Durch den Ausfall von Atmung und Herzschlag kann kein Sauerstoff in den Körper gelangen bzw. über das Blut verteilt werden. Das Gehirn beginnt bereits nach 3 Minuten Schaden zu nehmen. In diesem Fall bietet ohne weitere Hilfsmittel nur die Herz-Lungen-Wiederbelebung, die Reanimation, eine Überlebenschance für den Betroffenen.
Eine Reanimation kann notwendig werden als Folge eines Stromschlags, einer akuten Herzerkrankung, einer Vergiftung, einer schweren Atemnot bzw. eines Atemstillstandes, aber auch nach einem Unfall durch Ertrinken. Bei Erwachsenen liegen primär herzbedingte Ursachen vor, bei Kindern hingegen vor allem Atemwegsverlegungen.
Wann muss man reanimieren?
Wiederbelebt werden muss, nachdem ein Kreislaufstillstand festgestellt wurde. Dazu kontrollieren Sie unmittelbar nach Auffinden der Person deren Bewusstsein. Sprechen Sie sie dazu laut an und schütteln sie an ihren Schultern. Ist keine Reaktion wahrnehmbar, liegt Bewusstlosigkeit vor. Prüfen Sie anschließend die Atmung. Fassen Sie sie dazu an der Stirn an und öffnen sie den Mund durch leichtes Ziehen des Kinns. Überstrecken Sie vorsichtig den Kopf des Betroffenen. Legen Sie Ihr Ohr und Ihre Wange dicht über den Mund-Nasen-Bereich des Betroffenen. Sehen Sie dabei zum Oberkörper. Begutachten Sie die Atmung. Ist sie hör‑, fühl- und/ oder sehbar? Diese Prozedur darf nicht länger als 10 Sekunden dauern, da im Ernstfall zu viel Zeit verloren geht. Ist die Atmung nicht vorhanden oder nicht normal, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Eine nicht normale Atmung liegt dann vor, wenn die Atmung nicht zum Überleben reicht. Das ist zum Beispiel im Fall der Schnappatmung gegeben. Sie weist in der Regel auf einen bevorstehenden Atemstillstand hin. Der Ablauf der Kinderreanimation wird – aufgrund der größeren Wahrscheinlichkeit einer Atemwegsblockierung – in einer leicht abgeänderten Form durchgeführt.
Ablauf der Wiederbelebung
Die Wiederbelebungsmaßnahmen müssen schnell eingeleitet werden, da pro Minute, in der nichts getan wird, die Überlebenschance um ca. 7 bis 10 Prozent sinkt. Nur durch schnelle, sachgerechte Hilfe besteht eine reelle Überlebenschance. Daher sollte sofort durch einen weiteren anwesenden Helfer der Rettungsdienst mit dem Hinweis auf einen Kreislaufstillstand verständigt werden.
- Knien Sie sich seitlich neben den Oberkörper des Betroffenen. Führen Sie die Wiederbelebung in der 2‑Helfer-Methode durch, geht der andere Helfer auf die entgegengesetzte Seite.
- Legen Sie den Betroffenen ggf. auf eine harte Unterlage. Eine Wiederbelebung auf weichem Untergrund ist uneffektiv, da die Kraft zur Herzdruckmassage absorbiert wird.
- Befreien Sie den Oberkörper von Bekleidung, um einerseits den Druckpunkt aufsuchen zu können und um andererseits die Kraft nicht durch das Eindrücken von dickeren Bekleidungsstücken zu verlieren.
- Suchen Sie den Druckpunkt auf, indem Sie den Handballen einer Hand in der Mitte des Brustkorbes platzieren. Der Handballen liegt dabei auf dem Brustbein, um so die Gefahr von Rippenbrüchen zu minimieren. Die Finger dieser Hand sollen leicht nach oben zeigen. Damit konzentrieren Sie Ihre Kraft nur auf den Druckpunkt.
- Legen Sie Ihre andere Hand darüber, denn so können Sie anschließend mit beiden Armen leichter die benötigte Drucktiefe von ca. 5 cm bei einem Erwachsenen erreichen.
- Beugen Sie sich leicht über den Oberkörper des Betroffenen und strecken Sie beide Arme durch.
- Drücken Sie nun 30-mal die lokalisierte Stelle ein. Achten Sie darauf, dass Druck- und Entlastungsphasen gleich lang sind und Sie den Brustkorb tatsächlich vollständig entlasten. Sind Sie zu zweit, zählen Sie laut. Der andere Helfer kann so rechtzeitig bereits die Atemspende vorbereiten.
- Nach der Herzdruckmassage wechseln Sie zum Kopf und überstrecken ihn leicht nach hinten, indem Sie an Stirn und Kinn anfassen.
- Entscheiden Sie sich für eine Beatmungsöffnung – entweder Mund oder Nase. Verschließend Sie die nicht benötigte Öffnung, z.B. durch das Zudrücken der Nase.
- Achten Sie darauf, dass der Kopf des Betroffenen auch während der Beatmung leicht überstreckt ist. Atmen Sie normal ein, legen Sie ihren Mund über den leicht geöffneten Mund des Betroffenen und pusten Sie die Luft ca. 1 Sekunde lang in dessen Atemwege. Ob die Beatmung jedenfalls mechanisch erfolgreich ist, können Sie am sich hebenden Brustkorb erkennen. Heben Sie ihren Kopf und drehen Sie ihn zur Seite, dass Sie frische Luft holen können. Führen Sie die Atemspende nochmals durch. Bei Hemmungen können Sie – insofern dadurch kein Zeitverlust entsteht – eine Beatmungshilfe oder andere geeignete provisorische Materialien als Schutz benutzen.
- Im weiteren Verlauf wechseln sich die 30-malige Herzdruckmassage und die 2‑malige Beatmung ab.
Die Wiederbelebung wird solange durchgeführt bis der Betroffene entweder wieder eigene Lebenszeichen zeigt oder bis die Rettungsfachkräfte die Hilfsmaßnahmen übernehmen. Sollte es trotz aller Vorsicht während der Reanimation zu einer Rippen- oder Brustbeinfraktur kommen, fahren Sie unbedingt mit den begonnenen Maßnahmen fort. Nur so hat der Betroffene überhaupt eine Chance zu überleben.
Achtung: Reanimation bei Kindern
Bei Kindern können die geschilderten Maßnahmen teilweise nicht angewendet werden. Allein anatomische Gegebenheiten sprechen dagegen.
Bei Säuglingen (bis zum Ende des 1. Lebensjahres) ist es, weil Nase und Mund sehr dicht beieinander liegen, nicht möglich, nur über eine Öffnung zu beatmen. Die Atemspende erfolgt vielmehr durch gleichzeitiges umschließen von Nase und Mund. Auch dürfen Sie nicht ein so großes Luftvolumen in die kleinen Lungen einblasen. Als Orientierung und Vergleichsmöglichkeit dient das Volumen eines Schnapsglases. Ziel ist das leichte Heben des Brustkorbes. Dazu ist bei einem Baby nicht mehr nötig. Sowohl bei der Beatmung als auch bei der Atemkontrolle dürfen Sie den Kopf des Säuglings nicht zu weit nach hinten überstrecken. Dies könnte die Eigenatmung bzw. die Beatmung behindern. Der Kopf wird vielmehr nur leicht angehoben, so als ob das Kind etwas erschnüffelt. Man spricht dabei auch von der sogenannten Schnüffelstellung. Ein weiterer Unterschied besteht in der Art und Weise des Aufsuchens des Druckpunktes und der Herzdruckmassage:
- Denken Sie sich eine imaginäre Linie, die beide Brustwarzen verbindet.
- Setzen Sie Ihren Zeigefinger dorthin, wo sich die gedachte Linie mit dem Brustbein schneidet.
- Setzen Sie nun den Mittel- und Ringfinger dieser Hand unterhalb des Schnittpunktes direkt auf das Brustbein auf.
- Heben Sie Ihren Zeigefinger wieder hoch.
- Führen Sie die Herzdruckmassage 30-mal mit Mittel- und Ringfinger durch. Ziel ist es, dass Brustbein um etwa ein Drittel einzudrücken.
- Auch hier wechseln sich Herzdruckmassage und Beatmung ab.
Kleinkinder (etwa ab Ende des 1. Lebensjahres) werden nach der gleichen Technik beatmet wie Erwachsene. Nur das Beatmungsvolumen muss der Körper- und somit auch der Lungengröße angepasst werden. Da bei Kleinkindern auch der Druck mit zwei Händen in der Regel zu stark ist und Verletzungen provozieren würde, müssen Sie selbst abwägen, ob Sie die erforderliche Kompressionstiefe von einem Drittel des Brustkorbdurchmessers mit zwei Händen oder mit nur einer Hand erreichen. Pauschal lässt sich sagen, dass je älter ein Kind ist, es umso schwerer wird, die Eindrucktiefe zu erreichen. Ist es bei jüngeren Kleinkindern noch möglich die Eindrucktiefe mit einer Hand zu erreichen, müssen Sie bei älteren Kindern bereits Ihre zwei Arme nutzen. Der Druckpunkt befindet sich in der Mitte des Brustkorbes, im unteren Drittel des Brustbeines. Generell muss darauf hingewiesen werden, dass der Notruf schnellstmöglich abgesetzt werden muss.
Steffen Pluntke Otto-Hahn-Ring 9 14480 Potsdam
E‑Mail: S.Pluntke@mx.de
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