„Vier Augen sehen mehr als zwei“, sagt Enrico Löhner. „Die Zusammenarbeit von Daniel und mir passt einfach gut.“ Genau das hatte sich der 46-Jährige erhofft, als er den jüngeren Kollegen vor ein paar Monaten gefragt hat, ob er ihn als Sicherheitsbeauftragter unterstützen wolle.
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Beide arbeiten im neuen Versandgebäude der Rational AG, dem sogenannten International Distribution Center (IDC), das im Mai nach 1,5 Jahren Bauzeit eingeweiht wurde. Der Neubau war notwendig geworden, weil die alte Halle aus allen Nähten platzte. Von hier aus werden Kombi-Dämpfer und Zubehör wie Untergestelle und Backbleche sowie Pflegeprodukte in die ganze Welt verschickt.
Das börsennotierte Unternehmen hat die Gelegenheit genutzt, ein lichtdurchflutetes, energieeffizientes Gebäude mit 10.000 Quadratmetern Fläche – circa 70 Prozent mehr als zuvor – und modernen Arbeitsplätzen zu errichten. Die Such- und Wegezeiten wurden reduziert und die Laderampen technisch nach den neuesten Standards mit lärmdämmender und Antirutsch-Beschichtung sowie Ampelanlage ausgestattet.
Ergonomische Packtische mit vielen Extras
Den 16 gewerblichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und den fünf Auszubildenden stehen im IDC ergonomische Packtische mit zahlreichen Zusatzfunktionen zur Verfügung. Die neuen Tische sind elektrisch höhenverstellbar. So kann jeder entsprechend seiner Größe die für ihn passende Arbeitshöhe einstellen. Es gibt stufenlos regulierbare LED-Lampen. Die Abfalleimer, früher immer auf dem Boden unter den Tischen, sind jetzt am rechten Tischrand angebracht – weit praktischer und ergonomischer in der Handhabung. Nicht zuletzt füllt eine integrierte Füllmaterialmaschine das Packstück mit Recyclingpapier so auf, dass der Inhalt beim Transport gut geschützt ist.
Wohlgeordnet nach der 6S-Methode
Unter den Tischen sorgen Anti-Ermüdungsmatten für die Schonung von Muskeln und Gelenken. Sie sollen zudem Schmerzen verhindern. „Bei längerem Arbeiten im Stehen ist das wirklich hilfreich“, so die Erfahrung von Daniel Bölk. Damit niemand über die Mattenränder stolpert, sind die Ecken abgerundet und die Kanten gelb markiert. „Insgesamt sind im Versandgebäude über 1.700 Bodenmarkierungen angebracht, die einerseits die Lagerplätze, andererseits die Fahrwege ausweisen. Diese Kennzeichnung schafft eine in allen Punkten 6S-konforme Arbeitsumgebung. Rational nutzt die methodische Herangehensweise 6S, um Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz zu fördern.
Fortschritt im Hand- und Hautschutz
Jeden Morgen findet ein Shopfloor-Meeting mit allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in der Versandabwicklung statt. In den maximal 15-minütigen Treffen wird mit den Beschäftigten, Auszubildenden und Sicherheitsbeauftragten als erstes über Sicherheit gesprochen. Hin und wieder kam es beispielsweise beim Hantieren mit Kartons oder Papier zu kleinen Schnittwunden an den Händen. Seit einem halben Jahr besteht deshalb Handschuhpflicht. „Seither ist die Anzahl der Verletzungen auf null zurückgegangen“, freut sich Löhner. Zur Pflege der Hände, die viel gewaschen werden und in Handschuhen stecken, stellt Rational entsprechende Hautschutzmittel zur Verfügung. Zusätzlich werden die Tätigkeiten in der Kommissionierung im Rotationsverfahren erledigt, damit die Tragezeiten immer wieder unterbrochen sind. Auch für die Rückengesundheit wurde etwas getan: Im Bereich der Pflegeprodukte wurden die Transportrollbahnen in 50 Zentimeter Höhe montiert, sodass sich die Beschäftigten rückenschonend nicht mehr bis zum Boden bücken müssen.
Lückenlos arbeiten an der Rampe
Löhner und Bölk treffen sich einmal wöchentlich. Nach dem Umzug lagen kontinuierlich Themen an, die besprochen und umgesetzt werden mussten. Und auch durch Corona kam einiges an Mehrarbeit dazu. Bei den Annahmen durch die Fahrer musste darauf geachtet werden, dass nur eine bestimmte Anzahl an Menschen in den Raum durfte. Enrico Löhner, der eigentlich gelernter Fluggerätebauer ist, kam 2005 zu Rational in den Versand. Heute ist er Ausbilder für Lagerlogistik mit AdA-Schein (Ausbildung der Ausbilder). Außerdem ist er stellvertretender Verantwortlicher für den Teilprozess Versandabwicklung und Verladesicherung am Lkw. „Man muss zum Beispiel immer darauf achten, dass ein Lkw beim Laden an der Rampe nicht wegzieht, damit keine Lücke entsteht und unsere Arbeitskräfte nicht etwa abstürzen“, sagt er. Daher besitzt jede der 27 Ladebrücken eine integrierte Ampelanlage, die dem Fahrer bei der Be- und Entladung „rot“ anzeigt und damit die beschriebene Gefahr minimiert. Weil ihn seine Tätigkeit so begeistert, hat Löhner zudem noch eine Fortbildung für Luftfracht und Gefahrgut nach International Air Transport Association (IATA) absolviert.
Daniel Bölk ist gelernter Groß- und Einzelhandelskaufmann und kam 2018 zu Rational. Seither arbeitet er als Versandmitarbeiter im Bereich Pflege- und Kleinprodukte wie Backbleche und Garzubehör. Als Löhner vor drei Jahren und Bölk dieses Jahr gefragt wurden, ob sie sich als Sicherheitsbeauftragte einsetzen würden, haben beide spontan ja gesagt. „Sicherheit geht über alles, die Kollegen sollen immer gesund nach Hause gehen“, ist ihr Bestreben.
Achtung, Schnellläufer!
Sicherheitsschuhe im Logistikzentrum gehören zum Standard. Für die Mitarbeitenden, die Container beladen, steht zudem Gehörschutz zur Verfügung: Um die Ware sicher zu verstauen, werden Luftkissen mit Druckluft aufgeblasen. „Das ist sehr laut“, erklärt Löhner. Eine weitere Gefahrenquelle sind die Schnellläufer für die internen Streckentransporte, Rangieraufgaben oder zum Be- und Entladen von Lkw. Fahren sie rückwärts, warnt ein Bluespot-Scheinwerfer, der einen blauen Lichtkegel auf den Hallenboden projiziert, die Kollegen vor dem nahenden Fahrzeug.
„Ein Thema, das immer wieder besprochen werden muss, ist Telefonieren beim Fahren der Flurfahrzeuge“, sagt Löhner. „Es ist einfach zu gefährlich, wenn man mit Waren auf den Gabelzinken unterwegs ist und gleichzeitig mit dem Handy telefoniert. Da muss man an die Seite fahren.“ Doch immer wieder schleicht sich die alte Routine ein. Die Kollegen werden deshalb regelmäßig „angestupst“ und im Rahmen des täglichen Shopfloor-Meetings an den Standardprozess erinnert.
Erweiterte Wahrnehmung
Löhner und der 36 Jahre alte Bölk pflegen Listen, in denen sie täglich notieren, was ihnen auffällt. „Vielleicht sehe ich als alter Hase etwas nicht mehr, was Daniel sofort bemerkt“, sagt Löhner. Einmal wöchentlich treffen sie sich zum Gespräch. Da geht es dann um Dinge wie ein Kabel, was nicht richtig verstaut ist, oder Sachen, die kaputt gegangen sind – es soll sich ja niemand verletzen. Für neue Geräte, Werkzeuge oder Prozesse werden Gefährdungsbeurteilungen erstellt oder aktualisiert. Daraus folgen dann Betriebsanweisungen und Schulungen.
Die Sibe-Tätigkeit zu zweit so eng verzahnt zu organisieren, erweist sich als positiv für beide Seiten. Während Bölk sich gerne über Excel-Listen beugt oder Anleitungen und Betriebsanweisungen schreibt, ist Löhner lieber als Verlader bei den Lkw vor Ort. Den Sicherheitsgedanken haben sie gleichermaßen verinnerlicht. „Wir haben beide Kinder, das prägt auf jeden Fall.“ Fitness-Sport und Fußball halten die beiden Männer fit. Löhner ist außerdem Fußball-Jugendtrainer. „Das ist in Corona-Zeiten durch die Maskenregelung für die Umkleidekabinen, das Desinfizieren der Bälle und das ständige Achtgebenmüssen, dass die Abstandsregelungen auch im Training eingehalten werden, zu einer größeren organisatorischen Aufgabe geworden.“
Kommunikation nach allen Seiten
Intern gibt es bei Rational jährlich eine Sicherheitsunterweisung für Gefahrstoffe und deren Handling sowie für das Staplerfahren. An den vierteljährlichen ASA-Sitzungen nehmen je zwei Stellvertretungen einer Prozesseinheit teil. Die Sicherheitsbeauftragten der Produktion treffen sich im Vierwochentakt zum Austausch mit den Sicherheitsfachkräften. „Es geht darum, die Arbeitssicherheit kontinuierlich voranzutreiben. Wir teilen da alles, was uns in TV oder Fachzeitschriften aufgefallen ist, oder was jemand von Freunden und Kollegen aufgeschnappt hat.“ Dieses Prinzip des regen Austauschs und der Informationssuche kam beispielsweise auch bei der Anschaffung der neuen Packtische zum Tragen. „Bevor sie eingeführt wurden, haben wir mit unterschiedlichen Anbietern gesprochen, verschiedene Modelle getestet und die Mitarbeiter nach Verbesserungsvorschlägen gefragt“, erzählt Löhner.
Über RATIONAL
Die RATIONAL-Gruppe ist der weltweite Markt- und Technologieführer für die thermische Speisenzubereitung in Profiküchen. Seit dem Börsengang vor über 20 Jahren ist RATIONAL im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet und heute im MDAX vertreten.
- Hauptsitz und Deutschlandzentrale in Landsberg am Lech
- Gegründet 1973
- Mehr als 2.300 Mitarbeiter, davon 1.100 in Deutschland
- Vertreten in 120 Ländern
- www.rational-online.com
Steckbrief
- Daniel Bölk
- 36 Jahre
- Groß- und Einzelhandelskaufmann
- Aktuelle Position: Versandabwicklung – Kommissionierer
- Sicherheitsbeauftragter seit 2021
Steckbrief
- Enrico Löhner
- 46 Jahre
- Gelernter Fluggerätebauer
- Aktuelle Position: stellvertretender Verantwortlicher Versandabwicklung und Ausbilder Lagerlogistik
- Sicherheitsbeauftragter seit 2018