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Arbeitssicherheit zum Ausprobieren

Neues Arbeitssicherheitstrainingscenter für JSW Steel in Indien
Arbeitssicherheit zum Ausprobieren

Dipl.-Ing. Matthias Krope
Sicheres und gesund­heits­gerecht­es Ver­hal­ten in einem Unternehmen zu fördern ist eine Dauer­auf­gabe für jeden betrieblichen Arbeitss­chützer. Wie ein indis­ches Stahlun­ternehmen diese Her­aus­forderung mit inno­v­a­tiv­en Ansätzen ange­ht, zeigt der fol­gende Bericht.

Die klas­sis­che Präsen­zschu­lung mit Pow­er­Point-Folien, mit viel The­o­rie und wenig Prax­is in einem stick­i­gen Klassen­z­im­mer gehört der Ver­gan­gen­heit an. Laut ein­er repräsen­ta­tiv­en Umfrage des Wall Street Jour­nals wer­den 84 % der präsen­ta­tions­basierten Lern­meth­o­d­en als lang­weilig emp­fun­den. Und es ist eine men­schliche Eigen­schaft, dass Men­schen bei lang­weili­gen Aktiv­itäten in den Energies­par­modus wech­seln und nur einen Bruchteil dessen behal­ten, was an Infor­ma­tio­nen auf sie ein­pras­selt. Im Bere­ich der Arbeitssicher­heit kann das schw­er­wiegende Fol­gen haben. Vor diesem Hin­ter­grund wurde im Juni 2022 mit dem ersten Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter für JSW Steel in Vijay­na­gar im Bun­desstaat Kar­nata­ka in Indi­en ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Arbeitssicher­heit real­isiert. Bei diesem Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter ste­ht das prak­tis­che Ler­nen durch Aus­pro­bieren klar im Fokus. An ver­schiede­nen Sta­tio­nen wird das Bewusst­sein für Gefahren und Risiken am Arbeit­splatz spielerisch geschärft, indem die Gefahren und Unfall­risiken trans­par­ent gemacht wer­den und die Kon­se­quen­zen von unsicherem Arbeit­en oder Ver­hal­ten selb­st aus­getestet wer­den kön­nen. Gle­ichzeit­ig wer­den Maß­nah­men aufgezeigt, wie Unfälle am Arbeit­splatz ver­hin­dert wer­den kön­nen und wie im Ern­st­fall richtig zu han­deln ist.

Gefahren transparent machen

Das Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter für JSW Steel inte­gri­ert kog­ni­tives Ler­nen mit prak­tis­chen Übungssta­tio­nen, sodass durch die aktive Teil­nahme und das Aus­pro­bieren der Lern­er­folg max­imiert wird. Mit dieser Meth­ode kann man direkt in den Lern­prozess ein­greifen, eine unsichere Hand­lung in die richtige Rich­tung lenken und damit auss­chließen, dass Auf­gaben nur teil­weise oder falsch ver­standen wer­den. Denn was man selb­st erlebt und regelmäßig wieder­holt, bleibt bess­er im Gedächtnis.

Oder mit anderen Worten: Man kann das Sicher­heitsver­hal­ten der Men­schen verbessern, indem man sie in ein­er sicheren Umge­bung aus­pro­bieren lässt, wie gefährlich die Arbeit ist, die sie zu tun vorhaben.

Verstehen durch Ausprobieren

Im Wesentlichen ste­hen die fol­gen­den vier Kern­botschaften beim Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter im Vordergrund:

  • Ver­ste­hen durch Aus­pro­bieren und die Gedächt­nisleis­tung intensivieren
  • Gefahren und Risiken selb­st erleben und unsicheres Ver­hal­ten sich­er ausprobieren
  • Bessere Wahrnehmung für Gefahren­quellen durch aktive Teil­nahme am Training
  • Spaß und Freude am Aus­pro­bieren verbessert die Moti­va­tion und Konzentration

Bei den Mod­ulen han­delt es sich nicht um Ausstel­lungsmod­ule zum Anschauen, son­dern um etwas, das wirk­lich von jed­er Per­son aus­pro­biert wer­den kann. Zum Beispiel wer­den bei JSW Steel bere­its einge­tretene Unfälle, aktuelle Gefahren­si­t­u­a­tio­nen oder zukün­ftige risiko­r­e­iche Arbeit­en in das Arbeitssicher­heit­strain­ing ein­be­zo­gen, so dass sie in einem realen Kon­text stehen.

Rollenspiele im Arbeitsicherheitstrainingscenter steigern Lernerfolg

Die Effek­tiv­ität des Lern­er­fol­gs wird durch den Ein­satz von Rol­len­spie­len erhöht und noch mehr durch die Ein­bindung von unternehmensspez­i­fis­chen Sicher­heit­san­weisun­gen, wie z. B. interne Arbeit­ser­laub­nisver­fahren, Gefährdungs­beurteilun­gen oder Arbeitssicher­heit­s­analy­sen, Dos and Don‘ts im Umgang mit Maschi­nen und Werkzeu­gen sowie die Erken­nt­nisse aus Ursachen­analy­sen von voraus­ge­gan­genen Unfällen.

Die einzel­nen prak­tis­chen Übungssta­tio­nen sind nach den Gefahren­poten­zialen und Hochrisikoar­beit­en, die bei der täglichen Aus­führung der Arbeit­en bei JSW Steel in Vijay­na­gar auftreten kön­nen, aus­gewählt wor­den. Hierzu zählen:

  • Arbeit­en in der Höhe/Freier Fall durch eine Bodenöffnung
  • Stolper-/Rutsch- und Sturz-Lernparcours
  • Umkip­pen von Gerüsten, Nachgeben des Geländers
  • Arbeit­en in beengten Räumen
  • Gefahren im Umgang mit Förderbändern
  • Elek­trische Sicher­heit/Lock­out-Tagout-Übung
  • Gefahren durch schw­eres Gerät/Baumaschinen
  • Hebezeuge/Kran

Unfälle (be-)greifbar machen

Die Inno­va­tion im Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter für JSW Steel ist das beson­dere Design, das den realen Bedin­gun­gen am Arbeit­splatz nachemp­fun­den ist und mit sen­sorischen und beweglichen Ele­menten die Gefahren und Risiken (be-)greifbar macht.

Trainiert wird durch Wahrnehmung (Sehen, Hören, Riechen, Tas­ten) und durch Schock­mo­mente wie z. B. einen Gelän­dere­in­sturz, bei dem das Gelän­der plöt­zlich physisch nachgibt, eine Arbeit­splat­tform, bei der der Boden unter den Füßen nach vorne zu kip­pen begin­nt, ein Ein­klem­men zwis­chen schw­eren Maschi­nen, bei dem man den Druck des Eingek­lemmt-Seins physisch spürt, und viele weit­ere Szenarien.


Interview zum Arbeitssicherheitstrainingscenter

Ein Inter­view zwis­chen Matthias Krope und Paresh Thakkar, bis Novem­ber 2022 Sr. Vice Pres­i­dent & Group Health & Safe­ty Head von JSW Steel, gibt einen Ein­blick aus Kundensicht.

Matthias Krope: Was waren die Haupt­gründe für die Wahl eines Schu­lungszen­trums für Sicher­heit­ser­fahrung bei JSW in Indien?

Paresh Thakkar: Bei JSW sind Gesund­heit und Sicher­heit ein zen­traler Wert für uns. Wir haben uns bemüht, unsere Leis­tun­gen im Bere­ich Gesund­heit und Sicher­heit bei JSW zu verbessern. Wir sind in den Bere­ichen Stahl, Energie, Infra­struk­tur, Far­ben und Zement tätig. Das Stahlgeschäft ist der gefährlich­ste Pro­duk­tions­bere­ich, in dem wir mit hohen Tem­per­a­turen, geschmolzenen Met­allen, dem Verkehr von Fahrzeu­gen, Arbeit­en in der Höhe oder in beengten Räu­men usw. zu tun haben.

Wir sind auch von unseren exter­nen Part­nern abhängig, die bes­timmte Arbeit­en in den Werken durch­führen. Die Gesund­heits- und Sicher­heit­sleis­tung der Auf­trag­nehmer ist für unseren Erfolg entschei­dend. Wir haben damit begonnen, die Fähigkeit­en unser­er Ver­tragsmi­tar­beit­er zu bew­erten und sie weit­erzuen­twick­eln, auch wenn sie nur für kürzere Zeit beschäftigt sind.

Krope: Was sind Ihre Erwartun­gen und welche Erfolge erwarten Sie vom Schu­lungszen­trum für Sicherheitserfahrung?

Thakkar: Wir haben eine Sicher­heit­sein­weisung und ‑schu­lung für unsere Mitar­beit­er und Ver­tragsar­beit­er durchge­führt. Damit helfen wir unseren Auf­tragge­bern, qual­i­fizierte und sicher­heits­be­wusste Arbeit­skräfte bere­itzustellen. Wir haben erkan­nt, dass Schu­lun­gen im Klassen­z­im­mer nicht der beste Weg sind, um unsere Ver­tragsar­beit­skräfte zu beschäfti­gen. Wir braucht­en eine Maß­nahme, die zu ein­er besseren Beibehal­tung der Infor­ma­tio­nen führt und die Herzen und Köpfe der Mitar­beit­er berührt. Wir braucht­en eine Maß­nahme, die die Arbeit­er ein­beziehen und engagieren kann.

Das Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter eignet sich per­fekt, um das Ler­nen zu verbessern. Wir haben alle Haup­trisiken in unserem Betrieb iden­ti­fiziert und kri­tis­che, häu­fig inakzept­able Hand­lun­gen der Arbeit­nehmer fest­gestellt. Sag es mir und ich vergesse es. Unter­richte mich und ich erin­nere mich. Beziehe mich ein und ich lerne.

Die Sicher­heit­ser­fahrung tut das­selbe; sie bezieht die Arbeit­er ein und engagiert sie, damit sie bess­er ler­nen. Es gibt eine Rei­he kreativ­er Ideen, die während der Inbe­trieb­nahme des Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter entwick­elt wur­den, die ein Über­raschungse­le­ment enthal­ten und die Risikowahrnehmung unseres Teams verbessern können.

Krope: Wie fügt sich das Sicher­heits-Erleb­nis-Train­ingszen­trum als inte­gra­tives Ele­ment in das beste­hende Schu­lung­spro­gramm von JSW ein?

Thakkar: Wir haben viele Optio­nen erkun­det, von funk­tion­ieren­den und nicht funk­tion­ieren­den Mod­ellen bis hin zu AR/VR, und uns schließlich für das Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter für immer­sives Ler­nen für das Team entschieden.

Das Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter wird die beste­hen­den Schu­lun­gen für unsere Mitar­beit­er ergänzen. Wir wer­den weit­er­hin Unter­richt­sein­heit­en mit Videos, Demos und Präsen­ta­tio­nen durchführen.

Zusam­men­fassend lässt sich sagen, dass die indi­vidu­ellen Werte, die gelebte Sicher­heit­skul­tur, die Ein­stel­lung jedes Einzel­nen, die eigene Wahrnehmung, die vorhan­de­nen Kom­pe­ten­zen und die per­sön­lichen Ver­hal­tens­muster der Mitar­bei­t­en­den einen großen Ein­fluss auf die sub­jek­tive Wahrnehmung der Arbeitssicher­heit haben. Im Sicher­heit­strain­ingszen­trum ste­ht der Spaß und die Freude am aktiv­en Ler­nen und Aus­pro­bieren im Vorder­grund. Denn wenn jed­er Spaß beim Ler­nen hat, ist der Lern­er­folg automa­tisch größer, und das wiederum hil­ft dabei, Men­schen für Arbeitssicher­heit zu begeis­tern und sie da zu bewe­gen, wo es am nach­haltig­sten ist – ihrem Verhalten.

Anmerkung des Inter­view­ers: Das Inter­view wurde mit dem inter­net­basierten DeepL-Trans­la­tor vom Englis­chen ins Deutsche über­set­zt und nicht angepasst, um den Inhalt nicht zu verfälschen.


Das Stahlun­ternehmen: JSW Steel ist das Flag­gschiff der diver­si­fizierten JSW Group mit einem Umsatz von 13 Mrd. US-Dol­lar. In den let­zten drei Jahrzehn­ten hat sich JSW Steel von ein­er einzel­nen Pro­duk­tion­sein­heit zu Indi­ens führen­dem inte­gri­erten Stahlun­ternehmen mit ein­er Kapaz­ität von 28 Mio. Tonnen/Jahr (MTPA) in Indi­en und den USA entwick­elt. Die Pro­duk­tion­sstätte des Unternehmens in Vijayana­gar, Kar­nata­ka, ist mit ein­er Kapaz­ität von 12 MTPA die größte stahlerzeu­gende Anlage an einem Stan­dort in Indi­en. Pro­duziert wer­den dort hochw­er­tige Spezial­stahl­pro­duk­te, die im Baugewerbe, in der Infra­struk­tur, im Auto­mo­bil­bau, in der Elek­troin­dus­trie, in der Haushalts­gerätein­dus­trie usw. einge­set­zt werden.

Mit etwa 22.000 (Stand Juni 2022) Beschäftigten am Stan­dort Vijayana­gar hat die Sicher­heit und Gesund­heit hohe Pri­or­ität und Bedeu­tung. Das neue Arbeitssicher­heit­strain­ings­cen­ter soll als ein weit­er­er inno­v­a­tiv­er Baustein zu ein­er nach­halti­gen Sicher­heit­skul­tur bei JSW Steel beitragen.


Dipl.-Ing. Matthias Krope
Dipl.-Ing. Matthias Krope; Foto: © Young­woo Ind.

Autor:
Dipl.-Ing. Matthias Krope
www.youngwooind.com

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