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Grün ist Trend

Nachhaltige PSA
Grün ist Trend

Kristen Rein
Beson­ders in der Fer­ti­gung wurde in punc­to Nach­haltigkeit schon viel erre­icht. Auch die Pro­duk­te wer­den immer „grün­er“. Bei Schutzk­lei­dung geht es aber vor allem um Lan­glebigkeit. Und auch Repara­turen sowie das Recy­cling von Arbeit­sklei­dung rück­en zuse­hends in den Fokus.

Es gibt sie schon: eine dem Ansatz „Cra­dle to Cra­dle“, dies meint eine durchgängig und kon­se­quente Kreis­laufwirtschaft, fol­gende Arbeit­sklei­dung. Die Uvex suxxeed green­cy­cle Kollek­tion für Indus­trie und Handw­erk ist voll­ständig kom­postier­bar. Die Klei­dung aus Baum­wolle, einem mod­i­fizierten Co-Poly­ester und Elasthan inklu­sive Knöpfen kann eben­so wie das Ver­pack­ungs­ma­te­r­i­al und Hang­tags durch Mikroor­gan­is­men aufge­brochen wer­den und zer­set­zt sich in unge­fähr 400 Tagen. Fortschritte im Bere­ich der Nach­haltigkeit gibt es auch bei der HiVis-Bek­lei­dung, die sich durch gute Sicht­barkeit ausze­ich­net. Zwei Warn­schutz-Lin­ien des schwedis­chen Work­wear-Spezial­is­ten Fris­tads gehören zu deren Green-Pro­duk­ten. Die leichtere Ver­sion für Akteure in den Bere­ichen Straßen­bau, Bauwe­sen, Trans­port und Logis­tik beste­ht aus Bio-Baum­wolle und Poly­ester, die aus recycel­ten PET-Flaschen hergestellt sind. Auf der Fachmesse A+A 2023 im Herb­st plant Fris­tads, eine nach­haltige Flamm­schutzkollek­tion vorzustellen.

Recycelte Materialien im Einsatz

Bei Schuhen und Hand­schuhen sind die Anbi­eter mit ihren Nach­haltigkeits­be­mühun­gen eben­falls fort­geschrit­ten. Sie erhöhen den Anteil der einge­set­zten recycel­ten Mate­ri­alien kon­tinuier­lich. Bei Steitz Secu­ra beispiel­sweise ist die met­all­freie Zehenkappe der Green Label-Kollek­tion zu 33 Prozent aus Meere­s­plas­tik. Auch die green heart Mod­elle von ISM Europe wer­den teil­weise aus recycel­ten PET-Flaschen hergestellt. Und die Schutzhand­schuhe EFL 910 NIT und EFL 900 von Seiz, die in der Logis­tik oder im Anla­gen­bau einge­set­zt wer­den, beste­hen zu 50 Prozent aus PET-Flaschen und erfüllen den Recy­cled Claim Stan­dard RCS. Dieser gibt Auskun­ft über die Rück­ver­fol­gbarkeit recycel­ter Rohstoffe inner­halb der Lieferkette.

Pilotprojekte für Kreislaufwirtschaft

Trotz aller Weit­er­en­twick­lun­gen und Bemühun­gen: Kreis­lauf­fähigkeit ist ein schwieriges The­ma in Hin­blick auf Arbeit­sklei­dung und Per­sön­lich­er Schutzaus­rüs­tung (PSA). Die speziellen Gewebe und Aus­rüs­tun­gen, die zuver­läs­si­gen Schutz gewähren, eignen sich häu­fig nicht für ein Recy­cling. Auch Kon­t­a­minierun­gen, etwa von Feuer­wehrbek­lei­dung oder Hand­schuhen, machen eine Weit­er­ver­w­er­tung unmöglich.

Bier­baum Proe­nen (BP) prüft derzeit den Ein­satz von rück­ge­wonnenen Fasern aus alter Bek­lei­dung und aus Schnit­tresten. Sie sollen in neuen Teilen einge­set­zt wer­den, ohne dass die Qual­ität und die hohen Standzeit­en der Klei­dung neg­a­tiv bee­in­flusst wer­den. Fris­tads hat in den Nieder­lan­den mit dem Flughafen Schiphol ein Wiederver­w­er­tung­spro­gramm etabliert. Alte Klei­dung wird so repari­ert und über­holt, dass sie als „Sec­ond-Life-Bestand“ ver­wend­bar sind. In einem weit­eren Pilot­pro­gramm wer­den die Poloshirts des nieder­ländis­chen Post- und Logis­tikun­ternehmens PostNL gesam­melt und zu neuen Klei­dungsstück­en recycelt. Sie beste­hen dann zu 15 Prozent aus alten Hemden.

Nachhaltigkeit beginnt beim Design

Wer sein Pro­dukt so entwirft, dass möglichst wenig unter­schiedliche Mate­ri­alien ver­wen­det wer­den, fördert die Nach­haltigkeit, denn die Kom­bi­na­tion mehrerer Mate­ri­alien ver­hin­dert die Kreis­lauf­fähigkeit. Wer beim Zuschnei­den Pro­duk­tion­s­abfälle ver­mei­det, eben­so. Zwar gibt es Möglichkeit­en des Down­cy­clings, wenn Reste ander­weit­ig ver­wen­det wer­den, trotz­dem gilt es, Abfälle so weit wie möglich zu vermeiden.

Lan­glebigkeit ist das Gebot. Je länger ein Klei­dungsstück getra­gen wer­den kann, desto bess­er ist das für die Umwelt. In diesem Zusam­men­hang kommt der Reparatur von Bek­lei­dung und Schuhen eine zunehmend große Bedeu­tung zu. Auch hier hil­ft zunächst durch­dacht­es Design. Bekan­nte Soll­bruch­stellen müssen so ver­stärkt sein, dass die Pro­duk­te länger hal­ten. Kon­trast­gewebe am Ärmel­saum kön­nen dafür sor­gen, dass Ver­schmutzun­gen nicht so schnell sicht­bar sind, sodass die Klei­dung sel­tener gewaschen wer­den muss. Reflexstreifen lassen sich auswech­seln. Auch Knöpfe wer­den von eini­gen Unternehmen gestellt, damit Repara­turen möglich sind.

Das nor­wegis­che Unternehmen Wenaas und Gore­tex Pro­fes­sion­als haben ger­ade gemein­sam ein „Repair Kit“ für Licht­bo­gen­schutz-PSA auf den Markt gebracht. Kleine Schä­den wie Risse kön­nen ein­fach mit einem selb­stk­leben­den Flick­en repari­ert wer­den. Kristin Lien, Pro­duk­ten­twick­lerin bei Wenaas, erk­lärt: „Wir fan­den, dass es finanziell und ökol­o­gisch keinen Sinn ergibt, die gesamte Bek­lei­dung zu erset­zen. Die Kun­den sollen ihre Klei­dungsstücke so lange wie möglich behal­ten kön­nen. Deshalb haben wir das Reparatur-Kit entwick­elt – das ist kostengün­stig und nach­haltig.“ Auch Haix als Spezial­ist für Feuer­wehrstiefel hat 2022 über 10.000 Paar Schuhe im eige­nen Reparaturs­er­vice gezählt.

Nachhaltige PSA mit dem Green-Calculator

Fris­tads geht noch einen anderen Weg, um „gläserne Pro­duk­te zu schaf­fen“, wie Dig­i­tal Sales Man­ag­er DACH bei Fris­tads, Mar­cus Got­thardt, es for­muliert. In Zusam­me­nar­beit mit dem staatlichen schwedis­chen Forschungsin­sti­tut RISE hat das Unternehmen einen Stan­dard zur Mes­sung aller Umweltauswirkun­gen eines Klei­dungsstücks während seines gesamten Leben­szyk­lus entwick­elt: die Umwelt-Pro­duk­t­dekla­ra­tion (EPD). Jedes Pro­dukt ist mit einem Link zur Web­site verse­hen, auf der nachzule­sen ist, wie nach­haltig das jew­eilige Pro­dukt tat­säch­lich ist. So kön­nen Beschaf­fende Green-Pro­duk­te mit herkömm­lichen Pro­duk­ten vergleichen.

Umweltaspekte zählen immer mehr

Preis und Liefer­fähigkeit sind für die meis­ten Kun­den weit­er­hin die entschei­den­den Kaufkri­te­rien. Doch größere Unternehmen haben immer häu­figer auch eine Nach­haltigkeit­sagen­da. „So kön­nen Werte wie gesellschaftliche Ver­ant­wor­tung, Umweltaspek­te und auch der regionale Stan­dort und Ser­vices immer mehr zum Zün­glein an der Waage wer­den“, zeigt die Erfahrung von Thomas Wag­n­er, Mar­ket­ingleit­er bei Steitz Secu­ra in Kirchheimbolanden.

Uvex beobachtet ein Umdenken bei den Kun­den. „Vor allem im Bere­ich Car­bon Foot­print“, sagt Mar­ket­ing Man­agerin Manuela Wild. Mit dem Inkraft­treten der EU-Tax­onomie-Verord­nung werde der CO2-Fußab­druck jedes in einem Unternehmen ver­wen­de­ten Pro­duk­tes Bestandteil der CO2-Gesamt­bi­lanz. Uvex selb­st bietet mit der Angabe des CO2-Fußab­drucks pro Pro­dukt eine Hil­festel­lung bei der Auswahl und Beurteilung von Stan­dard- und nach­halti­gen Produkten.

Optimierung der eigenen Werke

Nach­haltigkeit ist umfassend zu sehen. Es gibt viele Stellschrauben, die Unternehmen drehen kön­nen. Das fängt an bei kleineren Anschaf­fun­gen wie E‑Bikes in Gegen­den mit schlecht aus­ge­bautem öffentlichen Nahverkehrsnetz. Haix im bay­erischen Main­burg unter­stützt seine Mitar­bei­t­en­den beispiel­sweise finanziell bei der Anschaf­fung solch­er Räder als Alter­na­tive zum Auto. Oder, das gibt es auch bei Haix, die Foot­print AG: Sie gestal­tet das The­ma Nach­haltigkeit intern. Ein AG-Pro­jekt waren Wasser­spender und wiederver­wend­bare Flaschen für alle.

Unternehmen arbeit­en kon­se­quent daran, die Wege für Beschaf­fung und Pro­duk­tion zu verkürzen. Die eige­nen Stan­dorte wer­den kon­tinuier­lich mod­ernisiert. Pho­to­voltaik-Anla­gen ver­sor­gen Ver­wal­tungs­ge­bäude oder Lager­hallen mit Solarstrom. Der nicht ver­brauchte Strom wird ins öffentliche Netz einge­speist. Mit Akkus wird ver­sucht, den Eigen­ver­brauch zu steigern. Bis zu 40 Prozent des Eigenbe­dar­fes kann so gedeckt wer­den, prog­nos­tiziert Elten für sein bish­eriges Lager, das automa­tisierte Klein­teile­lager und die Fin­ish­ing-Abteilung. Andere Unternehmen wie Steitz Secu­ra betreiben ihre Betrieb­sstät­ten schon seit Län­gerem mit Ökostrom. Auch ISM deckt den Strombe­darf in Lipp­stadt aus regen­er­a­tiv­en Quellen.

Durch Einsparun­gen von Energie hat Elten große Fortschritte bei der Ver­ringerung der eige­nen CO2-Emis­sio­nen gemacht. Wärmetausch­er, die die bei der Pro­duk­tion ent­standene Wärme nutzen, helfen dabei, am Stan­dort Uedem ein Vier­tel des Erdgasver­brauchs zu sparen. In den Lagern hat das Unternehmen die Gasheizung gegen eine Wärmepumpe aus­ge­tauscht. Darüber hin­aus haben sie die Beleuch­tung größ­ten­teils auf LED-Tech­nik umgestellt.

Auf die Verpackung kommt es an

Doch nicht nur das Pro­dukt selb­st, son­dern auch die Ver­pack­ung sollte nach Möglichkeit nach­haltig und wiederver­wend­bar sein. ISM beispiel­sweise nutzt im B2B- und B2C-Bere­ich den kli­ma­neu­tralen Paketver­sand von unter­schiedlichen Dien­stleis­tern. Es wer­den Kar­ton­a­gen aus recycel­ten Mate­ri­alien, FSC- oder Blauer Engel-zer­ti­fiziertes Pack­pa­pi­er einge­set­zt. In der Logis­tik set­zte das Unternehmen auf Elek­tro­fahrzeuge. Zudem ist geplant, dass die Ladesta­tio­nen auf dem Fir­men­gelände von Exter­nen genutzt wer­den dürfen.

Auch Seiz set­zt auf nach­haltige Ver­pack­ung mit Papier­ban­derolen, die zeit­gle­ich als Gebrauch­san­weisung fungieren. So wer­den die Red Mam­ba Schutzhand­schuhe, die beispiel­sweise in der Forstwirtschaft einge­set­zt wer­den, nicht mehr mit PU-Beuteln, son­dern mit den erwäh­n­ten Papier­ban­derolen zu je fünf oder zehn Paaren verpackt.

Das in Köln ansäs­sige Unternehmen BP ist von einem Poly­beu­tel pro Klei­dungsstück auf einen Beu­tel für 20 Klei­dungsstücke pro Kar­ton für den See­trans­port umgestiegen.

Klima-Ziele im Blick

Die Kli­ma-Ziele der Unternehmen sind in vie­len Fällen klar definiert; Ten­denz ist fortschre­i­t­end. Pro­duk­te und Logis­tik sollen zunehmend CO2-neu­tral wer­den und die Pro­duk­te so weit wie möglich kreis­lauf­fähig sein. Doch was hier für Freizeit­bek­lei­dung in vie­len Bere­ichen möglich scheint, gestal­tet sich für Arbeit­sklei­dung und PSA auf­grund der hochtech­nis­chen Mis­chgewebe und deren Aus­rüs­tung als kom­pliziert. „Der reg­u­la­torische Rah­men, in dem wir uns bewe­gen, ist sehr eng“, sagt Fabi­an Kusch von BP. Denn die Schutz­funk­tion hat bei dieser Klei­dung immer Vorrang.

Herausforderungen bei Herstellung

PSA-Pro­duk­te sind kom­plex. Eine Rück­führungslo­gis­tik ist nur sin­nvoll, wenn es ein funk­tion­ieren­des Recy­cling gibt. Auch die Ver­füg­barkeit von recycel­ten Kom­po­nen­ten, welche die Vor­gaben für Schutzpro­duk­te erfüllen, stellt in häu­fig eine Her­aus­forderung dar. Hinzuk­om­mend sind die Preise oft sehr hoch, weswe­gen Unternehmen auf kostengün­stigere Alter­na­tiv­en zurück­greifen. Und schließlich bräuchte die Branche bessere Recy­cling-Tech­nolo­gien. Es gibt zwar immer mehr Ini­tia­tiv­en, heißt es bei ISM, aber die meis­ten Tech­nolo­gien befän­den sich noch in der Pilotphase.

Nachhaltigkeit erfordert Transparenz

Was umset­zbar und für alle Beteiligten hil­fre­ich ist, ist Trans­parenz. Uvex‘ Anliegen ist es, diese in allen Aktiv­itäten zu gewähren. Maß­nah­men sollen nachvol­lziehbar und über­prüf­bar sein. „Denn nur durch Glaub­würdigkeit und Ver­trauen entste­ht echte Nachhaltigkeit.“


Öko-Labels

Die Anzahl der Öko-Labels ist groß und wächst stetig. Sie geben Auskun­ft über die Herkun­ft der Mate­ri­alien und wie sie gehan­delt wer­den (zum Beispiel Fair Trade Baum­wolle) oder über soziale Nach­haltigkeit wie die Fair Wear Foun­da­tion. Mit dem Oeko­tex Stan­dard 100 sind Tex­tilien zer­ti­fiziert, die schad­stof­fgeprüft sind. Step by Oeko­tex ste­ht für „Sus­tain­able Tex­tile and Leather Pro­duc­tion“ und gibt Auskun­ft über Pro­duk­tion­sstät­ten ent­lang der Tex­til- und Led­er­liefer­ket­ten, die ihre umwelt­fre­undlichen Her­stel­lung­sprozesse und sozialverträglichen Arbeits­be­din­gun­gen sich­er­stellen und trans­par­ent kom­mu­nizieren wollen.


Kirsten Rein
Kirsten Rein; Foto: © privat

 Autorin:
Kirsten Rein
Fachjournalistin

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