Durchgehender Stress, Verlust der Motivation, keine Energie – solche Symptome zeigen ein Burnout an. Betroffene verlieren oftmals ihre Ziele aus dem Blick, sind depressiv verstimmt und verlieren ihre Lebensqualität. Sie fühlen sich von ihrem Umfeld unverstanden, allein gelassen, sind handlungsunfähig und haben nur noch ein geringes Selbstbewusstsein. Um den Wiedereinstieg nach einem Burnout in den Beruf zu meistern, brauchen sie deshalb die Unterstützung eines Burnout-Coachings, das von Vertrauen, Wertschätzung und natürlich absoluter Diskretion geprägt ist.
Geschützter Rahmen
In einem solch geschützten Rahmen können Betroffene offen über ihre Gefühle sprechen und gemeinsam mit dem Coach die Ereignisse ausfindig machen, die das Burnout verursacht haben. Ein solches Coaching ist auf keine bestimmte Dauer angelegt, sondern braucht von Fall zu Fall unterschiedlich viel Zeit. Druck, auch Zeitdruck, muss tunlichst vermieden werden. Betroffene sollen zunächst in Ruhe zu sich selbst zurückfinden und neue Energie gewinnen. Es gilt, sich auf die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Erfahrungen zu besinnen.
Das Coaching setzt verschiedene Methoden an: Stress- und Resilienzmanagement, um die Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit wiederherzustellen; Ressourcenaufbau und Reframing, also die Umdeutung oder Neurahmung der Situation; Selbstfürsorge und Entspannungstraining, um wieder Kraft zu schöpfen und zu sich selbst zu finden. Je nach Klientin/Klient fließen die Methoden in unterschiedlichem Maße und in verschiedenen Kombinationen ein. Zusätzlich erhalten Betroffene im Coaching professionelle Hilfestellungen – stets individuell abgestimmt – und ehrliche, vorurteilsfreie Rückmeldungen. Auf dieser Basis können Betroffene eine neue Perspektive für sich und ihr weiteres Leben entwickeln. Zu klären ist für sie dabei, wo sie jetzt stehen und was sie in Zukunft daraus machen möchten. Diese neue Perspektive braucht es, um in den privaten und in der Folge auch in den beruflichen Alltag zurückzufinden.
Kehren die Energie und die Lust, etwas zu tun, bei den Betroffenen zurück, ist das ein klares Zeichen, mit der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz zu beginnen. Ganz wichtig ist dabei: Von null auf hundert kann die Rückkehr in den Job nicht gelingen. Vielmehr erfolgt die Eingliederung stufenweise und in dem Maße, wie sie für die Betroffenen gut und verträglich ist. Mit vier bis acht Wochen müssen die Rückkehrer, Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen rechnen, bis der Wiedereinsteiger voll einsatzfähig und belastbar ist.
Keine falsche Rücksichtnahme
Druck sollte auch bei der Wiedereingliederung tunlichst vermieden werden. Das bedeutet, dass sich sowohl die Rückkehrer nicht gleich zu viel zumuten sollten und sich die nötige Zeit für den Wiedereinstieg nach einem Burnout nehmen müssen. Aber auch Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen sollten die Betroffenen unterstützen. Denn offiziell sind die Wiedereinsteiger noch krankgeschrieben, für sie gelten daher Sondervereinbarungen, die im Idealfall zwischen dem Betroffenen, dem behandelnden Coach, der Führungskraft, der Personalabteilung, dem Betriebsrat und dem Betriebsarzt abgestimmt sind. Gut möglich und üblich ist es, dass die Betroffenen erstmal nur stundenweise an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Es wird dann versucht, die Belastbarkeit kontinuierlich zu steigern.
Eine der größten Sorgen, die Wiedereinsteiger nach einem Burnout mit sich tragen: dass Vorgesetzte und ihr Team ihnen nichts mehr zutrauen. Deshalb ist es bereits vor dem Beginn der Wiedereingliederung wichtig, klar und deutlich zu kommunizieren: Möchten Betroffene zum Beispiel dauerhaft Stunden reduzieren, gewisse Aufgaben nicht mehr übernehmen oder weniger Kunden betreuen, sollten sie dies mit ihrer Führungskraft absprechen. Dabei liegt es nicht an den anderen Teammitgliedern, dem Wiedereinsteiger diese Aufgaben abzunehmen; vielmehr gilt es, das Aufgabenfeld zu verändern und gegebenenfalls auch mit der Personalabteilung neu zu verhandeln. Der Rückkehrer muss sein Arbeitsumfeld für sich passend gestalten und lernen, zu Aufgaben auch mal „nein“ zu sagen.
Klare Kommunikation
Auch die Kommunikation im Umfeld des Rückkehrers ist für eine gelungene Wiedereingliederung entscheidend. Eine transparente Kommunikation über die Vorgehensweise der Wiedereingliederung und Sondervereinbarungen, die vielleicht auch weiterhin Bestand haben, beugt Gerüchten und einem unsicheren Umgang mit dem Wiedereinsteiger vor.
Denn gerade eine Umstrukturierung des Arbeitsalltags und eine Verhaltensänderung können dabei helfen, ein erneutes Burnout zu vermeiden. Waren Betroffene vor der ersten Erkrankung beispielsweise einem hohem Stresspotenzial ausgesetzt, war dieses sicherlich eine Ursache des ersten Burnouts – und könnte auch schnell zu einem Rückfall beitragen. Einige Betroffene nutzen den Wiedereinstieg nach einem Burnout deshalb zum Radikalschlag, entscheiden sich beispielsweise für einen beruflichen Wechsel. Wie weit die Veränderungen gehen sollten, hängt aber vom Einzelfall ab und kann auch im Coaching erarbeitet werden. Denn die eine Ursache für ein Burnout gibt es nicht, ebenso wenig einen allgemeingültigen Umgang mit der Erkrankung. Oftmals bedingen mehrere Faktoren, die zeitgleich mit Wucht oder auch kontinuierlich über einen längeren Zeitraum zusammenkommen, einen solchen Zusammenbruch. Zusätzlich spielt auch die persönliche Veranlagung eines Menschen eine Rolle.
Fazit zum beruflichen Wiedereinstieg nach einem Burnout
Um ein Burnout zu überwinden, brauchen Betroffene professionelle Unterstützung. Ein Burnout-Coaching hilft ihnen dabei, aus dem Tal zurück ins Leben und eine neue Perspektive zu finden. Kehrt die Energie zurück, ist es Zeit für den beruflichen Wiedereinstieg. Diesen sollten Betroffene nicht überstürzen und mit ihrem Coach, Vorgesetzten, der Personalabteilung und dem Betriebsrat abstimmen. Sinnvoll und notwendig ist oftmals, den Aufgabenbereich neu abzustecken. Wichtig für einen gelingenden Wiedereinstieg und die erneute Integration ins Team ist zudem eine klare Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Zudem sollten Betroffene künftig die Warnsignale ihres Körpers frühzeitig ernst nehmen, um einem erneuten Burnout vorzubeugen.
Autorin:
Sabine Sluyter
Senior Consultant und Sparringspartnerin der EL-Net Group