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Allianz Schifffahrtsstudie

Allianz Schifffahrtsstudie
Stürmische See zwischen Kriegsfolgen und Transportboom

Stürmische See zwischen Kriegsfolgen und Transportboom
Foto: © Nightman1965 – stock.adobe.com

Die inter­na­tionale Schiff­fahrtsin­dus­trie kon­nte auch im ver­gan­genen Jahr ihren pos­i­tiv­en Sicher­heit­strend fort­set­zen, ste­ht aber vor ein­er Rei­he von neuen Prob­le­men infolge der Inva­sion Rus­s­lands in der Ukraine und der Über­las­tung von Häfen durch den weltweit­en Trans­port­boom. Die Lage der Besatzun­gen bleibt anges­pan­nt, auch wenn die Coro­na-Pan­demie abebbt. Auch die Größe der Schiffe sowie anspruchsvolle Kli­maschutzziele set­zen die Schiff­fahrt unver­min­dert unter Hand­lungs­druck, so die Safe­ty & Ship­ping Review 2022 des Ver­sicher­ers Allianz Glob­al Cor­po­rate & Spe­cial­ty SE (AGCS).

Die jährliche AGCS-Studie analysiert die gemelde­ten Schiffsver­luste und ‑unfälle über 100 Brut­to­ton­nen. Im Jahr 2021 wur­den weltweit 54 Totalver­luste von Schif­f­en gemeldet, ver­glichen mit 65 im Jahr zuvor. Dies entspricht einem Rück­gang von 57 Prozent über zehn Jahre (127 im Jahr 2012), während Anfang der 1990er Jahre jährlich noch mehr als 200 Schiffe ver­loren gin­gen. Die Gesamtzahl der Ver­luste im Jahr 2021 ist umso beein­druck­ender, als weltweit heute schätzungsweise 130.000 Schiffe unter­wegs sind, während es vor 30 Jahren noch 80.000 waren. Diese Fortschritte spiegeln die Weit­er­en­twick­lung der Sicher­heits-maß­nah­men im Laufe der Zeit wider – durch Schu­lun­gen und Pro­gramme, verbesserte Schiff­skon­struk­tio­nen, neue Tech­nolo­gien und ver­schärfte Vorschriften.

Während die Totalver­luste im ver­gan­genen Jahr zurück­gin­gen, stieg die Zahl der gemelde­ten Schiff­sun­fälle. Auf den Britis­chen Inseln war die Zahl am höch­sten (668 von 3.000). Mehr als jed­er dritte Vor­fall weltweit (1.311) war auf Maschi­nen­schä­den zurück­zuführen, gefol­gt von Kol­li­sio­nen (222) und Brän­den (178),
wobei die Zahl der Brände um fast 10 Prozent zunahm.

Krieg in der Ukraine

Die Schiff­fahrts­branche wurde durch den Ein­marsch Rus­s­lands in die Ukraine in mehrfach­er Hin­sicht beein­trächtigt: durch den Ver­lust von Schif­f­en und Besatzungsmit­gliedern im Schwarzen Meer, die Unter­brechung des Han­dels und die Erfül­lung von Sank­tio­nen. Zudem hat die Branche im täglichen Betrieb mit Auswirkun­gen auf die Besatzung, Treib­stoff­prob­le­men und poten­ziellen Cyber­risiken zu kämpfen. Rus­sis­che Seeleute machen etwas mehr als 10 Prozent der weltweit 1,89 Mil­lio­nen Beschäftigten aus, während etwa 4 Prozent aus der Ukraine stam­men. Diese Seeleute kön­nten Schwierigkeit­en haben, in ihre Heimat zurück­zukehren oder nach Ablauf ihrer Verträge wieder auf die Schiffe zu kom­men. Gle­ichzeit­ig war­nen die Sicher­heits­be­hör­den weit­er­hin vor erhöht­en Cyber­risiken für den Schiff­fahrtssek­tor, wie zum Beispiel GPS-Störun­gen oder Spoof­ing des automa­tis­chen Iden­ti­fika­tion­ssys­tems (AIS).

Brände an Bord

Im ver­gan­genen Jahr führten Brände an Bord des Ro-Ro-Auto­trans­porters Felic­i­ty Ace und des Con­tain­er­schiffs X‑Press Pearl zu Totalver­lus­ten. Brände auf Frachtern sind ein zunehmendes Prob­lem. Allein in den let­zten fünf Jahren wur­den über 70 Brände auf Con­tain­er­schif­f­en gemeldet, heißt es in dem Bericht. Brände brechen häu­fig in Con­tain­ern aus, was die Folge von nicht oder falsch deklar­i­ert­er gefährlich­er Ladung wie Chemikalien und Bat­te­rien sein kann – etwa 5 % der ver­schifften Con­tain­er beste­hen aus nicht deklar­i­erten Gefahrgütern. Brände auf großen Schif­f­en kön­nen sich schnell aus­bre­it­en und sind schw­er unter Kon­trolle zu brin­gen. Dies führt oft dazu, dass die Besatzung das Schiff ver­lassen muss und sich die Gesamtschä­den eines Bran­des erhe­blich erhöhen kann.

Große Schiffe stellen die Schiff­fahrt unverän­dert vor eben­solche Schwierigkeit­en. Wenn sie in Seenot ger­at­en, kann es schwierig sein, einen Nothafen zu find­en. Es wer­den spezielle ‑Geräte Schlep­per, Kräne und Hafenein­rich­tun­gen benötigt, was den Zeit- und Koste­naufwand für eine Bergung erhöht. Die X‑Press Pearl sank, nach­dem ihr auf­grund eines Bran­des von zwei Häfen die Zuflucht ver­weigert wurde. Die Häfen waren nicht in der Lage oder nicht bere­it, Salpeter­säure aus einem leck­en Tank zu ent­laden. Die Bergung des Auto­trans­porters Gold­en Ray, der 2019 in den USA ken­terte, dauerte fast zwei Jahre und kostete über 800 Mil­lio­nen Dollar.

Neue Herausforderungen nach der Pandemie

Zwar hat­te die Covid-19-Pan­demie nur wenige direk­te Schä­den für die Schiff­fahrtsver­sicherung zur Folge. Allerd­ings ste­ht die Pan­demie hin­ter vie­len aktuellen Schwierigkeit­en in der Branche, die Sicher­heits­be­denken aufw­er­fen: die Besatzungskrise, den Trans­port­boom und die Über­las­tung der Häfen. Die Nach­frage nach Crewmit­gliedern ist hoch, doch viele qual­i­fizierte und erfahrene Seeleute ver­lassen die Branche. Inner­halb von fünf Jahren wird ein ern­sthafter Man­gel an Offizieren prog­nos­tiziert. Bei den Seeleuten, die bleiben, ist die Arbeitsmoral niedrig, da der wirtschaftliche Druck, die Ein­hal­tung von Vorschriften und die Arbeits­be­las­tung hoch sind. Eine solche Arbeitssi­t­u­a­tion erhöht die Fehlernei­gung – 75 Prozent der Zwis­chen­fälle in der Schiff­fahrt sind auf men­schlich­es Ver­sagen zurück­zuführen, wie eine AGCS-Analyse zeigt.

Klimawandel: Probleme des Übergangs

Da die inter­na­tionalen Bemühun­gen zur Bekämp­fung des Kli­mawan­dels an Dynamik gewin­nen, gerät die Schiff­fahrts­branche zunehmend unter Druck, kli­mafre­undlich­er zu wer­den. Die Treib­haus­gase­mis­sio­nen sind zwis­chen 2012 und 2018 um rund 10 Prozent gestiegen. Die Dekar­bon­isierung der Branche wird große Investi­tio­nen in grüne Tech­nolo­gien und alter­na­tive Kraft­stoffe erfordern. Eine wach­sende Zahl von Schif­f­en stellt bere­its auf Flüs­sigerdgas (LNG) um, während andere alter­na­tive Kraft­stoffe in der Entwick­lung sind, darunter Ammo­ni­ak, Wasser­stoff und Methanol sowie elek­trisch betriebene Schiffe. Der Ein­satz alter­na­tiv­er Kraft­stoffe geht mit einem erhöht­en Risiko von Maschi­ne­naus­fällen in der Über­gangsphase einher.

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