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Hitzeprävention bei körperlich fordernder Arbeit

Schatten und Siesta
Hitzeprävention bei körperlich fordernder Arbeit

Hitzeprävention bei körperlich fordernder Arbeit
Foto: © Wolfgang Bellwinkel / DGUV
Son­nen­schutz ist Arbeitss­chutz – und schlägt gle­ich zwei Fliegen mit ein­er Klappe. Denn wer im Freien ein Zuviel an Sonne ver­mei­det, senkt oft auch die Belas­tung durch Hitze.

Das Jahr 2022 war extrem warm. Sowohl in Europa als auch weltweit wur­den gle­ich mehrere Hitze-Reko­rde gebrochen. Im Juli 2022, der in Deutsch­land deut­lich zu warm und sehr son­nig ver­lief, meldete sich die Indus­triegew­erkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) medi­en­wirk­sam mit der Forderung nach ein­er ver­längerten Mit­tagspause beziehungsweise Sies­ta zu Wort.

„Die Gesund­heit­srisiken sind unter den aktuellen Bedin­gun­gen viel zu hoch: Es dro­hen Hitzschläge, Hautkrebs, Ozon­be­las­tun­gen. Es wäre unver­ant­wortlich, hier nichts zu tun. Von den steigen­den Gesund­heit­skosten will ich gar nicht reden“, so Vor­stand Carsten Bur­ck­hardt. Das gelte allerd­ings auch für alle anderen Branchen, in denen unter freiem Him­mel gear­beit­et wer­den muss.

Berufskrankheit weißer Hautkrebs

Viele Unternehmen haben die Gefahren, die von inten­siv­er Son­nen­strahlung aus­ge­hen, stärk­er im Blick, seit 2015 der weiße Hautkrebs erst­mals als Beruf­skrankheit anerkan­nt wurde. Etliche Maß­nah­men, die vor solar­er UV-Strahlung schützen, sind auch hil­fre­ich bei Hitze – etwa, wenn Beschäftigte unnötige Son­nen­strahlung auf Haut und Augen ver­mei­den, möglichst im Schat­ten arbeit­en, vor Sonne schützende Klei­dung tra­gen und sich speziell zwis­chen 11 Uhr und 15 Uhr nicht der Sonne aussetzen.

 

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Auch bei stark­er Hitze im Ein­satz: Mitar­bei­t­ende der Mül­lab­fuhr.
Foto: © Wolf­gang Bellwinkel/DGUV

Körperlich anstrengende Arbeit

Bei Arbeit im Freien kommt noch dazu, dass es sich häu­fig um inten­sive kör­per­liche Tätigkeit­en han­delt – im Hoch‑, Tief- und Garten­bau, bei der Mül­lab­fuhr, in der Außen­gas­tronomie oder der Zustel­l­lo­gis­tik. Dabei wird sehr viel Wärme vom Kör­p­er selb­st pro­duziert. Passiert das bei Hitze, kommt es zu ein­er hohen Belas­tung des Herz-Kreislauf-Systems.

Präven­tion gegen Hitze

Außer­dem kann als Folge des Schwitzens ein Elek­trolytver­lust ein­treten, der innere Organe wie Herz und Nieren oder auch das Gehirn beein­trächtigt und damit die kör­per­liche und geistige Leis­tungs­fähigkeit reduziert. Schafft es der Kör­p­er nicht mehr, seine Kern­tem­per­atur sta­bil zu hal­ten, kann das zu lebens­bedrohlichen Erkrankun­gen wie zum Beispiel Hitzschlag führen.

Handlungsbedarf gegeben

Eine absolute Tem­per­atur­ober­gren­ze, bei der die Arbeit im Freien eingestellt wer­den darf, gibt es zwar nicht. Aber Unternehmen müssen sich an die Vor­gaben des Arbeitss­chutzge­set­zes hal­ten, also die Arbeit so gestal­ten, „dass eine Gefährdung für das Leben (…) möglichst ver­mieden und die verbleibende Gefährdung möglichst ger­ing gehal­ten“ wird. Grund­sät­zlich beste­ht bei Hitze also Hand­lungs­be­darf, die Hand­lung selb­st hängt jedoch von den betrieblichen Gegeben­heit­en ab.

 

TruckService
Bei Arbeit­en im Freien pro­duziert der Kör­p­er zusät­zlich eigene Wärme.
Foto: © ADAC

Zu den Vorschlä­gen der BG BAU gehört unter anderem, Arbeit­szeit und ‑rhyth­mus sowie Arbeitsin­ten­sität der Wit­terung anpassen. Unternehmen kön­nten dem­nach die Ver­schieb­barkeit von Arbeit­en prüfen, Arbeit­szeit­en in küh­lere Mor­gen­stun­den ver­legen und Pausen­zeit­en der Belas­tung entsprechend gestal­ten, je nach Spiel­raum der gel­tenden Tarif- und Arbeitsverträge.

Auf Baustellen sind dem­nach Beschat­tungse­le­mente wie Son­nensegel oder Schirme einzuricht­en, außer­dem Anla­gen zur Belüf­tung oder Besprühung mit Wass­er. Auch spezielle Hitzeschutz-PSA wie küh­lende West­en, T‑Shirts und Hal­stüch­er, Kap­pen und Helm-Inlays kön­nten sin­nvoll sein; mit den Arbeitss­chutzprämien der BG BAU kön­nen Unternehmen diese Investi­tio­nen sog­ar fördern lassen.

Und: Die ständi­ge Ver­füg­barkeit von geeigneten Getränken ist zu gewährleis­ten – nicht im Bauwa­gen, son­dern im direk­ten Arbeitsumfeld.


Autorin: Petra Hannen
Fachjournalistin
 
Foto: © Bar­bara Dietl

Mit kühlem Kopf unterwegs

An heißen Tagen steigt die Unfall­ge­fahr. Das gilt beson­ders für den Straßen­verkehr: Nach Zahlen des ADAC tra­gen hohe Tem­per­a­turen in den Fahrerk­abi­nen sowie hitzebe­d­ingte Reifen­schä­den am Fahrzeug und Blow-ups auf der Fahrbahn dazu bei. Aber es lässt sich gegensteuern.

  • In Fahrerk­abi­nen lassen sich Sonnene­in­strahlung und Hitze mit Rol­los, Son­nen­blenden und Kli­maan­la­gen reduzieren. Diese soll­ten jedoch max­i­mal auf sechs Grad unter Außen­tem­per­atur eingestellt wer­den, um Infek­te oder Kreis­lauf­prob­leme beim Aussteigen zu ver­mei­den. Zudem emp­fiehlt der ADAC, aus­re­ichend zu trinken, lieber leichte Kost als Schnitzel und Pommes zu essen, küh­lende Kör­per­sprays auf Wasser­ba­sis für zusät­zliche Erfrischung zu nutzen und beim Abladen die Kopf­be­deck­ung nicht zu vergessen.
  • Wenn an heißen Tagen die Tem­per­atur des Asphalts bis zu 60 Grad Cel­sius erre­icht, lässt das Reifen weich­er wer­den und schneller ver­schleißen. Stimmt dann der Druck nicht, kön­nen sie über­hitzen, platzen oder sog­ar Feuer fan­gen. Der ADAC emp­fiehlt, in Hitzephasen min­destens ein­mal inner­halb von 14 Tagen den Reifendruck vor Fahrantritt zu kon­trol­lieren und die Pneus gründlich auf Beschädi­gun­gen zu untersuchen.
  • Blow-ups entste­hen, wenn in Hitzepe­ri­o­den der Fahrbahn­be­lag auf­platzt und sich der Asphalt wölbt. Diese plöt­zlich auftre­tenden Uneben­heit­en kön­nen dazu führen, dass Fahrende das Lenkrad ver­reißen und auf die Nach­bar­spur oder in den Gegen­verkehr ger­at­en. Daher ist es laut ADAC bei Hitze nochmals entschei­den­der, vorauss­chauend zu fahren, genü­gend Abstand zu hal­ten und den Verkehrs­funk im Radio zu hören, in dem regelmäßig vor Blow-ups gewarnt wird.
  • Die Arbeitsstät­ten­verord­nung greift bei Hitze in der Fahrerk­abine übri­gens nicht. Denn „Trans­port­mit­tel, die im öffentlichen Verkehr einge­set­zt wer­den“ fall­en abge­se­hen vom Nich­trauch­er­schutz und der Sicher­heits- und Gesund­heitss­chutzkennze­ich­nung nicht in deren Gel­tungs­bere­ich. Hin­weise unter anderem zu Beheizung, Belüf­tung und Kli­ma­tisierung gibt die DGUV Infor­ma­tion 215–530 „Kli­ma im Fahrzeug“; https://publikationen.dguv.de. Die BG Verkehr stellt online ein „Fak­ten­blatt Außen­di­enst – Unter­wegs bei Hitze“ zur Ver­fü­gung; www.bg-verkehr.de Medi­en Medi­enkat­a­log Info‑, Falt- und Faktenblätter.

Tools für eine vorausschauende Planung

  • Die Bun­deszen­trale für gesund­heitliche Aufk­lärung (BZgA) hat im Auf­trag des Bun­desmin­is­teri­ums für Gesund­heit (BMG) ein Infor­ma­tion­sportal erstellt, das für ver­schiedene Lebenswel­ten Tipps rund um die The­men „Hitze und Hitzeschutz“ sowie „UV und UV-Schutz“ enthält; www.klima-mensch-gesundheit.de.
  • Im Rah­men eines EU-Pro­jek­ts wurde die Plat­tform Heat-Shield entwick­elt. Sie gilt als prax­is­tauglich­es und auch für die Arbeit­s­pla­nung nutzbares Werkzeug für die Beurteilung von Hitze­be­las­tun­gen an Auße­nar­beit­splätzen. Die Plat­tform liefert ohne Reg­istrierung und frei zugänglich in Form von Karten eine all­ge­meine Hitzestressprog­nose für die kom­menden vier Wochen. Mit Reg­istrierung sind auch indi­vidu­ellere Infor­ma­tio­nen möglich; www.heat-shield.eu.
  • Wenn die Umwelt­be­hör­den Über­schre­itun­gen der Ozon­werte beziehungsweise Som­mersmog melden, sind deren Empfehlun­gen zu befol­gen. Ins­beson­dere sind dann schwere Arbeit­en einzu­gren­zen oder ganz zu ver­mei­den. Aktuelle Mess­dat­en und Ver­hal­tensh­in­weise sind beim Umwelt­bun­de­samt abruf­bar; www.umweltbundesamt.de The­men Luft Luftschad­stoffe im Überblick Ozon.
  • Die „ClimApp“ ermit­telt das aktuelle Hitzestress­risiko und gibt eine Vorher­sage für die kom­menden 24 Stun­den. Dafür nutzt sie Wet­ter­fak­toren des Stan­dortes und indi­vidu­ell von den Nutzen­den einzugebende Fak­toren wie Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Arbeitss­chwere, Bek­lei­dung und Akkli­ma­tisierungszu­s­tand. Daraus leit­et die App auch Ver­hal­tensh­in­weise ab. Weit­ere Infor­ma­tio­nen dazu gibt es unter www.lth.se/climapp.
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