Eine aktuelle Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsdaten von 682.000 AOK-Versicherten in Pflegeberufen ergibt, dass Erkrankungen in Zusammenhang mit Burnout in der Pflege fast doppelt so häufig vorkommen wie in allen anderen Berufsgruppen. Diese Belastung zeigt sich nicht erst durch die Corona-Pandemie, sondern seit Jahren zeigen Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), dass psychische und psychosomatische Erkrankungen beim Pflegepersonal zunehmen. Burnout in der Pflege ist nicht geschlechtsabhängig. Aber: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Pflegekräften, an Burnout zu erkranken, wenngleich es bei den unter 30-Jährigen schon vergleichsweise hohe Krankheitsfälle gibt.
Burnout in der Pflege vorbeugen
Die Zahlen vermitteln den dringenden Handlungsbedarf, denn ohne die Pflegekräfte kollabiert das Gesundheitssystem. Die AOK fordert deshalb, die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Zudem sei es notwendig, die Rolle der Pflegeberufe und deren Attraktivität zu steigern. Für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser wird es zunehmend schwierig, ausreichend Pflegepersonal zu finden – und das bei zunehmendem Pflegebedarf. Aufgrund höherer Lebenserwartung gibt es beispielsweise immer mehr demenzkranke und multimorbide Menschen, die viel Zuwendung brauchen und deren Pflege viel Fachwissen, aber auch Zeit erfordert. Aber schon heute sind viele Stellen unbesetzt. Infolgedessen mangelt es an Zeit und gleichzeitig erhöht sich die Arbeitsdichte. Das ist ein immenser Belastungsaspekt: Die Pflegenden können sich nicht ausreichend intensiv um ihre Patientinnen und Patienten kümmern, weswegen sie häufig mit einem unguten Gefühl in ihren Feierabend gehen. Zudem sind die Arbeitspläne wenig belastbar und immer häufiger werden Beschäftigte außerhalb des regulären Diensts als Vertretung aus ihrer Freizeit an den Arbeitsplatz beordert. Diese Mehrbelastungen führen laut AOK jedoch dazu, dass Pflegende dem Druck nicht mehr stand halten können, krank werden und ausfallen. So potenziert sich das Risiko für Burnout in der Pflege.
Zahlen belegen: Das Erkrankungsrisiko steigt
Laut Ergebnissen des WIdO-Fehlzeiten-Reports stieg die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in der Pflege (einschließlich Burnout in der Pflege) im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 6,2 Tage je AOK-Mitglied an und lag damit erneut weit über dem Durchschnitt aller Berufe (3,4 Tage). Erkrankungen im Zusammenhang mit der Diagnose Burnout verursachten bei Pflegekräften im vergangenen Jahr im Schnitt 28,2 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 AOK-Mitglieder, deutlich mehr als in anderen Berufen mit 14,2 Tagen (siehe Grafik).
Über alle Krankheitsarten hinweg lag nach dem Fehlzeiten-Report die Anzahl der durchschnittlichen Ausfalltage je AOK-Mitglied in der Pflege im Jahr 2021 mit 26,2 Tagen um ein Drittel höher als bei allen AOK-versicherten Beschäftigten (19,7 Tage) und erreichte ein neues Rekordniveau. Selbst wenn die spezifische Alters- und Geschlechtsstruktur der Beschäftigten in der Pflege berücksichtig wird, liegen die durchschnittlichen Ausfalltage immer noch um 27 Prozent höher.