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Eine Expedition in die Motivationspsychologie

Interesse wecken für Arbeitssicherheit
Eine Expedition in die Motivationspsychologie

Ein „Safe­ty day!“, ein „Tag der Arbeitssicher­heit“, oder eine Kam­pag­ne­nak­tion: Viele betriebliche Maß­nah­men haben das Ziel Mitar­beit­er für The­men zu inter­essieren, denen sie, aus Per­spek­tive der Arbeitssicher­heit betra­chtet, noch nicht genug Bedeu­tung beimessen. Beispiele, wie Inter­esse und Moti­va­tion entste­hen kann, schildert der fol­gende Beitrag.

Haben Sie Kinder? Vielle­icht nicht. Aber bes­timmt waren Sie selb­st ein­mal eines. Denken Sie ein­mal zurück an Ihre Kind­heit. Sich­er gab es ein Hob­by, eine Tätigkeit, eine Freizeitbeschäf­ti­gung für die Sie „gebran­nt“ haben. Waren Sie z. B. jede Woche auf dem Fußballplatz oder sind es noch? Haben Sie vielle­icht sog­ar für eine Teil­nahme bei „Jugend forscht“ stun­den­lang nach dem Unter­richt gebastelt und Zeit aufgewen­det? Was hat Sie angetrieben das zu tun? Woher stammte Ihre Moti­va­tion? Und was ist das eigentlich? Wir wis­sen genau wie sie sich anfühlt: Moti­va­tion. Entste­ht sie immer spon­tan oder kann man sie geplant erzeu­gen? Und was kann man tun, um Men­schen für ein The­ma zu motivieren, das im All­ge­meinen als ziem­lich unsexy eingestuft wird: Arbeitssicherheit!?
In der Arbeitssicher­heit gibt es zunehmend erleb­nisori­en­tierte Lern­for­mate, z. B. Mit­machak­tio­nen, Par­cours zur Ver­an­schaulichung der Gefahren beim Gehen, Aktion­stage mit Exper­i­men­talvorträ­gen, The­ater­ver­anstal­tun­gen etc.. Auch die Weit­er­bil­dun­gen der Deutschen Geset­zlichen Unfal­lver­sicherun­gen wer­den zunehmend an der Ermöglichungs­di­dak­tik [1] aus­gerichtet. Dabei wird das Ver­ständ­nis von ein­er Lern­si­t­u­a­tion radikal verän­dert. Der Wis­sensver­mit­tler ist nicht länger der Experte, der seinen Wis­sensvor­sprung vorträgt, son­dern vielmehr ein „Lern-Ermöglich­er“. Der Experte stellt hier geschickt gestal­tete Lernarrange­ments zur Ver­fü­gung, in denen die Ler­nen­den weit­ge­hend selb­st­bes­timmt Lern­möglichkeit­en wahrnehmen. Selb­st­bes­tim­mung ist ein wesentlich­er Aspekt der Ermöglichungs­di­dak­tik und ver­spricht hohe Motivation.
Was ist Motivation?
Tat­säch­lich gibt es ver­schiedene The­o­rien, die den Begriff Moti­va­tion erk­lären. Bei allen geht es darum, genauer zu erfassen, „warum“ oder „wozu“ Men­schen auf bes­timmte Art und Weise han­deln. Deshalb beschäfti­gen sich Moti­va­tion­s­the­o­rien mit Zie­len, Wün­schen und Absicht­en, die dem beobacht­baren Ver­hal­ten zugrunde liegen.
Def­i­n­i­tion: Moti­va­tion ist die „aktivierende Aus­rich­tung des momen­ta­nen Lebensvol­lzugs auf einen pos­i­tiv bew­erteten Zielzu­s­tand“. [2] Zeitlich über­dauernde Bere­itschaften für bes­timmte Klassen von Zustän­den wer­den als Motive beze­ich­net. [3]
Ein Beispiel: Der Berg­steiger der an fünf Tagen pro Woche um 4:00 Uhr mor­gens auf­ste­ht um vor der Arbeit für eine 7000er-Expe­di­tion in den Anden zu trainieren, bew­ertet das ihm bevorste­hende Expe­di­tions- und Gipfel­er­leb­nis offen­bar der­art pos­i­tiv, dass er alle mit der Vor­bere­itung ver­bun­de­nen Stra­pazen in Kauf nimmt, um diesen Zus­tand zu erre­ichen. Das ist sein per­sön­lich­er „pos­i­tiv­er Zielzustand“.
Beziehen wir diesen Umstand auf Arbeitssicher­heit und Gesund­heit so kön­nen wir sich­er sein, dass Gesund­heit und der Erhalt der Arbeits­fähigkeit dur­chaus eben­falls „pos­i­tiv bew­ertete Zielzustände“ sind. Da es aber rel­a­tiv sel­ten vorkommt, dass wir frei­willig um 4:00 Uhr mor­gens auf­ste­hen um an Arbeitssicher­heitsver­anstal­tun­gen teilzunehmen, die mor­gens option­al vor der Arbeit ange­boten wer­den, kann man von ein­er gewis­sen Ziel­hier­ar­chie aus­ge­hen. Das sichere Arbeit­en ist in dieser eher unter­ge­ord­net platziert. Das ist tat­säch­lich so und bildet sich auch in Umfra­gen ab.
Sicher­er Arbeit­splatz ver­sus Sicher­er Arbeitsplatz
In ein­er Befra­gung der BAuA „Was ist gute Arbeit?“ [4] rang­iert das Kri­teri­um Gesund­heitss­chutz bei der Arbeit­splatzgestal­tung im Jahre 2008 auf Rang 7 von 10. Ein genauer­er Blick in die Dat­en zeigt außer­dem, dass sich dort ein Großteil der Antworten auf das damals aktuelle The­ma „Nich­trauch­er­schutz am Arbeit­splatz“ bezog und nicht unmit­tel­bar auf den Aspekt Arbeitssicher­heit zielte.
Auf Platz 1 ste­ht das feste Einkom­men und auf Platz 2 der sichere Arbeit­splatz, wobei das „sich­er“ hier ganz sich­er eine andere Bedeu­tung hat.
Wie wohl die Antworten lauteten wenn man fra­gen würde: „Was ist Ihnen wichtiger, ein sicher­er Arbeit­splatz oder ein SICHERER Arbeitsplatz?“
Stellt man eine offene Frage nach pos­i­tiv bew­erteten Zielzustän­den (ergo „gute Arbeit“), taucht der sichere Arbeit­splatz im Sinne der Arbeitssicher­heit nicht auf. Er ist also nicht als aktiv abruf­bar­er Wert im Bewusst­sein vorhan­den. Das bedeutet aber auch, dass sich das auch nicht unmit­tel­bar oder bewusst im Ver­hal­ten und konkreten Hand­lun­gen nieder­schla­gen kann. Es gibt offen­sichtlich keine bewusste Ver­hal­tensin­ten­tion. Ganz sich­er ist, dass viele Motive für men­schlich­es Han­deln tat­säch­lich im Bere­ich des Unbe­wussten oder Vor­be­wussten liegen. Ger­ade deshalb ist es für Veranstaltungen/Maßnahmen im Bere­ich Arbeitssicher­heit eine große Her­aus­forderung, jene vor­be­wussten Motive und Werte zu erre­ichen und pos­i­tiv zu beeinflussen.
Kehren wir noch ein­mal zurück zu unserem Berg­steiger und betra­cht­en dessen per­sön­lich­es Motiv. Im Zusam­men­hang mit Extrem­berg­steigen hört man oft von Flow-Erleb­nis­sen [5]. Flow-Erleben bedeutet ganz aufzuge­hen in ein­er (anstren­gen­den) Tätigkeit die zur Ziel­er­re­ichung führt. Hier ist oft schon der Weg das Ziel, der Wet­tere­in­bruch kurz vor dem Gipfel, der zum Umkehren zwingt, ist dann zwar tragisch, min­dert das Zufrieden­heits­ge­fühl aber nur gering.
Wer ein­mal Flow erlebt hat, weiß zu schätzen, wie befriedi­gend es sein kann, sich anzus­tren­gen. Das lustvolle Flow-Erleben ist ein möglich­er Grund für das Entste­hen von Moti­va­tion. Um dieses Gefühl immer wieder zu erleben sucht man immer neue Herausforderungen.
Wie kann Moti­va­tion entstehen?
Es gibt aber noch andere Konzepte die erk­lären, wie Moti­va­tion entste­hen kann. Einige Zugänge sind weniger offen­sichtlich als das plaka­tive und gut nachvol­lziehbare Flow-Erleben, haben aber eine große Bedeu­tung ger­ade im Bere­ich der Lernpsy­cholo­gie. In Ver­anstal­tun­gen im Kon­text Arbeitssicher­heit ist es neben der Ver­mit­tlung von Wis­sen auch stets mit das Ziel, Men­schen dazu zu motivieren, sicheres Arbeit­en in ihrer per­sön­lichen Ziel­hier­achie immer wieder neu und so pos­i­tiv zu bew­erten, dass sie eigen­ständig und aktiv gemäß dieser Bew­er­tung han­deln und kom­mu­nizieren. Was kann Men­schen nun dazu motivieren, ler­nen zu wollen, genau zuhören zu wollen, zu reflek­tieren und sich schließlich anders zu verhalten?
Die wichtig­sten Arten der Lern­mo­ti­va­tion sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Von beson­der­er Bedeu­tung sind hier gemäß der Fragestel­lung dieses Beitrags intrin­sis­che Moti­va­tion, Selb­st­bes­tim­mung als Voraus­set­zung für ihr Entste­hen und Inter­esse als Moti­va­tion­skonzept. Auf diese Aspek­te soll weit­er einge­gan­gen werden.
Von extrin­sis­ch­er Moti­va­tion spricht man dann, wenn das Han­deln der Max­imierung pos­i­tiv­er Ergeb­nisse oder des per­sön­lichen Nutzens dient. Würde sich unser Berg­steiger nur wegen eines Preis­geldes der­art anstren­gen, wäre er extrin­sisch motiviert.
Wie entste­ht Interesse?
Wie der Tabelle 1 ersichtlich, ist Inter­esse eben­falls ein möglich­es Konzept für Moti­va­tion, also gewis­ser­maßen eine Voraus­set­zung dafür.
Def­i­n­i­tion: Inter­esse als Per­so­n­en- Gegenstands-Beziehung
Inter­esse ist die Beziehung ein­er Per­son zu einem Gegen­stand, die als emo­tion­al pos­i­tiv und selb­st ini­ti­iert erlebt wird. Das Inter­esse hat vorüberge­hend oder dauer­haft eine hohe sub­jek­tive Bedeu­tung und ist somit Bestandteil des Selb­stkonzeptes. [3]
Die päd­a­gogis­che Psy­cholo­gie pos­tuliert, dass mit der Entste­hung eines länger anhal­tenden Inter­ess­es nur dann gerech­net wer­den kann, wenn während ein­er Lern­hand­lung die bei­den moti­va­tionalen Sys­teme der voli­tionalen (wil­lentlichen) und affek­tiv­en (emo­tionalen) Steuerung pos­i­tives Feed­back ver­mit­teln im Hin­blick auf für wichtig gehal­tene Werte und wenn die Qual­ität des Erlebens im Ver­lauf dieser Hand­lun­gen pos­i­tiv wahrgenom­men wer­den. Das heißt vere­in­facht gesagt, es muss Sinn ergeben und Freude bere­it­en sich mit einem The­ma zu beschäfti­gen, dann kann Inter­esse entstehen.
Men­schliche Grundbedürfnisse
Was es heißt, etwas pos­i­tiv zu erleben oder wann dies beson­ders inten­siv der Fall ist, wurde eben­falls erforscht. Die soge­nan­nte Selb­st­bes­tim­mungs­the­o­rie [6][7] besagt, dass es drei psy­chol­o­gis­che Grundbedürfnisse des Men­schen gibt, deren Befriedi­gung pos­i­tives Erleben verur­sacht. Es han­delt sich um die Bedürfnisse
  • sich autonom und
  • kom­pe­tent zu erleben sowie
  • sich sozial einge­bun­den zu fühlen.
Der Men­sch hat drei psy­chol­o­gis­che Grundbedürfnisse:
  • 1. Autonomie
  • 2. Kom­pe­ten­z­er­leben
  • 3. Zuge­hörigkeit zu ein­er sozialen Gruppe
Wo diese drei Bedürfnisse erfüllt wer­den, kann die natür­liche Ten­denz zur Aneig­nung neuer Ken­nt­nisse und Fähigkeit­en voll zum Tra­gen kom­men. [3]
Betra­cht­en wir noch ein­mal unseren Berg­steiger. Inwiefern erfüllen sich diese drei Grundbedürfnisse durch die großen Anstren­gun­gen? Sein Ziel ist es aus eigen­er Kraft – also autonom- große Leis­tun­gen zu voll­brin­gen. Er muss dafür trainieren und sich Kom­pe­ten­zen aneignen, z. B. Ein­teilen der kör­per­lichen Energier­es­sourcen, Höhen­train­ing, Sicher­heit­stech­nik; jed­er Hand­griff muss sitzen. Erwirbt er hier bes­timmte notwendi­ge Fähigkeit­en und Fer­tigkeit­en, erlebt er sich als kom­pe­tent. Schließlich gehört er zu den weni­gen Berg­steigern, denen es gelingt in die Zone der 7000er vorzustoßen.
Wenn wir uns nun Moti­va­tion und Inter­esse für das The­ma Arbeitssicher­heit von Vorge­set­zten, Kol­le­gen und Mitar­beit­ern wün­schen, welche Möglichkeit­en gibt es hier etwas zu bewe­gen? Was kann man tun, so dass sich Vorge­set­zte, Mitar­beit­er und Kol­le­gen stärk­er für das The­ma Sicher­heit interessieren?
Nun ist der höch­ste Berg in der Arbeitssicher­heit lei­der nur die Unfallpyra­mide und ihr Gipfel alles andere als ein pos­i­tiv bew­erteter Zielzu­s­tand. Ist das möglicher­weise ein Grund warum es eine Sisyphos-Arbeit ist, Men­schen in Betrieben für das The­ma Arbeitssicher­heit immer wieder neu zu inter­essieren und zu motivieren? Arbeitssicher­heit­sar­beit wird häu­fig erlebt als das Definieren und Durch­set­zen von Regeln. Das wider­spricht ganz ein­deutig zwei ele­mentaren Grundbedürfnis­sen: Autonomie und Kom­pe­ten­z­er­leben. Die per­fek­te Ein­hal­tung von allen Sicher­heits­bes­tim­mungen ver­spricht weit­er­hin nicht unbe­d­ingt die Zuge­hörigkeit zu ein­er sozialen Gruppe die hohes Anse­hen genießt. Zugegeben, let­zteres nur auf den ersten Blick, denn es ist natür­lich dur­chaus attrak­tiv zu denen zu gehören, die gesund und sich­er arbeit­en und leben.
Alles in allem leuchtet es dur­chaus ein, dass man mit dem The­ma Arbeitssicher­heit Schwierigkeit­en haben kann, Inter­esse zu erzeugen.
Und den­noch gelingt es immer wieder, Men­schen von Arbeitssicher­heit zu begeis­tern. Auch Sie haben diesen Artikel bis hier­her gele­sen, Sie SIND inter­essiert. Auch Ihr Inter­esse für Arbeitssicher­heit wurde ein­mal für dieses The­ma geweckt, vielle­icht sog­ar zufäl­lig. Da ist die Frage natür­lich berechtigt: Soll man auf den Zufall warten oder kann auch bei Mitarbeitern/Kollegen/Führungskräften Inter­esse geplant entste­hen? Im Fol­gen­den soll deswe­gen eine etwas genauere Betra­ch­tung des Begriffes Inter­esse erfolgen.
Weit­er oben wurde Inter­esse bere­its als eine Per­so­n­en-Gegen­stands-Beziehung definiert, wobei die Per­son dem Inter­essens­ge­gen­stand eine her­aus­ge­hobene sub­jek­tive Bedeu­tung (wert­be­zo­gene Valenz) beimisst.
Sit­u­a­tionales Inter­esse entste­ht spontan
Die Inter­essens­forschung unter­schei­det nun zwei Arten von Inter­esse, zum Einen das soge­nan­nte all­ge­meine oder indi­vidu­elle Inter­esse und zum Anderen das sit­u­a­tionale Inter­esse. Eine all­ge­mein inter­essierte Per­son hat eine gegen­stands­be­zo­gene moti­va­tionale Dis­po­si­tion. Das heißt, dass eine Per­son sich bere­its anhal­tend für einen Gegen­stand inter­essiert und dieses Inter­esse immer wieder neu in konkreten Inter­essen­shand­lun­gen aktu­al­isiert (an manchen Stellen in der Lit­er­atur spricht man auch von aktu­al­isiertem Inter­esse). [8] In unserem Berg­steiger­beispiel ist das der Alpin­ist, der seinem Inter­esse immer und immer wieder nachkommt in dem er jedes schöne Wet­ter nutzt um in den Bergen zu wandern.
Beim sit­u­a­tionalen Inter­esse hinge­gen ist keine Vordis­po­si­tion erforder­lich. Es entste­ht häu­fig spon­tan durch eine Inter­es­san­theit der Lern­si­t­u­a­tion, durch die der Zus­tand der Inter­essiertheit aus­gelöst wird. Es ist eher ein kurzzeit­iger Zus­tand, bei dem die Aufmerk­samkeit auf ein aktuelles Geschehen fokussiert. Die kog­ni­tiv­en Funk­tio­nen wer­den angeregt: Man hört und sieht aufmerk­sam zu, ist offen, neue Dinge wahrzunehmen und die Sit­u­a­tion wird als angenehm emp­fun­den. [9]
Die Inter­es­san­theit der Sit­u­a­tion kann dabei durch ver­schiedene Aspek­te erre­icht wer­den: Neuheit der gezeigten Sachver­halte, Kom­plex­ität (in richtigem Maß); auch schein­bare Wider­sprüche erzeu­gen Inter­esse (Diskrepanz­er­leben), genau­so Überraschungen/Unerwartetes oder aufgezeigte Bewäl­ti­gungsmöglichkeit­en für bes­timmte Her­aus­forderun­gen. Diese Gegeben­heit­en dock­en an grundle­gende Wach­s­tums- und Kom­pe­tenzbedürfnisse der Zuhör­er an. [10]
Wichtig ist, dass reine Annehm­lichkeit von Sit­u­a­tio­nen die Aus­bil­dung von Inter­esse nicht bee­in­flusst. [9]
Es muss immer auch eine wert­be­zo­gene Valenz angeregt wer­den, was dann auch zu einem pos­i­tiv­en affek­tiv­en Involve­ment führt. Das heißt, nur wenn die pos­i­tiv­en und angenehmen Emo­tio­nen auch an pos­i­tiv bew­ertete Zielzustände (Werte) anknüpfen kön­nen, nimmt der Zuhör­er Beziehung zu den Wis­sens­ge­gen­stän­den auf, involviert und inter­essiert sich.
Daher kann aus sit­u­a­tionalem Inter­esse all­ge­meines Inter­esse und auch intrin­sis­che Moti­va­tion entstehen.
Abbil­dung 2 (nach [9]) zeigt mögliche Wege von sit­u­a­tionalem und indi­vidu­ellem Inter­esse zur intrin­sis­chen Moti­va­tion. Über interne und externe Zugänge, soge­nan­nte Cues, kann indi­vidu­elles Inter­esse direkt angeregt wer­den. Dieses kann auch bei gün­sti­gen sit­u­a­tionalen Voraus­set­zun­gen über sit­u­a­tionales Inter­esse entste­hen. Das bedeutet, dass sich inter­es­sant gestal­tete Lern­si­t­u­a­tio­nen sehr gut dazu eignen, das Inter­esse an bes­timmten Wis­sens­ge­gen­stän­den zu weck­en und zu etablieren. Sog­ar das Entste­hen von intrin­sis­ch­er Moti­va­tion ist über sit­u­a­tionales Inter­esse möglich.
Wie kann Moti­va­tion­sar­beit in Sachen Arbeitssicher­heit gelingen?
Betriebliche Aktion­stage und Events sind schon lange keine reinen Wis­senstrans­fer­ver­anstal­tun­gen mehr. Immer häu­figer wer­den erleb­nis- und freud­be­tonte Aktio­nen, Geh-Par­cours, Mit­machak­tio­nen, aufwändi­ge Exper­i­men­talvorträge, lebendi­ge Schu­lun­gen und The­ater­stücke erfol­gre­ich eingesetzt.
Unternehmen­sthe­ater ist tat­säch­lich ein Lern­for­mat, das Men­schen in den drei psy­chol­o­gis­chen Grundbedürfnis­sen sehr gut abholt und viel Poten­tial für das Erzeu­gen von Inter­esse durch Gestal­tung inter­es­san­ter Lern­si­t­u­a­tio­nen im Sinne der Ermöglichungs­di­dak­tik bietet.
Seit es sich in den 90er Jahren des ver­gan­genen Jahrhun­derts etabliert hat, ist Unternehmen­sthe­ater ein pro­bates Instru­ment der Per­son­alen­twick­lung. Es ist immer dann beson­ders gut geeignet , wenn es darum geht über Ver­hal­ten nicht nur zu sprechen, son­dern es auch im Erleben zu ler­nen. Dabei han­delt es sich um eine inter­ak­tive, mod­erierte Grup­pe­nar­beit mit speziell geschul­ten Schaus­piel­ern, die als Stel­lvertreter agieren. [11] Die häu­fig­sten Ein­satzge­bi­ete sind deshalb Schu­lun­gen im Bere­ich zwis­chen­men­schlich­er Kom­mu­nika­tion (z.B. Ser­vice­ori­en­tierung gegenüber Kun­den) und die Bebilderung von abstrak­ten Prozessen wie ein neues Leit­bild, eine neue Struk­tur oder ein neues Führungsver­ständ­nis. Unternehmen­sthe­ater schafft es spie­lend, die Inter­es­san­theit der Lern­si­t­u­a­tion herzustellen. Häu­fig über­rascht es mit uner­wartet real­is­tis­ch­er Darstel­lung, es zeigt den All­t­ag und auch die inneren Kon­flik­te und Her­aus­forderun­gen der Pro­tag­o­nis­ten. So kann sit­u­a­tionales Inter­esse über die Anre­gung aus der Lern­si­t­u­a­tion her­aus entste­hen oder indi­vidu­elles Inter­esse unmit­tel­bar angeregt werden.
Was in jedem Fall bleibt sind Bilder und Ein­drücke, über die gesprochen wird, und in vie­len Fällen Ein­sicht­en und Kor­rek­turen der Bew­er­tung des Fokus­the­mas. Im Bere­ich der Arbeitssicher­heit helfen Insze­nierun­gen abstrak­te The­men zu ver­an­schaulichen, da spricht plöt­zlich ein Rück­en mit sein­er Besitzerin oder ein Hand­lauf bit­tet inständig: Fass mich an. Von oben bis unten!
Häu­fige Reak­tio­nen: „Das war mal was ganz anderes … es hat gezeigt wie es bei uns wirk­lich ist … toll von unser­er Führung, das mal so darstellen zu lassen … wir kon­nten aktiv mit­machen, das war gut! … so habe ich das noch nie gese­hen … das war lehrre­ich und hat viel Spaß gemacht!“
Neben Insze­nierun­gen sind inter­ak­tive The­ater­for­mate vor allem in der Unter­stützung der kom­mu­nika­tiv­en Fer­tigkeit­en sehr wirk­sam. Seit Jahren hat sich diese Form des Ler­nens ger­ade bei der Kom­mu­nika­tion­ss­chu­lung (z. B. von Sicher­heits­beauf­tragten) bewährt. Aber auch die Gesamt­belegschaft kann dazu angeregt wer­den, Arbeitssicher­heit gemein­sam stärk­er in den Vorder­grund zu stellen. Auf Sicher­heit­sak­tion­sta­gen oder Betrieb­sver­samm­lun­gen hat das inter­ak­tive Unternehmen­sthe­ater dabei den Vorteil, dass mit großen Grup­pen gear­beit­et wer­den kann. Alles in allem ist es ein Lern­for­mat, das sit­u­a­tionales und all­ge­meines Inter­esse erzeu­gen kann, das emotionale/positive Lern­er­leb­nisse ermöglicht und Teil­nehmer involviert. In der Inter­ak­tiv­ität erleben sich die Zuschauer autonom und auch kom­pe­tent, denn es sind ihre Lösungsvorschläge, die auf die Bühne kom­men und die die gezeigten Herausforderungen/(oder Sit­u­a­tio­nen) verbessern. Sie ken­nen ihren All­t­ag am besten und es ist beson­ders motivierend und involvierend die vorhan­de­nen Teil­lö­sun­gen der Teil­nehmer wertzuschätzen, aufzunehmen und zu bün­deln. Denn: Die Experten für Arbeitssicher­heit sind meis­tens schon vor Ort – sie sitzen im Publikum!
Lit­er­atur:
  • 1. Arnold R. und Gomez Tutor C.: Grund­la­gen der Weit­er­bil­dung: Grundlin­ien ein­er Ermöglichungs­di­dak­tik. Augs­burg (2007)
  • 2. Rhein­berg, F. : Moti­va­tion (5. Auflage) Stuttgart (2004)
  • 3. Krapp A., Wei­den­mann B. (Hrsg.): Päd­a­gogis­che Psy­cholo­gie. (2006)
  • 4. Brennscheid F. et. al. (BAUA): Arbeitswelt im Wan­del: Zahlen – Dat­en – Fak­ten. Aus­gabe 2012 – (Daten­er­he­bung 2007/8)
  • 5. Csik­szent­mi­ha­lyi M.: Das Flow-Erleb­nis. Stuttgart (1985)
  • 6. Deci E.L., Ryan, R.M.: Die Selb­st­bes­tim­mungs­the­o­rie der Moti­va­tion und ihre Bedeu­tung für die Päd­a­gogik. Zeitschrift für Päd­a­gogik, 39 (1993), 223–238
  • 7. Krapp A.: Das Konzept der grundle­gen­den psy­chol­o­gis­chen Bedürfnisse: Ein Erk­lärungsansatz für die pos­i­tiv­en Effek­te von Wohlbefind­en und intrin­sis­ch­er Moti­va­tion im Lehr-/Lerngeschehen. Zeitschrift für Päd­a­gogik, 51 (2005), 626–642
  • 8. Müller F.: Inter­esse und Ler­nen. REPORT – Zeitschrift für Weit­er­bil­dungs­forschung, 29/1 (2006) S. 48–62
  • 9. Schiefele U.: Sit­u­a­tion­al and Indi­vid­ual Inter­est. In K.R. Wentzel & A. Wig­field (Eds.): Hand­book of Moti­va­tion at school (pp. 197–222) New York (2009)
  • 10. Silivia P.: Explor­ing the psy­chol­o­gy of inter­est. Oxford uni­ver­si­ty press (2006)
  • 11. Berg M., Ritsch­er J., Orthey F. et. al.: Unternehmen­sthe­ater inter­ak­tiv- The­menori­en­tierte Impro­vi­sa­tion (TOI) in der Per­son­al- und Organ­i­sa­tion­sen­twick­lung. Beltz Ver­lag, Wein­heim und Basel (2002)
Autorin
Dr. Renate Mayer
Train­ing & Beratung in Koop­er­a­tion mit Theater-Interaktiv
mail@renatemayer.com Tel.: 01525–3406084
Renate May­er studierte Papier­erzeu­gung und Forstwissenschaften und pro­movierte zum Dr. phil. an der TU München. Die Schw­er­punk­te ihrer Tätigkeit sind Humor als didak­tis­ches Werkzeug und freud­be­tonte Trainings/Maßnahmen im Bere­ich Arbeitssicher­heit. Seit 2013 spielt sie auch ein Kabarettpro­gramm zum The­ma Arbeitssicherheit.
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