Doch da ist noch was: Schreckensmeldungen aus Italien. Sie werden nicht weniger. Und dann: Die Pressemeldungen am 13. März – die Schulen werden geschlossen. Der Lockdown beginnt. Was wird wohl folgen? Auch bei uns in der Geschäftsstelle gibt es die ersten Gespräche. Am 11. März empfehlen wir den Regionen und Fachbereichen alle Präsenz-Veranstaltungen kritisch zu prüfen. In Absprache mit dem Vorstand kommunizieren wir am 13. März an die Leitungskräfte, dass alle Präsenzveranstaltungen abzusagen sind. Zusätzlich erhalten diese die Möglichkeit über unser Videokonferenz-System die Veranstaltungen online abzuhalten. Wie wir heute wissen, wurden in einem weiteren Schritt auch von der Regierung derartige Veranstaltungen untersagt. Die digitale Welt erlebt einen Boom. Innerhalb weniger Tage werden Meetings auf Videoplattformen verlegt und auch das normale „Büroarbeiten“ kann nicht mehr so stattfinden wie bisher. Um sich den Empfehlungen von Kontaktbeschränkungen der Bundesregierung anzupassen, verlagern wir auch die Arbeit der Geschäftsstelle ab sofort weitestgehend ins Homeoffice. Das ist zum Glück kein Problem, denn unsere Infrastruktur ist dafür bereits ausgelegt. Einzig den ergonomischen Bürostuhl packe ich zusätzlich in mein Auto, um auch zuhause ergonomisch sitzen zu können.
Aus Mediensicht bemerke ich Mitte März: Es geht nur noch um Corona. Ein Teil der Veröffentlichungen beschäftigt sich mit der Aufklärung über das Virus. Dass man wenig weiß, aber trotzdem dafür sorgen muss, dass die Bevölkerung informiert bleibt, ist eine Herausforderung. Jeden Abend bringen die öffentlich-rechtlichen Sender eine Sondersendung. Natürlich! Denn es betrifft uns alle. Das ganze Internet ist voller Meldungen zu COVID-19. Die Gesundheitsplattformen erstellen Dashboards über die aktuellen Zahlen der Infizierten und manche Medien wenden mehr und mehr reißerische Schlagzeilen an, die die Bevölkerung mehr verunsichern als aufzuklären.
Das bringt uns zu dem Gedanken, dass es doch gut wäre, eine Plattform speziell für die Belange unserer Mitglieder zu schaffen: Sachlich ausgesuchte Inhalte und eine Linksammlung zu den gängigen Informationsportalen. Innerhalb weniger Stunden schaffen wir also dieses Portal und merken: So einfach ist es gar nicht, die Informationen gut zu gliedern. Und doch gelingt es uns, denn wir bekommen rasch Rückmeldung, dass unsere Seite sehr übersichtlich und informativ gestaltet ist (siehe www.vdsi.de/corona).
Und noch etwas kommt mir immer wieder in den Sinn: Bei allen Maßnahmen, die es derzeit in den Betrieben gibt und auch in den Einrichtungen des öffentlichen Lebens (Supermärkte, Ärzte, öffentlicher Nahverkehr) geht es darum, die Gesundheit der Arbeitnehmenden und des Publikums zu schützen. Das ist doch unser Claim: Wir machen Arbeit sicher und gesund.
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz gelangt durch diese Krise in den Mittelpunkt. Allen wird bewusst: Wir müssen uns und andere schützen; das geht nur, wenn wir uns alle an Regeln halten. Wie gut, wenn wir mit unserer Kommunikation dazu beitragen können, dass die Notwendigkeit des Arbeits- und Gesundheitsschutzes deutlich gemacht werden kann und hiermit ein sicheres Arbeiten möglich ist. Dass Regeln manchmal zu abstrakt sind, erkannten wir am Beispiel des SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards des BMAS. Durch das gebündelte Fachwissen unserer Mitglieder konnten praxisnahe Hinweise erarbeitet und von uns als Geschäftsstelle kommuniziert werden, um den Arbeitsschutzstandard für die Betriebe besser umsetzbar zu gestalten (siehe Sicherheitsingenieur 6/2020).
Aber auch noch etwas habe ich aus Mediensicht in den letzten Wochen gelernt: Nie war gute Kommunikation so wichtig wie jetzt. Durch die fehlenden Interaktionen in Betrieben (z.B. da ein Teil der Belegschaft im Homeoffice arbeitet) ist deutlich geworden, wie wichtig und notwendig gute Kommunikationskanäle sind. Eine Herausforderung für jeden Betrieb, da dies die wenigsten Pandemie-Pläne auf dem Schirm haben. Gute Kommunikation bedeutet in dieser Zeit aber auch: Nicht immer nur die Krise thematisieren, sondern den Fokus auch auf die guten und alltäglichen Themen richten, denn – und das wissen wir inzwischen alle – die Corona-Krise wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen, aber das Leben soll und muss trotzdem weitergehen.
Erfahrungsbericht Karlheinz Kalenberg, Geschäftsführer des VDSI
Den Bericht von Frau Hillesheimer kann ich nur bekräftigen. Ich möchte aber gerne den Blick noch auf einige Herausforderungen weiten, die unsere Mitglieder zu bewältigen hatten.
Die Betreuung durch Fachkräfte für Arbeitssicherheit und andere Beauftragte stellt sich in den Betrieben vor dem Hintergrund von SARS-CoV‑2 sehr unterschiedlich dar. Einige konnten sich vor Arbeit in Krisenstäben kaum retten und sind an der Belastungsgrenze. Andere waren von den Schließungen (dem Lockdown) persönlich betroffen, so dass nahezu gar keine Betreuung im Betrieb stattgefunden hat. Auch die plötzliche Digitalisierung im Land beeinflusst die Arbeit erheblich, denn die Betreuung der Betriebe und Unternehmen wurde häufig, soweit möglich, per Internet und in Videokonferenzen durchgeführt. Eine Herausforderung, wenn man sonst doch vor Ort Gegebenheiten gemeinsam begutachtet und bespricht. Baustellen wurden weiter betrieben. Die auch bei uns organisierten Baustellenkoordinatoren mussten zum Beispiel in Absprache mit den Fachkräften für Arbeitssicherheit und anderen ihre SiGeKo-Pläne überarbeiten und auf deren Umsetzung drängen.
Der VDSI hat eine sogenannte VDSI-Corona-Task-Force eingerichtet. Der regelmäßige Austausch über die dynamische Lage, insbesondere zu Beginn der Pandemie, war sehr hilfreich. So konnten wir uns ein Bild über Maßnahmen, Berichte aus der Praxis, Gesetzeslagen etc. bilden und im Verband und darüber hinaus kommunizieren. Das bedeutete oft auch spontane Telefonate, viele Telkos und Videokonferenzen. Bei dem Austausch hilft es, dass man die Gesprächspersonen kennt und über Jahre ein Vertrauensverhältnis besteht.
Die aktuelle Tätigkeit unserer Mitglieder im Alltag macht besonders deutlich, dass die Fachkräfte für Arbeitssicherheit eine relevante Rolle bei den Fragen der betrieblichen Sicherheit und des Gesundheitsschutzes innehaben und relevant für das Funktionieren des Systems sind. Beim wieder Hochfahren der Wirtschaft mussten und müssen diese dafür sorgen, dass alle anderen und auch sie selbst gesund und sicher arbeiten können.
Mein persönliches Zwischenfazit: Es ist hervorragend dieses Netzwerk in unserem Fachverband zu haben, um sich besonders in diesen „schwierigen“ Zeiten über sinnvolle Maßnahmen austauschen und abstimmen zu können – und der Stimme des Arbeitsschutzes in der Gesellschaft weiter Gehör zu verschaffen.
Autorin: Bianca Hillesheimer
Kommunikationsmanagerin beim VDSI –
Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz e.V.