New Work ist derzeit im Trend. Manche bezeichnen es auch als Arbeit 4.0. Es ist ein Sammelbegriff, der sämtliche neuen Arbeitsformen umfasst, die in unserer Übergangszeit von einer Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft entstehen. Das Ziel der Bemühungen ist es, ein glücklicheres Arbeitsleben führen zu können.
Dabei geht es vielen nicht nur ums Geldverdienen. Die Sinnhaftigkeit der Aufgabe, sich selbst zu verwirklichen und zufrieden zu sein, werden wichtiger. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist es für alle Unternehmen wichtig, sich mit diesen Themen zu beschäftigen.
Arbeitszeit
In New-Work-Konzepten zur Arbeitszeit verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Aus Work-Life-Balance, in der beides streng getrennt war, wird Work-Life-Blending, in dem beides miteinander verschmilzt. Das macht Menschen flexibler und eigenständiger, weil sie in gewissen Rahmen selbst entscheiden können, wann sie arbeiten. Selbst in der Produktion gibt es Schichtplanungs-Apps, mit denen Teams Arbeitseinsätze selbstständig planen und auf persönliche Belange Rücksicht nehmen können. Einige Firmen experimentieren mit einer 4‑Tage-Woche.
Neben den Vorteilen, die die Flexibilisierung der Arbeitszeit ermöglichen, gibt es auch Risiken. Zu lange Arbeitszeiten, keine richtigen Ruhepausen, die nicht genügend Erholung bringen, nicht mehr Abschaltenkönnen. Solche Überforderungssituationen lassen die Fehlerwahrscheinlichkeit steigen, was wiederum zu Unfällen führen kann.
Arbeitsort
Remote Work bzw. Homeoffice sind in aller Munde und werden rege genutzt. Workation bezeichnet eine Zeit, in der man für einige Wochen an einem attraktiven (Urlaubs-)Ort tagsüber online arbeitet und mit dem Feierabend quasi im Urlaub ist. Mitarbeiter sind seltener im Büro und treffen sich häufiger virtuell, Schreibtische bleiben leer. Damit ändern sich auch die Anforderungen an Büros.
An den Tagen, an denen man ins Büro geht, werden Austausch und Miteinander wichtiger. Es entstehen Open-Space-Büros, Desksharing und gleichzeitig auch Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten. Bewährte Arbeitsschutzmaßnahmen in Büros greifen nicht, wenn die Mitarbeitenden woanders arbeiten. Auf Aspekte wie soziale Isolation durch zu viel virtuelle Arbeit, Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze und Gestaltung der neuen Büroumgebung ist aus Arbeitsschutz-Sicht besonders zu achten.
Digitalisierung
Moderne Technik ist wichtig, um den Wandel zu unterstützen. Ohne Laptops und Firmenhandys funktioniert Homeoffice nicht. Durch weitere Digitalisierung und Vernetzung verändern sich Arbeitsaufgaben. Künstliche Intelligenz ersetzt repetitive und unkreative Jobs, die wenig erfüllend waren. Es entstehen neue Möglichkeiten zum Lernen, die zum Beispiel Unterweisungen attraktiver und wirkungsvoller machen können. Hierbei ist es wichtig, dass die Lernumgebungen menschengerecht gestaltet werden.
Agiles Arbeiten
Unternehmen müssen möglichst schnell und flexibel auf unerwartete Ereignisse und neue Anforderungen reagieren. Das Konzept des agilen Arbeitens optimiert die Art und Weise, wie Teams zusammenarbeiten und gemeinsam Mehrwert schaffen bzw. Prozesse optimieren. Es beinhaltet stetiges Lernen und proaktives Handeln. Das kommt auch dem Arbeitsschutz zu Gute, vorausgesetzt dieser wird bei der Optimierung mit berücksichtigt. Vorsicht ist geboten, dass das schnelle, agile Arbeiten nicht zu Zeitdruck und Überforderung führt.
Führung und Präventionskultur: Auswirkungen verschiedener Führungsstile
Agiles Mindset
Um agil arbeiten zu können, braucht es Mitarbeitende, die flexibel sind, anpassungsfähig und ihr Denken auf kontinuierliche Verbesserung ausgerichtet haben. Sie müssen offen sein für Veränderungen, neue Ideen und bisweilen Kritik. Menschen mit einer agilen Denkweise handeln proaktiv und kooperativ. Das fördert auch den Arbeitsschutz.
Die Sichtweise „Das haben wir schon immer so gemacht, deshalb muss das so bleiben“, wird abgelöst durch „Was können wir besser machen?“. Menschen sind offener, neue Lösungen zu finden.
Zusammenarbeit
Die besten Lösungen entstehen in gemischten Teams, die für einzelne Projekte zusammenarbeiten. Beschäftigte aus verschiedenen Abteilungen und Hierarchien werden in die Lösungsfindung einbezogen. Damit das gut funktioniert, ist eine gute Kommunikation unabdingbar.
Je besser Mitarbeitende in die Reduzierung von Risiken im Arbeitsprozess eingebunden sind, desto bessere Lösungen entstehen und desto besser werden die Ergebnisse angenommen. Je selbstverständlicher diese Beteiligung wird, desto mehr Verbesserungsvorschläge von den Mitarbeitenden kann man erwarten. Sie wissen dann, dass der Einsatz gesehen wird und sich lohnt.
Führung 4.0
Auch die Rolle der Führungskräfte ändert sich. Hierarchien werden flacher. Führungskräfte fokussieren sich auf Veränderung, Förderung der Zusammenarbeit, Transparenz und darauf, die Mitarbeitenden zu Eigenverantwortung zu befähigen. Zusammenarbeit findet auf Augenhöhe statt. Empathie und Vertrauen sind wichtiger als Kontrolle.
Dies trägt zu einer positiven Fehlerkultur sowie zu psychologischer Sicherheit bei, die es zwingend braucht, wenn man seine Präventionskultur verbessern will. Beschäftigte werden mehr einbezogen. Wenn das Einbeziehen den Arbeitsschutz einschließt, profitiert der Arbeitsschutz besonders.
Fazit
New Work birgt sowohl Risiken als auch Chancen. Wenn wir es schaffen, bei all diesen Veränderungen den Arbeitsschutz von Anfang an mit zu berücksichtigen, stellt dieser Trend eine große Chance dar. Wenn der Wandel schlecht begleitet wird und nur aktionistische Veränderungen ohne Verbesserungen bewirkt, haben wir nichts gewonnen.
Wenn er gut gestaltet wird, entwickeln sich Unternehmenskulturen weiter und Mitarbeitende übernehmen mehr Eigenverantwortung. In diesem Zuge ist es auch möglich, die Präventionskultur auf die nächste Ebene zu heben. Das passiert nicht automatisch, aber man kann den Fahrtwind nutzen.