Dass ein neues Jahr bevorstand, merkte jeder überdeutlich daran, dass man dem neuen Jahr an der Haustür – eingerahmt von völlig überarbeiteten Paketlieferanten und rotnasigen Spendensammlern – auf die steifgefrorenen Zehen trat. Ist das neue Jahr dann endlich da, spürt man seltsamerweise schon am 1. Januar kaum einen Unterschied zum 31. Dezember des Vorjahres. Es geht gerade so weiter, wie im Jahr davor und im Jahr davor und…
Irgendwie ist das stressig und dennoch gleichzeitig auch langweilig. Schluss damit! Machen Sie 2013 mehr aus Ihrem Frust im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Harmloser Ärger über in den Sand gekloppte „gute Vorsätze“ war gestern. Ich zeige Ihnen, wie Sie in diesem Jahr in nur sieben Schritten Ihren persönlichen und ultimativen Weltuntergang (sollte der nicht eigentlich am 21. Dezember 2012 gewesen sein?) erleben können.
Praxistipp: 7 exklusive Tipps für den Kollaps © (© www.burnout-fachberatung.de)
1. Setzen Sie sich ehrgeizige Ziele!
Der Zweitbeste ist erster Verlierer! Darum: Überflügeln Sie alle! Machen Sie es allen (!) recht und machen Sie alles (!) perfekt! Geben Sie sich nicht mit 100% und schon gar nicht mit weniger zufrieden! Setzen [sic!] Sie Ihre Tages‑, Wochen- und Lebensziele qualitativ und quantitativ so, dass das Scheitern bereits in der Planung vorprogrammiert ist!“
Zusatztipp von mir: Geben Sie sich beispielsweise nicht mit den üblichen Betriebsanweisungen zufrieden. Schaffen Sie vielmehr kleine Meisterwerke, die man zukünftig nicht mehr in der Werkstatt sondern in goldenen Rahmen in der Geschäftsführungsetage aushängt. Oder entwickeln Sie – gemeinsam mit einem bekannten Kernobst-Mobiltelefon-Hersteller ein „App“ zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung inklusive Taschenlampe zum Beleuchten problematischer Sachverhalte (z.B. psychische Belastungen am Arbeitsplatz).
2. Üben Sie exzessiv Selbstkritik!
Das Gefühl, unfähig zu sein, kennen Sie sicher (spätestens, wenn Sie an Ihren hohen Zielen scheitern). Pflegen Sie es! Je öfter, umso besser! Verzeihen Sie sich keine Fehler! Konzentrieren Sie sich auf Ihr Versagen! Und glauben Sie nicht den Nieten, die Ihnen zu mehr Selbstbarmherzigkeit und Gelassenheit raten!
Zusatztipp von mir: Schrecken Sie zukünftig nicht mehr vor einer notwendigen Selbstanzeige bei einem staatlichen Amt für Arbeitsschutz zurück. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen steht und fällt schließlich mit Ihren Erfolgen und Fehlern als Fachkraft für Arbeitssicherheit. Ihnen muss klar sein: Eine gute Kette (Apropos Kette: Haben Sie eigentlich schon die Rettungskette organisiert?) ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied… und das sind schließlich Sie!
3. Sagen Sie stets und bereitwillig „Ja“
Dass andere mit ihren Bitten an Sie herantreten, zeigt, wie wichtig Sie sind! Sie werden gebraucht! Lassen Sie niemanden hängen! Selbst dann nicht, wenn Sie andere Dinge dafür liegen lassen müssen. Denken Sie daran: Mit einem „Nein“ – und sei es noch so freundlich – setzen Sie jede Beziehung auf´s [sic!] Spiel!
Zusatztipp von mir: Gehen Sie tragfähige Kompromisse ein. Mit anderen Worten: Nehmen Sie ungeprüft und widerstandslos die Meinung Ihres Chefs an.
Was Sie im Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen „freiwillig“ nicht tun wollen (oder schlimmstenfalls nicht können), könnte Ihr Boss zukünftig an einen externen Dienstleister vergeben, der selbstverständlich viel kostengünstiger und umfassender arbeitet. Denken Sie immer an diese latente Gefahr, bevor Ihnen ein – möglicherweise sogar berechtigtes – „Nein“ über die Lippen kommt.
4. Achten Sie immer auf eine gute Erreichbarkeit!
Lassen Sie sich von Ihrer Neugier oder Ihrem schlechten Gewissen leiten! Ihr Mobiltelefon ist hierbei ebenso hilfreich wie das Abrufen geschäftlicher Mails vom heimischen PC aus! Achten Sie darauf, dass Sie rund um die Uhr – spät abends, am Wochenende und im Urlaub – greifbar sind! Ohne Sie geht es nicht! Abschalten können Sie im Jenseits!
Zusatztipp von mir: Bleiben Sie erreichbar und zeigen Sie Ihre Erreichbarkeit deutlich. Nutzen Sie beispielsweise die kurzen Pausen der – von Ihnen aufgrund Ihrer Stellung im Unternehmen viel zu selten besuchten – Arbeitsschutzseminare Ihrer BG, um Ihre Bedeutung zu demonstrieren. Verzichten Sie auf den Pausenkaffee und das Obst und organisieren Sie die nächste ASA-Sitzung oder die längst überfällige Rettungskette per Handy; am besten in Englisch!
5. Opfern Sie Ihr Privatleben für die Karriere!
In Ihrer Zeit- und Lebensplanung sollte der Job oberste Priorität genießen. Investieren Sie alles für Ihr Weiterkommen! Verausgaben Sie sich beruflich so stark, dass Sie nach Feierabend und am Wochenende keine Kraft mehr für Familie, Freunde und Hobbys haben! Die so wachsende Unzufriedenheit (z.B. in Ihrer Familie) wird den Kollaps beschleunigen!
Zusatztipp von mir: Nutzen Sie Ihre Kernarbeitszeit ausschließlich für Ihr Kerngeschäft im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Den Rest erledigen Sie gefälligst zu Hause!
Geben Sie in Ihrer Kernarbeitszeit voll verantwortlich Anordnungen, organisieren Sie den Arbeitsschutz, leiten Sie die ASA-Sitzungen, führen Sie die Gefährdungsbeurteilung durch, halten Sie die jährlichen Unterweisungen, prüfen Sie sämtliche Arbeitsmittel im Sinne der Betriebssicherheitsverordnung, beseitigen Sie festgestellte Mängel, stellen Sie eine wirksame Rettungskette sicher und… und noch vieles mehr.
6. Konzentrieren Sie sich aufs Geldverdienen!
Nicht qualitativ hochwertige Zeit wünscht sich Ihre Frau von Ihnen, sondern ein schönes Auto! Auch Ihre Kinder werden angesichts eines voll finanzierten Studiums eines Tages verstehen, weshalb Sie so gut wie nie für sie da waren. Also: Klotzen Sie ran! Gerade in Finanzkrisen zeigt sich, dass die „hohe Kante“ nie hoch genug sein kann.
Zusatztipp von mir: Es gilt im Grunde das Gleiche wie bei Punkt 5. Sie wissen: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Wenn Ihnen 24 Stunden dazu nicht reichen, nehmen Sie halt die Nacht hinzu. Ich wiederhole: In der Kernzeit kümmern Sie sich ums Kerngeschäft. Alles andere können Sie nach Feierabend auch von zu Hause aus tun.
7. Verzichten Sie auf Sport und gesunde Ernährung!
Um gesund alt zu werden, müssen Sie nicht zwingend auf Ihre Gesundheit – weder körperlich, noch seelisch – Rücksicht nehmen! Achten Sie nur darauf, dass Sie sich für einen Job mit gutem Einkommen aufreiben. So können Sie sich in ein paar Jahren jede Reha-Maßnahme leisten!
Zusatztipp von mir: Zum 1. Januar 2013 wurde die Praxisgebühr abgeschafft. Ihr Arztbesuch wird ab diesem Jahr also deutlich günstiger. Warten Sie nicht länger und leisten Sie sich schon jetzt die eine oder andere Reha-Maßnahme. Außerdem sollten Sie sich merken: Forscher aus Florida haben herausgefunden, dass Menschen mit vielen Risikofaktoren (z.B. erhöhter Blutdruck, Diabetes usw.) – im Gegensatz zu vermeintlich fitten Personen – eine wesentlich größere Chance haben, einen Herzinfarkt zu überleben. Nutzen Sie diese Chance!
Das Programm „7 exklusive Tipps für den Kollaps ©“ ermöglicht Ihnen, dieses Jahr mehr aus Ihrem tristen Arbeitsschutzalltag zu machen. Setzen Sie sich bei der Umsetzung der Tipps jedoch realistische Ziele. Beginnen Sie im Februar in aller Ruhe und starten Sie ab Juni richtig durch. Ab August sollten sich erste Erfolge einstellen und im Dezember, passend zum vorweihnachtlichen Back‑, Weihnachtsmarkt- und Einkaufstress müssten Sie vollständig erledigt sein…
Ihr
Heiko Mittelstaedt
„7 exklusive Tipps für den Kollaps“ wurden mir freundlicherweise von www.burnout-fachberatung.de zur Verfügung gestellt.
Unsere Webinar-Empfehlung
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