Fertigungshallen leisten. Defekte oder anfällige Maschinen behindern zwar selbstverständlich die Produktion, aber stellen nebenbei auch ein gefährliches Risiko für die Mitarbeitenden dar, die an diesen Geräten arbeiten. Schon Kleinigkeiten können einen schlimmen Unfall auslösen, bei dem es schnell zu Verletzten kommt. Solche Probleme sorgen damit häufig für hohe Stillstands- oder Reparaturkosten und können den Betrieb im schlimmsten Fall aufgrund von horrenden Schadensersatzzahlen sogar kurz vor die Insolvenz treiben.
Um unnötige Aus- oder Unfälle möglichst zu verhindern, überprüfen Sicherheitsbeauftragte in regelmäßigen Abständen, welche Schutzvorrichtungen im Unternehmen vorhanden sind und wie die Angestellten die vorgegebenen Sicherheitsvorkehrungen umsetzen. Dafür planen viele Mitarbeitende aus dem Bereich Arbeitsschutz über das Jahr verteilt vorbeugende Inspektions- und Schulungstermine ein.
Im Zuge dessen kontrollieren sie den aktuellen Zustand aller Sicherheitsanlagen und sorgen nebenbei für eine Auffrischung des Bewusstseins, wie sich ein sicherer Arbeitstag gestalten lässt. Sollte es somit zu Schwierigkeiten kommen, springt automatisch die entsprechende Sicherheitsvorkehrung ein und bewahrt Mitarbeitende oder das Unternehmen vor größeren Schäden.
Schon kleine Investments in den Zustand der Anlagen und die stetige Arbeit der Sicherheitsbeauftragten sorgen somit dafür, größere, kostenintensive Schäden oder auch gesundheitsbeeinträchtigende Folgen für die Belegschaft zu vermeiden.
Schritt für Schritt
Für den Einsatz von vorausschauender Wartungsplanung braucht es eine vollumfängliche Vernetzung der einzelnen internen Anlagen untereinander sowie mit einer entsprechenden KI-Software. Anhand von Sensoren an entscheidenden Stellen überprüft das System automatisch die Parameter aller Komponenten und verarbeitet dabei schnell riesige Datenmengen. Solche speziellen Geräte reagieren auf unregelmäßige Schwingungen, Dehnungen, Vibration oder Temperaturen.
Hierbei erlaubt das Internet of Things (IoT), die detaillierten Abläufe einer Anlagen in Echtzeit zu überwachen oder Schwachstellen zu erkennen. Funktioniert diese einwandfrei oder stellt sie beispielsweise ein größeres Sicherheitsrisiko für die Angestellten dar?
Besonders große Anlagenparks benötigen einen hohen Zeit- und Personalaufwand bei der Sicherstellung des dauerhaften Arbeitsschutzes, der sich digital einfacher managen lässt. Hier bietet künstliche Intelligenz die Chance, Zuständige in ihrer täglichen Arbeit durch entsprechende Lage-Updates zu unterstützen.
Im Zuge der Installierung einer solchen Soft- und Hardwarelösung bedarf es aber eines recht hohen Kostenaufwands, da die KI-Software und die benötigten Sensoren mit viel Einsatz an die Anlagen des Unternehmens angepasst werden müssen. Dabei existieren für den Großteil der deutschen Betriebe schon günstigere und weniger komplizierte Dienstleistungslösungen, die Zuständigen einen großen Teil ihrer vorhergehenden Organisation und Dokumentation abnehmen können.
Ausfallschutz vs. Installationsaufwand
Statt um die Durchführung von regelmäßigen Terminen zur Zustandsüberprüfung aller Anlagen geht es bei der vorausschauenden Wartung eher um eine ständige Kontrolle aller Maschinenparameter im Unternehmen. Anhand kleiner Abweichungen kann die entsprechende Software hier auftretende Probleme prognostizieren und Servicetechniker haben somit die Chance, möglichen Stillständen oder auftretenden Problemen zuvorzukommen. Durch die Analyse der aktuellen Sensordaten der einzelnen Maschinen ermittelt das Programm somit jederzeit, wie es um den Zustand der Anlagen bestellt ist.
So können Wartungstechniker zwar die Lebensdauer der einzelnen Maschinen verlängern und überprüfen, ob diese aktuell ein Risiko für die Belegschaft darstellen, aber im Vorfeld dieser Möglichkeiten ist meist eine recht aufwendige Installation nötig.
Solche Lösungen erweisen sich als recht teuer in der Anschaffung und zuständige Mitarbeitende können diese nur Schritt für Schritt implementieren. Bis sie die nötige Hardware an allen Anlagen montiert haben, müssen Techniker somit häufig viel Arbeit und betroffene Unternehmen größere Investitionen in das Projekt stecken.
Erleichterung oder Mehraufwand?
Digitale Software bietet zur Unterstützung der Instandhaltung eine große Hilfe und als neuester Zuwachs erweitert KI die flexiblen Möglichkeiten noch weiter. Dadurch vergessen Zuständige nicht die Überprüfung einer einzelnen Anlage oder überspringen einen wichtigen Schritt in der Wartung.
Besonders Mitarbeitende in der Produktion fürchten aufgrund der neuen Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz jedoch, dass solche Systeme ihre Arbeitsplätze in der kommenden Zukunft bedrohen. Bei Instandhaltungs- oder Sicherheitsbeauftragten scheint diese Angst bisher kaum umzugehen, da Maschinen sich im Schadensfall nicht selbst reparieren können und als Anlaufstelle für Fragen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz braucht es weiterhin den Faktor Mensch.
Auch wenn Sensoren den Zustand überwachen, kann es jederzeit zu Problemen kommen, die das Eingreifen einer menschlichen Arbeitskraft dringend nötig machen. KI hat hier eher die Möglichkeit, weniger kreative Arbeiten im Unternehmen zu übernehmen und den Arbeits- und Produktionsschutz durch wichtige Daten zu unterstützen. Viele Unternehmen müssen jedoch überhaupt erst einmal den Schritt in die digitale Welt und weg vom häufig unzuverlässigen Papierprotokoll gehen.
Lohnt sich die Umstellung für alle?
Durch vorausschauende Instandhaltung sollen Wartungen oder Zustandsüberprüfungen für die Sicherheit nicht zu früh und nicht zu spät stattfinden. So kommt es auf der einen Seite zu einem nachhaltigeren Ressourcenverbrauch und auf der anderen Seite müssen Zuständige keine unnötigen Stillstände oder Arbeitsschutzvorfälle mehr fürchten. Kaum einer Arbeits- und Produktionsschutzabteilung gelingt jedoch die komplette Umstellung aller Systeme und Abläufe scheinbar über Nacht. Unternehmen und Sicherheitsbeauftragte sollten sich daher bei der Wahl ihrer Instandhaltungsstrategie immer die Frage stellen, wie wichtig jede einzelne Anlage für die gesamte Produktion ist, wie teuer das Unternehmen ein Ausfall oder eine aufwendige Reparatur wirklich zu stehen kommt und welches Sicherheitsrisiko von den Maschinen ausgeht.
Aufgrund des größeren Installationsaufwands und der damit zusammenhängenden hohen Kosten lohnt sich die vorausschauende Wartung auf lange Sicht hauptsächlich für wirklich kritische Produktionsanlagen. Für den Großteil der technischen und sicherheitsbedingten Gerätschaften reicht die Nutzung der vorbeugenden Instandhaltungsstrategie, die sich schon mit wenigen Schritten und viel kleineren Geldbeträgen einfach und schnell umsetzen lässt.
Hier bieten sich beispielsweise Modelle mit entsprechender Software in Kombination mit QR-Codes an, um die Terminplanung und die digitale Protokollierung der Abläufe schnell beziehungsweise unkompliziert zu gestalten. In diesem Zusammenhang erweist es sich für viele Unternehmen aktuell eher als sinnvoll, weiter auf die bewährte Strategie mit regelmäßiger Wartungs- und Sicherheitsplanung zu setzen.