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Welche Produkte können Asbest enthalten?

Produktvorkommen
Welche Produkte können Asbest enthalten?

Welche Produkte können Asbest enthalten?
Wellplatten enthalten häufig Asbest. Foto: © Tomas Ragina - stock.adobe.com

Es gibt ein bre­ites Pro­duk­tvorkom­men von Asbest. In natür­lich­er Form kommt es unter anderem als Ser­pentingestein vor. Dieses wird häu­fig für Bauw­erke und Stein­met­zarbeit­en einge­set­zt. Darüber hin­aus kön­nen Asbestze­ment, Putze, Spach­tel, Kitte und Far­ben, Fuß­bo­den­beläge und Brand­schutzpro­duk­te Asbest enthalten.

Asbest in Serpentingestein

Her­steller von Ser­pentingestein müssen nach­weisen, dass ihre Pro­duk­te frei von Asbest sind. Die Gren­ze für Asbest­frei­heit liegt bei 0,1 Gewicht­sprozent. Nur wenn das Ser­pentingestein unter diesem Gren­zw­ert liegt, darf es in den Han­del gebracht wer­den. Prob­lema­tisch sind bere­its ver­ar­beit­ete asbesthaltige Ser­pentingesteine, wie zum Beispiel

  • Kamin­simse aus Ser­pen­tinit aus dem Zöblitzer Ser­pentin­brüchen oder
  • Verklei­dun­gen und Boden­beläge aus Ser­penti­no Verde Vit­to­ria (Ital­ien).

Hier liegen meist keine Erken­nt­nisse über das tat­säch­liche Vorhan­den­sein von Asbest vor. Bei alten Pro­duk­ten aus solchem Gestein sollte keine mech­a­nis­che Bear­beitung erfol­gen, bevor der Asbest­ge­halt unter­sucht wurde.

Asbestzement

Pro­duk­te aus Asbestze­ment (AZ-Pro­duk­te) wur­den von unter­schiedlichen Her­stellern pro­duziert und in den Han­del gebracht. Zement­pro­duk­te, die bis Novem­ber 1993 in den Han­del kamen, waren in der Regel asbesthaltig. Danach mussten sie asbest­frei sein. Der größte Anbi­eter Eter­nit ver­sieht heute seine Pro­duk­te aus Faserze­ment mit dem Stem­pel „AF“ (asbest­frei).

Typ­is­che Pro­duk­tvorkom­men mit Asbestzement:
  • Wellplat­ten (5er und 6er Wellplat­ten sowie „Berlin­er Welle“)
  • ebene Plat­ten
  • kle­in­for­matige Plat­ten (Kun­stsch­iefer)
  • Form­stücke zu Wellplat­ten (Traufteile, Firsthauben, Ort­gang­plat­ten, Kehlplatten)
  • Rohre in unter­schiedlichen Nen­nweit­en bis max. DN 1500
  • Kanäle (Vierkantrohre)
  • Pass-Stücke für Rohre und Kanäle

Pro­duk­te aus Asbestze­ment gibt es in unter­schiedlichen Aus­führun­gen (gepresst, dampfge­härtet, unbeschichtet, beschichtet). Sie enthal­ten in der Regel 15 bis 16 Masse­prozent an Asbest­fasern, vor allem Chrysotil-Asbest (Weißas­best). In Einzelfällen wurde auch Kroky­dolith (Blauas­best) zuge­set­zt, um die Sta­bil­ität zu erhöhen. Im einge­baut­en Zus­tand set­zen Pro­duk­te aus Asbestze­ment in der Regel keine Fasern frei, sofern keine mech­a­nis­che Beanspruchung erfol­gt. Beim Rück­bau wird meist die Akzep­tanzkonzen­tra­tion von 10.000 Fasern/m3 Luft über­schrit­ten. Allerd­ings wird die Tol­er­anzkonzen­tra­tion von 100.000 Fasern/m3 in der Regel nicht erreicht.

Asbesthaltige Kitte, Spachtelmassen, Putze und Farben

Asbesthaltige Spachtelmasse
Viele indus­triell hergestellte Spachtel­massen enthal­ten Asbest­fasern. Foto: © Kad­my — stock.adobe.com

Kitte, Spachtel­massen, Putze und Far­ben gehören zu bau­chemis­chen Pro­duk­ten, die Asbest­faser­an­teile enthal­ten kön­nen. Beson­ders bekan­nt sind „Mori­nol“ und „Guro-Kitt“.

Der Fugenkitt „Mori­nol“ wurde im DDR-Plat­ten­bau einge­set­zt. Er wurde bis 1983 unter Ver­wen­dung Chrysotil-Asbest hergestellt und diente vor allem zum Abdicht­en, beispiel­sweise von Mauer­w­erksfu­gen, Fen­stern und Türen. „Guro-Kitt“, das eben­falls Anteile von Weißas­best enthält, wurde in der Elek­trotech­nik zum Abdicht­en in Feuch­trau­min­stal­la­tio­nen eingesetzt. 

Es gibt noch viele weit­ere indus­triell hergestellte Spachtel­massen und Beschich­tungsstoffe, die 8 bis 55 Masse­prozent Asbest­fasern enthal­ten kön­nen. Über­wiegend in West­deutsch­land wur­den viele Putze, Kle­ber und Kitte ver­wen­det, die nicht näher bekan­nte Men­genan­teile von Asbest enthal­ten kön­nen. Da die Ein­satzbere­iche stark vari­ieren, kann nur eine sachkundi­ge Per­son zuver­läs­sige Aus­sagen zu möglichen Gesund­heits­ge­fährdun­gen tre­f­fen. Diese muss dazu Proben vor Ort ent­nehmen und im Labor analysieren lassen.

Im einge­baut­en und unberührten Zus­tand beste­ht bei diesen Mate­ri­alien eine sehr geringe Gefahr, dass Asbest­fasern freige­set­zt wer­den. Dies ist im Falle ein­er Bear­beitung (zum Beispiel mech­a­nis­ches Abtra­gen) anders: Die freige­set­zten Asbest­fasern kön­nen dann sog­ar die Tol­er­anzkonzen­tra­tion über­schre­it­en. Ob dies tat­säch­lich der Fall ist, hängt zum einen von der Art der Bear­beitung, zum anderen von der Bindung der Fasern im Bindemit­tel ab.

Fußbodenbeläge mit Asbest

Eine beson­dere Form bau­chemis­ch­er Pro­duk­te sind die mit Asbest ver­ar­beit­eten Fuß­bo­den­beläge. Es gibt zwei Produktvorkommen: 

Fußbodenbeläge enthalten häufig Asbest
In ver­ar­beit­eten Fuß­bo­den­belä­gen lässt sich teils noch Asbest find­en. Foto: © viap­py – stock.adobe.com
  • Cush­ion-Beläge: Die Beläge sind auf eine Träger­pappe aufge­bracht (kaschiert). Die Träger­pappe enthält rund 40 bis 98 Masse­prozent Asbestfasern.
  • Vinyl-Beläge (Floor­Flex): Die Beläge enthal­ten rund 20 Masse­prozent Asbest­fasern. Diese sind fest in die PVC-Matrix eingebunden.

Ob bei der Nutzung Asbest­fasern freige­set­zt wer­den, hängt von der Abnutzung der Belag­sober­flächen ab. Beim Aus­bau wer­den – bed­ingt durch die Art der Ent­fer­nung – Asbest­fasern bis über die Tol­er­anz­gren­zen hin­aus freigesetzt.

Brandschutzprodukte

Eine der wichtig­sten Eigen­schaften von Asbest ist: Das Min­er­al ist nicht brennbar. Deshalb gibt es hohes Pro­duk­tvorkom­men in diesem Bere­ich. Brand­schutzpro­duk­te mit Asbest lassen sich in zwei Kat­e­gorien einteilen:

  • Brand­schutzbau­ma­te­ri­alien (zum Beispiel Plat­ten­werk­stoffe wie Promabest, Bau­fa­therm, Sokalit)
  • Brand­schutzdicht­ma­te­ri­alien (zum Beispiel Schnüre, Gewebe, Pack­un­gen, Putze)

Um die gewün­schte Wirkung zu erzie­len, mussten diese Pro­duk­te einen hohen Asbestanteil (bis zu 80 Masse­prozent) und eine lockere Bindungsstruk­tur aufweisen. Vor allem in Brand­schutzdicht­ma­te­ri­alien wur­den Fasern aus Chrysotil-Asbest in sehr lock­eren Bindun­gen ver­ar­beit­et. Der hohe Faser­an­teil und die lockere Bindung führen dazu, dass auch im einge­baut­en Zus­tand ständig Fasern in die Umge­bung abgegeben wer­den. Hinzu kommt, dass viele Pro­duk­te im Innen­raum­bere­ich einge­set­zt wur­den. Hier ist also auch ohne Bear­beitung mit hohen Faser­freiset­zun­gen zu rech­nen. Eine Ober­flächenbeschich­tung (zum Beispiel mit Far­ben, Tape­ten) reduziert diese Belas­tung nur in geringem Maß. Beim Aus­bau dieser Brand­schutzpro­duk­te wer­den – bed­ingt durch die Art der Ent­fer­nung – Faser­freiset­zun­gen bis weit über die Tol­er­anzkonzen­tra­tion erreicht.

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