Ein schlechtes Klima im Unternehmen kann gravierende Folgen haben: Langfristig führt es nicht nur zu einer hohen Fluktuation und Kündigungsflut, sondern auch zu einer negativen und nachlässigeren Arbeitshaltung. Dies wiederum bedingt, dass grundlegende Abläufe übergangen werden und vor allem auch die notwendigen Unterweisungen nicht lange Wirkung zeigen. Ein ständiger Wechsel im Unternehmen erhöht somit das Risiko für Unfälle. Eine nachlässigere Arbeitshaltung, fehlende Motivation und Unzufriedenheit können auch bewirken, dass die notwendige Aufmerksamkeit für den sicheren Umgang mit Maschinen und Anlagen fehlt. Dies erhöht ebenfalls die Gefahr von Unfällen und Beinahe-Unfällen.
Nicht zuletzt führt ein schlechtes Betriebsklima zu psychischer Belastung und somit zu Stress, Krankheit und unter Umständen auch zu Burnout. Eine Gallup-Studie aus dem Jahr 2013 kam zu der Schätzung, dass der daraus entstehende volkswirtschaftliche Schaden bei rund 118 Milliarden Euro jährlich liegt.
Schlechtes Betriebsklima erkennen
Zu erkennen, wie es tatsächlich um das Betriebsklima bestellt ist, braucht im Wesentlichen Zeit und einen schonungslosen Blick. Führungskräfte neigen dazu, gerade softe Themen wie das Wohlbefinden und ein gutes Miteinander schnell abzuwiegeln und nur flüchtig zu betrachten. Eigene Missstände im Team oder Unternehmen zu sehen und anzuerkennen, fällt nicht leicht, da meist der persönliche Druck und die eigene Erwartungshaltung hoch gesetzt sind.
Doch ein schlechtes Betriebsklima zu ignorieren oder gekonnt zu übersehen, führt nur dazu, dass sich das Problem verstärkt. Führungskräfte müssen sich die Zeit nehmen, richtig hinzusehen und auf entsprechende Signale zu hören. Vieles lässt sich schon an der Arbeits- und Körperhaltung der Mitarbeitenden erkennen oder an ihrem Gesichtsausdruck ablesen. Ein ehrliches und unvoreingenommenes Nachfragen kann hier einiges bewirken.
Wichtig ist, sämtliche Rückmeldungen nicht als Vorwurf zu verstehen – also nicht mit einer Schuldzuweisung zu reagieren, sondern die Situation so aufzunehmen, wie sie gerade ist. Auf diese Weise zu den entscheidenden Punkten zu kommen, kann sich in die Länge ziehen, da vielfach das Vertrauen fehlt und Mitarbeitende aus ihrer Erfahrung heraus eher mit einer Schuldzuweisung rechnen.
Klima verbessern – was wirkt?
Unabhängig davon, ob bereits ein schlechtes Betriebsklima vorherrscht oder nicht, können Maßnahmen getroffen werden, um dieses zu verbessern oder im Positiven zu halten. Die Werbeangebote diverser Dienstleister versprechen hier nicht selten Wunder, sind aber mit Vorsicht zu genießen.
Ein gutes Betriebsklima kann meist nur dann bestehen, wenn ein gemeinsames Ziel verfolgt wird. Doch Vorsicht mit der Workshop-Flut! Meist werden hierfür Ziele-Workshops veranstaltet, damit man etwas vorzuweisen hat. Doch diese Workshops bringen nichts, wenn anschließend nicht entsprechend gehandelt wird: Wird ein Workshop veranstaltet, müssen die festgelegten Ziele auch in die Philosophie übertragen und vom Unternehmen, den Abteilungen und besonders den Führungskräften gelebt werden. Häufig werden die Ziele jedoch lediglich plakativ an die Wand gepinnt, danach geht der Alltag weiter wie bisher.
Wenn jeder damit käme …
Am einfachsten und schnellsten wird eine positive Veränderung des Betriebsklimas erzeugt, indem Raum für die persönliche Entwicklung, aber auch die Persönlichkeit geboten wird. Mitarbeitende dürfen einen schlechten Tag haben und diesen auch in Grenzen ausleben. Gleichzeitig sollten sie die Möglichkeit bekommen, sich einzubringen und ihre Ideen und Wünsche auszuprobieren.
Hierbei sollten Standard-Floskeln wie „Das haben wir noch nie so gemacht“ oder „Wenn jeder damit käme“ primär vermieden werden. Denn viele wunderbare Ideen und Konzepte werden in Unternehmen bereits im ersten Schritt unterbunden, obwohl sie das Potenzial zu einer wesentlichen und positiven Veränderung hätten.
Was Mitarbeitende wirklich brauchen
Eine Vielzahl von Studien zeigt seit Jahrzehnten, dass Mitarbeitende nicht in erster Linie die monetären Benefits benötigen, um sich bei der Arbeit wohlzufühlen. Knapp ein Drittel der Woche verbringen Menschen am Arbeitsplatz oder in Zusammenhang mit der Arbeit. Hierbei ist wichtig, dass ausreichend Raum für die Menschlichkeit gegeben ist.
Mitarbeitende dürfen einen schlechten Tag haben und diesen auch in Grenzen ausleben
Persönliche Gespräche, kleinere gemeinsame Pausen und Aktionen sowie Raum für den Menschen und die aktuelle persönliche Situation sind hierzu der größte Hebel. Das Miteinander lässt sich nicht erzwingen, sondern darf sich entwickeln. Vor allem Führungskräfte sind hier als Vorbilder gefragt: Sie sollten vorleben, was es heißt, sich auch verletzlich zu zeigen, statt sich unantastbar und perfekt darzustellen. Menschen machen Fehler. Menschlichkeit bedeutet, diese sich selbst einzugestehen und zuzugeben.
Erweiterte Vorbildfunktion
Nicht nur Führungskräfte, sondern auch Sicherheitsbeauftragte haben eine Vorbildfunktion. Mit ihrem sicherheitsbewussten Handeln und Verhalten erhöhen sie die Aufmerksamkeit für den Arbeitsschutz. Mit gutem Beispiel vorangehen können sie aber auch bei den soften Themen. Nach und nach entwickelt sich so ein fürsorgliches und positives Betriebsklima.
Ein Klima, bei dem Menschen mitdenken und in einem gewissen Rahmen füreinander da sind. Ein Klima, das zu einer Steigerung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden führt, ohne dies explizit einfordern und vorgeben zu müssen.